Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
interessierte.«
»Ich verstehe. Sag mir kurz und bündig, meine Liebe – «, Shadamehr ergriff Alises Hand und zog sie an sich –, »was weißt du von dieser Hohen Magierin Clovis?«
»Mit einem Wort: Reinheit.«
»Das ist ein wenig zu kurz«, sagte Shadamehr. »Das verstehe ich nicht.«
»Sie hat immer Reinheit gepredigt: Reinheit der Gedanken, Reinheit der Motive, Reinheit der Taten, Reinheit des Herzens«, erklärte Alise rasch. Die Kavalleristen waren für einen Moment zum Stillstand gekommen, als ein Wagen mit Mehlsäcken ihnen in den Weg geriet. »Es überrascht mich nicht, dass sie den Rat aufgelöst hat. Sie behauptete immer, weil wir den Stein der Könige nicht mehr haben, sollten wir Menschen nicht versuchen, Paladine zu schaffen. Es ist nicht so, dass sie nicht an den Rat glaubte. Sie glaubte zu sehr daran. So lange der Rat nicht rein und vollkommen war wie zur Zeit seiner Entstehung, hatte er kein Recht zu existieren.«
»Danke, meine Liebe. Und jetzt lauft. Du und Ulaf.«
»Ganz bestimmt nicht«, erklärte Alise mit blitzenden Augen.
»Wenn irgendetwas passiert, werdet ihr mir draußen mehr nutzen als drinnen«, sagte Shadamehr leise. »Geh endlich!«
Der Offizier schrie den Kutscher an, und schließlich befahl er zweien seiner Männer, die Zügel der Pferde zu packen und den Wagen von der Straße zu führen. Nachdem dieses Hindernis aus dem Weg geräumt war, trabte er vorwärts und zügelte sein Pferd direkt vor Shadamehr.
»Baron Shadamehr?«, sagte er und stieg aus dem Sattel. »Ich bin Kommandant Alderman.«
»Kommandant«, sagte Shadamehr und verbeugte sich.
»Baron.« Der Kommandant verbeugte sich ebenfalls. »Ihr und die Elfen«, – sein Blick schweifte zu Damra und Griffith –, »werdet gebeten, sofort zum königlichen Palast zu kommen. Ich bin hier, um Euch dorthin zu eskortieren.«
»Und das weiß ich wirklich zu schätzen, Kommandant«, meinte Shadamehr lässig. »Nachdem Ihr diese Rüstung poliert habt, ist Euch sicher nicht mehr viel Spucke übrig geblieben. Aber trotz der Tatsache, dass ich diese Stadt seit fünfzehn Jahren nicht mehr aufgesucht habe, erinnere ich mich noch an den Weg zum Palast. Oder habt Ihr ihn verlegt?«
Shadamehr sah aus dem Augenwinkel, wie Alise und Ulaf in der Menge verschwanden und die andern Mitglieder ihrer Gruppe mit sich zogen. Sie gingen nicht weit. Sie blieben am Rand der Menge stehen, wo Shadamehr sie noch sehen konnte, und ließen ihn dadurch wissen, dass sie auf seinen Befehl warteten.
»Nein, wir haben den Palast nicht verlegt, Herr«, sagte der Offizier. »Wenn Ihr jetzt in den Sattel steigen und mit uns kommen würdet, Baron, Paladin und äh… Elfenlord.« Er verbeugte sich vor Damra und warf Griffith einen Seitenblick zu. »Ich soll auch den Trevinici mitbringen.«
»Was ist da los?«, wollte Jessan wissen. »Was sagt dieser Dummkopf? Ich gehe nirgendwo hin, solange – «
»O doch«, sagte Shadamehr. Er packte Jessan am Arm und sagte leise: »Der Offizier hat nichts davon gesagt, dass wir die Pecwae mitbringen sollen. Verhaltet Euch ruhig und macht keinen Ärger. Es mag seltsam klingen, aber ich denke, ich weiß, was ich tue.«
Jessan sah sich um. Wie es sich gehörte, waren die Pecwae verschwunden, sobald es nach Ärger aussah. Jessan warf dem Offizier einen wütenden Blick zu, aber er schwieg.
»Verzeiht uns, Kommandant«, sagte Shadamehr. »Wisst Ihr, mein Trevinici-Freund fühlt sich unbehaglich bei dem Gedanken, an den Hof zu gehen – er hat nichts Richtiges anzuziehen. Ich habe ihn davon überzeugen können, dass ihm die Regentin es nicht übel nehmen wird, wenn er nicht ganz angemessen gekleidet ist. Wir werden doch mit der Regentin sprechen, oder?«
»Im Namen des Königs«, sagte der Kommandant feierlich.
»Selbstverständlich. Und meine Begleiter und ich, wir freuen uns darauf, mit der Ehrenwertesten Hohen Magierin Clovis zu sprechen. Wir hatten ohnehin vor, zum Palast zu reiten. Ich wollte mich nur erst umziehen und mich schwarz kleiden, aber wenn Ihr glaubt, dass die Zeit nicht ausreicht – «
»Der König erwartet Euch, Herr«, sagte der Kommandant.
»Dann wollen wir den König nicht warten lassen«, erwiderte Shadamehr. »Sonst verpasst er noch seinen Mittagsschlaf. Ich werde nur meinen Freunden erklären, was los ist. Diese Elfen beherrschen unsere Sprache nicht. Es sei denn, Ihr möchtet das übernehmen?«
»Tut Ihr das, Herr, ich spreche kein Elfisch«, sagte der Offizier.
Damra und Griffith hatten
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