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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Wolframs Kinn war ihm auf die Brust gesunken, und er würde am Morgen sicherlich einen steifen Hals haben und sich den ganzen Tag darüber beschweren. Voller Schuldgefühle fragte sie sich, ob er wohl versucht hatte, sie in der Nacht zu wecken, und dann kam sie zu dem Schluss, dass es sein Fehler war, wenn ihm das nicht gelungen war, und nicht der ihre. Sie wollte ihn gerade aufwecken, einfach nur um des Vergnügens willen, ihn murren und knurren zu hören, als sie aus dem Augenwinkel einen Lichtschein wahrnahm.
    Ranessa drehte sich nach Osten. Die Sonne ging hinter einem zerklüfteten Felsengipfel auf, der sich vor einem goldenen Sonnenaufgang abzeichnete.
    Der Drachenberg.

Der Weg zum Drachenberg war kaum mehr als ein Eselspfad. Er zog und wand sich über die riesigen, rötlichen Felsen, verlief an Steilhängen entlang, kroch um zerzauste Krüppelkiefern herum. Es konnte Tage dauern, diesen Weg hinter sich zu bringen. Die Omarah, ein Volk, das die Mönche beinahe wie Götter anbetete und ihnen diente, hatten an der Strecke Schutzhütten errichtet, damit jene Reisenden, die am Berg vom Einbruch der Dunkelheit überrascht wurden, dort Zuflucht suchen konnten. Diese Hütten waren schlicht, ähnlich wie die, in denen die Omarah wohnen, aber es gab immer genügend Feuerholz. Wolfram war mit diesem Weg vertraut; er war viele Male hier entlanggezogen, und normalerweise brauchte er zu Fuß etwa drei Tage. Da Pferde auf dem steilen Bergpfad nicht gut zurechtkommen, hatten ein paar geschäftstüchtige Vinnengaelier ein kleines Dorf am Fuß des Bergs gegründet, wo sie anboten, die Pferde jener zu versorgen, die zum Kloster wollten, und ihnen Maultiere und Esel liehen. Wolfram gab die Pferde bei diesen Leuten ab (obwohl er ihre Preise für unverschämt hielt), aber er weigerte sich, auf einem Esel zu reiten.
Zwerge
halten Esel für Pferde, mit denen nicht alles stimmt, und benutzten sie nur für den Transport von Gepäck. Wolfram stieg immer zu Fuß den Berg hinauf und ließ sich Zeit. Er hatte seine Lieblingshütten an der Strecke, in denen er die Nächte verbrachte.
    Ranessa stellte diese Pläne selbstverständlich auf den Kopf. Wenn sie Flügel gehabt hätte, hätte das immer noch nicht genügt, sie schnell genug zum Gipfel zu bringen. Da sie sich aber auf ihre Füße verlassen musste, eilte sie in einem Tempo den Berg hinauf, das den Zwerg bald zum Schnaufen und Ächzen brachte. Sie starrte Wolfram wütend an, wann immer dieser stehen blieb, um Luft zu schnappen; sie ging ungeduldig auf und ab und verlangte alle dreißig Sekunden zu wissen, ob er nun endlich weitergehen oder Wurzeln schlagen wolle.
    »Das Kloster gibt es schon seit Jahrhunderten, Mädchen«, protestierte der Zwerg. »Es wird nicht davonsegeln.«
    Sie weigerte sich zuzuhören, sondern scheuchte ihn weiter, so dass er keinen Augenblick Frieden fand. Einmal überholten sie ein paar Mitreisende – eine Gruppe von Gelehrten aus Krammes, die zu den Mönchen zurückkehrten, um sich mit ihnen zu besprechen. Es gibt einen inoffiziellen Brauch auf dem Berg, der besagt, dass Gruppen, die einander auf dem Weg begegneten, immer stehen bleiben, um sich freundlich zu begrüßen und Neuigkeiten auszutauschen. Diese Menschen waren ausgesprochen interessiert zu hören, dass Wolfram und Ranessa aus dem Westen kamen. Stimmte es, dass in Dunkarga Krieg herrschte?
    Wolfram hätte sich sehr gern mit ihnen unterhalten, aber als er Ranessa sagte, dass er mit diesen netten Leuten sprechen wollte, bekam sie einen Wutanfall. Ihr zorniges Geschrei hallte vom Berghang wider, und ihr wilder Blick bewirkte, dass die Krammesianer rasch ihre Reise fortsetzten. Wolfram bedauerte jeden freundlichen Gedanken, den er jemals für Ranessa gehegt hatte, und war versucht, sie den nächsten Steilhang hinunterzuwerfen.
    Die Sonne hatte sich schon weit nach Westen bewegt, als sie die erste seiner Lieblingshütten erreichten. Wolfram verkündete, sie würden hier die Nacht verbringen. Ranessa war empört und erklärte, es wären noch viele Stunden Tageslicht übrig. Aber Wolfram ließ sich nicht beirren, denn die nächste Hütte war eine halbe Tagesreise entfernt, und er hatte nicht vor, nach Einbruch der Dunkelheit noch am Berghang zu verweilen. Zornig erklärte er, sie könne ja weitergehen, wenn sie wollte. Ranessa sah einen Augenblick lang aus, als hätte sie das tatsächlich vor, aber dann begriff sie entweder, dass die Entscheidung des Zwergs klüger war, oder sie war müder, als sie zugeben

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