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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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wollte. Sie stürzte in die Hütte und warf sich auf den Boden, wo sie den Rest der Nacht schmollend liegen blieb.
    Zumindest war sie ruhig, wenn sie schmollte. Wolfram hielt das für einen Segen. Erfreut über seinen Sieg bereitete er sich auf seinen Schlaf vor. Er brauchte keine Wache zu halten, denn der Weg wurde von den Omarah beschützt, die alle behüteten, die die Mönche besuchten. Der Zwerg schlief sofort ein, und das war gut, denn Ranessa weckte ihn zwei Mal in der Nacht und versuchte ihm einzureden, dass es Morgen war und sie aufbrechen sollten.
    Nach einem weiteren Tag mit Ranessa am Berghang kam Wolfram zu der Ansicht, dass alles – selbst ein Sturz vom Berg – einer einzigen weiteren Sekunde mit ihr vorzuziehen sei. Zu Ranessas großer Freude stimmte er zu, noch lange nach dem Sonnenuntergang weiterzuziehen. Zum Glück begegneten sie einer Omarah, und die Angehörigen dieses Volkes kannten sich bei Tag und Nacht auf dem Weg aus. Er nahm die Frau beiseite, zeigte ihr seinen Armreif und erklärte, er befände sich auf einer dringenden Mission und bräuchte ihre Hilfe. Sie stimmte zu, sie während des Restes des Wegs zu führen.
    Die Omarah gehören zu den größten Menschen in Loerem, sie sind im Durchschnitt etwa sieben Fuß groß, einige noch viel größer. Sie sind ein schweigsames, genügsames Volk, und sie sprechen nur, wenn sie wirklich etwas zu sagen haben und drücken es dann in so wenig Worten wie möglich aus. Omarah sind ausgesprochen höflich, aber für beiläufige Konversationen oder leeres Geschwätz haben sie nichts übrig. Sie antworten auf Fragen mit einem Nicken oder einem Kopfschütteln, und wenn die Frage nicht auf diese Weise beantwortet werden kann, beantworten sie sie überhaupt nicht. Niemand weiß viel über sie, denn sie sprechen nie mit Außenseitern über sich selbst. Es heißt, die Omarah hätten immer schon am Drachenberg gelebt. Falls es irgendwo sonst auf der Welt Angehörige dieses Volkes gibt, dann weiß niemand davon.
    Die Omarah-Frau ging vor ihnen her. Sie trug eine Lederrüstung, einen Feilumhang und einen riesigen Speer, den sie auch als Wanderstab benutzte. Der Aufstieg erwies sich als einigermaßen leicht, denn die Luft war so klar wie der feinste Kristall und die Sterne so zahlreich, dass es aussah, als sei der Himmel vollkommen von ihnen bedeckt. Als sie über eine Anhöhe kamen, zeigte die Omarah schweigend geradeaus.
    Ein hell erleuchtetes Gebäude stand vor ihnen.
    »Ist es das?«, fragte Ranessa ehrfurchtsvoll.
    »Das ist es«, erklärte Wolfram, der noch nie so dankbar gewesen war, diesen Ort zu erblicken. »Das Kloster der Mönche der fünf Drachen.«
    Er dankte der Omarah-Frau, die sich weigerte, eine Bezahlung anzunehmen. Sie drehte sich schweigend um und ging wieder den Pfad hinunter. Wolfram eilte auf das Kloster zu, wo warmes Essen, kaltes Bier und ein bequemer Strohsack warteten. Er hatte schon einige Schritte zurückgelegt, als er begriff, dass er allein war. Erstaunt drehte er sich um und sah Ranessa dort stehen, wo er sie zurückgelassen hatte.
    »Kommst du endlich?«, fragte er.
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Was ist los?«, brüllte Wolfram. »Nachdem du mich die ganze Zeit über so gedrängt hast, dass es mich auf diesem verfluchten Weg beinahe umgebracht hätte, willst du jetzt hier stehen bleiben?«
    Er stampfte zu ihr zurück, so wütend, dass er kaum geradeaus schauen konnte.
    »Ich habe Angst«, sagte sie mit bebender Stimme.
    »Angst!« Er schnaubte.
    Er packte sie an der Hand und hatte vor, sie mit sich zu zerren, wenn es notwendig würde, aber er bemerkte verblüfft, dass ihre Hand so kalt war wie die einer Leiche und sie buchstäblich vor Angst zitterte.
    »Wovor fürchtest du dich?«, fragte er. »Du wolltest doch herkommen! Du hast den ganzen Sommer von nichts anderem gesprochen.«
    »Ich weiß«, wimmerte Ranessa. »Ich möchte hier sein, und gleichzeitig möchte ich es nicht. Ich kann es nicht erklären. Ich verstehe es selbst nicht. Ich… ich denke, ich sollte vielleicht wieder ins Tal zurückkehren.«
    »O nein, das wirst du nicht tun«, sagte Wolfram. Sein Armreif wurde rasch wärmer, aber er brauchte diese Mahnung nicht. »Wir gehen jetzt da rein und suchen uns ein Bett und etwas zu essen. Wenn du morgen früh immer noch gehen willst, ist das deine Sache.« Er starrte sie wütend an. »Kommst du jetzt, oder muss ich dich tragen?«
    »Ich… ich komme mit«, sagte sie sanftmütig.
    Sanftmütig! Er hätte nie geglaubt,

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