Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
Sonnenlicht. Kalter Schatten fiel auf sie. Obwohl die Sonne überall sonst schien, stand Damra im Dunkeln, im Dunkel der Leere. Magie der Leere nahm ihren Mut und ihre Hoffnung, ließ ihre Seele selbst leer werden.
Die Kaufleute warfen ihre Verkleidung ab und rannten mit gezückten Schwertern vor dem Vrykyl her. Sie hatten ihre Aufmerksamkeit auf Arim und Jessan gerichtet und ignorierten Damra. Die Soldaten überließen den Paladin dem Vrykyl. Ein Hinterhalt, dachte Damra bedauernd. Und ich bin direkt hineinspaziert. Sie schaute zu ihren Begleitern zurück.
So wie ein Kaninchen beim Anblick des Kojoten erstarrt, waren die beiden Pecwae beim Anblick des Vrykyl beinahe leblos geworden. Sie standen starr da und glotzten und waren kreidebleich. Damra rief nach Bashae, rief ihn drei Mal, aber er hörte sie nicht. Er gab ein Wimmern von sich. Damra streckte die Hand nach hinten aus, schüttelte den jungen Pecwae heftig.
»Bashae!«, rief sie noch einmal.
Seine Augen waren vor Schreck weit aufgerissen. Er starrte sie in hilfloser Furcht an.
»Flieht in den Garten! Der Garten!«
Sie zeigte in die entsprechende Richtung. Bashae schluckte. Sein gehetzter Blick wandte sich kurz dem Garten zu, kehrte dann aber voller Panik zu dem Vrykyl zurück. Damra hoffte, dass er sie verstanden hatte, denn sie hatte keine Zeit mehr, sich weiter um ihn zu kümmern. Sie packte ihr Schwert fester und stürzte vorwärts, um den Vrykyl abzufangen in der Hoffnung, seine Aufmerksamkeit von Bashae abzulenken.
Pecwae sind geborene Feiglinge, und sie schämen sich ihrer Feigheit nicht, denn nur, indem sie schneller laufen konnten als der Löwe, der sie verschlingen wollte, haben sie als Volk überlebt. Der Instinkt der Pecwae sagt ihnen, sie müssen vor Gefahr fliehen, und nachdem die ersten lähmenden Auswirkungen der Angst verklingen, reagieren sie diesem Instinkt entsprechend.
Alle Gedanken der Treue zu seinen Begleitern und der Liebe zu seinen Freunden verschwanden aus Bashaes Kopf. Vielleicht hatte er Damra gehört, vielleicht auch nicht. Er wusste nur, dass sich in einiger Entfernung eine vertraute Landschaft befand – eine Landschaft, die ihn an zu Hause erinnerte. Es gab Bäume, hinter denen man sich verstecken, Steine, unter die man kriechen konnte, Büsche, die Schutz boten. Die beiden Pecwae packten sich an den Händen und flohen ohne einen einzigen klaren Gedanken auf diese Zuflucht zu, wenn man von einem dringenden Bedürfnis, dem Tod zu entrinnen, einmal absah.
Jessan war beim Anblick des Vrykyl ebenso entsetzt – immerhin war das Geschöpf seiner Alpträume zum Leben erwacht. Er blieb stehen und starrte es an, unfähig, sich zu bewegen oder klar zu denken. Er hätte sich vielleicht umgedreht und wäre davongelaufen wie sein kleiner Freund, aber dann stieß einer der Menschen einen Kriegsschrei aus.
Der Schrei erweckte den Kriegergeist in Jessan. Ein Feind aus Fleisch und Blut stand vor ihm. Hier bot sich zumindest eine Gelegenheit, sich im Kampf zu beweisen. Dieses Wissen vertrieb den Schrecken aus Jessans Kopf. Er hob das Schwert, stieß einen haarsträubenden Schrei aus und stürzte sich auf den Feind.
»Werden die Elfen uns helfen?«, schrie Arim.
»Sie haben ihre eigenen Probleme!«, entgegnete Damra.
Sie konnte hinter sich den Lärm der Garnison hören, die sich auf den plötzlichen Angriff vorbereitete. Offiziere brüllten Befehle, Soldaten kamen aus ihren Quartieren gerannt und liefen die Treppen hinauf, um ihre Plätze in den Türmen einzunehmen. Die Tore zum äußeren Ring fielen mit einem Krachen zu.
Damra begegnete einem der Menschen mit klirrendem Stahl. Sie kämpfte nur zerstreut gegen ihn, denn ihre Aufmerksamkeit galt dem Vrykyl. Der Vrykyl näherte sich weiterhin, seinen feueräugigen Blick auf Damra gerichtet. Selbst aus dieser Entfernung spürte sie die Hitze seines Hasses.
Gut, dachte sie. Soll er sich auf mich konzentrieren. Ihr Gegner erwies sich als ärgerlich. Sie hatte ihn schon zwei Mal verwundet, aber dieser elende Mensch wollte einfach nicht sterben. Also wandte Damra ihre volle Aufmerksamkeit dem Kampf zu und wartete auf eine Gelegenheit. Als sie sie fand, trieb sie dem Mann das Schwert durch die Lederrüstung und in seinen vorstehenden Bauch. Dann riss sie die Waffe wieder heraus und sprang über die Leiche, noch während sie fiel, und stürzte sich auf den Vrykyl.
Jessan fand zu seinem Ärger, dass sein erster Kampf schwieriger war, als er erwartet hätte. Die Trevinici sind für ihren Mut
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