Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
suchen.«
Die Wyred war Damra schließlich in den Weg getreten.
»Ich könnte Euch davon abhalten, das Portal zu betreten«, sagte die Magierin.
»Das könntet Ihr versuchen«, erwiderte Damra. »Aber wozu sollte ein Kampf zwischen uns gut sein, außer zur Unterhaltung der Feinde?«
»Das Portal wird bald überrannt werden. Ihr seid ein Paladin. Euer Schwert und Eure Magie könnten uns helfen. Wenn das Portal fällt, wird das gesamte Elfenland in Gefahr sein.«
»Darüber hätte der Schild nachdenken sollen, bevor er die Verteidiger des Portals zurückzog«, sagte Damra scharf. »Glaubt Ihr wirklich, er hätte nichts von dieser Armee gewusst? Seid Ihr so leichtgläubig? Selbstverständlich hat er es gewusst. Er hat einen Handel mit diesen Geschöpfen abgeschlossen. Er gibt ihnen praktisch sicheres Geleit durch das Elfenportal – Geleit, das mit elfischem Blut bezahlt wird.«
»Der Schild ist weise«, begann die Wyred mit der alten Litanei, aber dann hielt sie inne.
Die Frau tat Damra Leid. Sie und die anderen waren die unschuldigen Opfer der Hinterhältigkeit ihres Herrn, und vielleicht fingen sie gerade erst an, das zu begreifen.
»Ich würde Euch helfen, wenn ich könnte«, sagte Damra sanfter. »Trotz der Tatsache, dass Ihr an der Entführung meines Mannes beteiligt wart.« Sie sah den Blick der Wyred flackern und wusste, dass sie mitten ins Ziel getroffen hatte. »Aber ich habe meinen eigenen Kampf, meinen eigenen Krieg zu führen.«
»Gegen den Schild«, sagte die Wyred kühl.
»Nein«, entgegnete Damra. Sie zeigte hinter sich in den Hof. »Gegen diesen Vrykyl und gegen andere Geschöpfe der Leere wie ihn. Das ist der wahre Feind. Wenn die Ahnen es wollen, werden wir das dereinst verstehen und aufhören, uns zu bekriegen.«
»Ihr lebt in einer sehr hübschen Welt, Paladin«, sagte die Wyred. »Ich frage mich, wie lange das dauern wird.«
Dann drehte sie sich zornig um und ging davon.
»Das frage ich mich selbst«, gab Damra nüchtern zu. »Nicht mehr lange, wenn wir hier bleiben«, erklärte sie dann entschlossen und schubste die Großmutter vor sich her, die, wenn man von ihrem Singen ausging, tief in ein Pecwae-Ritual versunken war. Sie rannten auf das Portal zu, ein Oval schimmernden Graus vor Bäumen und blühenden Büschen. Sie hatten es beinahe erreicht, als sie hörten, wie das Geheul hinter ihnen lauter wurde. Damra warf einen Blick über die Schulter. Horden von Taan rannten über den Hof und kamen direkt auf sie zu.
»Beeilt euch!«, rief sie. »Der Vrykyl hat sie hinter uns hergeschickt – «
Ein heftiger Windstoß riss ihr die Worte vom Mund. Die Bäume rings um das Portal lösten sich auf, die Blüten verschwanden. Der Wind war so stark, dass er die Pecwae von den Beinen riss. Bashae krachte gegen Jessan. Arim packte die Großmutter, als sie an ihm vorbeiflog, und hielt sie fest, obwohl der Wind drohte, sie ihm zu entreißen.
Der Himmel nahm eine unheimliche Orangefärbung an. Der Garten verschwand, und sie standen in einer Wüstenlandschaft. Sand wirbelte um sie her, stach ihnen in die Haut, verklebte ihre Augen, würgte sie. Der magische Helm des Paladin bedeckte Damras Gesicht und schützte sie vor den schlimmsten Auswirkungen des Sandsturms. Sie allein war in der Lage, etwas zu sehen.
Jessan hatte sich vornübergebeugt. Sein langes Haar wehte hinter ihm her. Mit einer Hand hielt er Bashae fest, mit der anderen schirmte er seine Augen ab. Vom Wind gebeutelt, hielt Ar im die Großmutter fest, die sich um ihn gewickelt hatte wie ein Tuch um einen Baumstamm. Er schrie Damra etwas zu, aber sie konnte über den Wind kein Wort hören.
»Haltet euch an den Händen!«, rief sie.
Sie konnten sie nicht hören, aber sie sahen sie. Die magische Rüstung schimmerte silbern in der seltsamen grauorangefarbenen Dunkelheit. Jessan grunzte schmerzerfüllt, als Bashae seine gebrochene Hand packte, aber er hielt weiter fest und gab kein anderes Geräusch von sich. So miteinander verbunden, taumelten sie auf das Portal zu. Damra war die Einzige, die es sehen konnte. Die anderen konnten nicht einmal die Köpfe heben, aber sie stolperten hinter Damra her wie eine Gruppe blinder Bettler.
Wirbelnder Sand trübte Damras Blickfeld, und sie war beinahe so blind wie der Rest. Aber sie blieb auf ihrem Kurs, richtete ihren Blick auf die Stelle, an der sie das Portal zum letzten Mal gesehen hatte. Ihre Augen begannen vor Anstrengung zu tränen. Sie fürchtete schon, dass sie das Portal verfehlt hatte, dass
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