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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Zwanzig, aber er trug eine befehlsgewohnte Haltung zur Schau, die Rabe erkannte und auf die er instinktiv reagierte. Er blieb stehen, den Kopf gesenkt vor Erschöpfung und voller Dankbarkeit, dass er seine Last losgeworden war.
    »Joseph«, sagte Bruder Ulaf, »hol eine Laterne.«
    Der Pförtner stieg kopfschüttelnd die Treppe zum eigentlichen Tempel hinauf und verschwand in dem Gebäude.
    Bruder Ulaf steckte die Hände in die Ärmel und blieb mit Rabe im dunklen Hof stehen. Kein Licht fiel aus den Tempelfenstern. Selbst jene, die lange aufblieben, um zu studieren, schliefen inzwischen in ihren Betten. Beide Männer schwiegen. Der junge Magus starrte das Bündel entsetzt und fasziniert zugleich an. Rabe stand aufrecht und reglos wie in Habacht-Stellung da und starrte geradeaus.
    Der Tempel der Magier war ein beeindruckendes Bauwerk, das zweitgrößte in der Stadt nach dem Palast des Königs. Die schimmernde weiße Kuppel und vier gewundene Türme waren schon von weitem zu sehen. Die Tempelgärten waren berühmt. Nur der Tempel der Magier in Neu-Vinnengael war größer, und das ärgerte die Bürger von Dunkar, deren Tempel nach dem Fall von Alt-Vinnengael lange Zeit der größte gewesen war, bis die Vinnengaelier in ihrer neuen Hauptstadt einen neuen Tempel errichtet hatten.
    Dunkarga war ein verarmtes Land, vor allem nach dem Bürgerkrieg mit Karnu. Die Dunkarganer konnten nur mit glühender Eifersucht zuschauen, wie das wohlhabende Reich von Vinnengael unglaubliche Mengen von Geld in den neuen Tempel steckte, um, – so glaubten die Einwohner zumindest –, Dunkarga zu verhöhnen. Nun blieb ihnen nichts weiter übrig, als den neuen Tempel ihrerseits zu verspotten, ihn als protzig und barbarisch zu bezeichnen und sich damit zu trösten, dass ihr eigener Tempel viel älter war, nämlich mindestens dreihundert Jahre. Der große König Tamaros hatte diesen Tempel einmal persönlich besucht – etwas, was die Bewohner von Neu-Vinnengael von dem Neubau nicht behaupten konnten. Nun flackerte ein Licht hinter den Fenstern der Eingangshalle auf und fiel gleich darauf auf die weiße Marmortreppe. Joseph kehrte mit einer Laterne zurück.
    »Bring sie her«, befahl Bruder Ulaf dem Pförtner. »Und dann kümmere dich wieder um deine Pflichten.«
    Der Pförtner reichte ihm die Laterne und zog sich ins Torhaus zurück. Bruder Ulaf hob die Laterne und sah Rabe ins Gesicht.
    »Wie heißt Ihr, Mann?«
    »Rabe, Ehrenwerter Magus.«
    »Ihr seid ein Trevinici? Wo liegt Euer Dorf?«
    »Es ist nur ein kleines Dorf, Ehrenwerter Magus«, erwiderte Rabe. »Es ist vollkommen unbedeutend.«
    Bruder Ulaf zog die Brauen hoch, sagte aber nichts weiter. Er warf einen weiteren Blick auf das Bündel. »Ich frage Euch noch einmal, Hauptmann, was ist das?«
    »Es ist… oder es war eine Ritterrüstung, Ehrenwerter Magus«, sagte Rabe. Er hob die Hand, um seine brennenden Augen vor dem Licht zu schützen. »Eine Rüstung des Bösen. Ich bin kein Magus, aber ich denke, diese Rüstung wurde von der Leere verflucht.«
    Bruder Ulaf hielt die Laterne über das Bündel.
    »Würdet Ihr sie bitte auspacken?«, fragte er und richtete sich auf.
    Rabe schauderte. Er schüttelte den Kopf und wich einen Schritt zurück. »Nein.« Er war nicht einmal mehr im Stande, sich höflich zu weigern. »Nein«, wiederholte er störrisch.
    Bruder Ulaf beäugte den Krieger zweifelnd, und dann beugte er sich selbst vor. Mit einer raschen, sicheren Bewegung packte er eine Ecke des Bündels und zog es auf. Das Laternenlicht fiel auf einen Teil der Rüstung, beleuchtete die schwarzen Stacheln. Rabes verstörte Phantasie gaukelte ihm die schwarzen Beine eines Insekts vor.
    Bruder Ulaf starrte die Rüstung lange schweigend an, so lange, dass Rabe die brennenden Lider schloss.
    »Wo habt Ihr diese Rüstung her?«, fragte Bruder Ulaf.
    Rabe zuckte zusammen und wachte auf. Zum Glück hatte er sich seine Antwort schon zurechtgelegt, sonst wäre er nie im Stande gewesen, sie auszusprechen. Er schaute wieder zur Rüstung hin und bemerkte, dass der Magus sie wieder mit der Decke verhüllt hatte.
    »Ich habe sie gefunden, Ehrenwerter Magus«, sagte er. »Am Ufer des Meer von Redesh. Ich war auf der Jagd… ich bin fast darüber gestolpert. Es gab Zeichen eines… Kampfs.« Er rieb sich die Augen. »Der Ritter, der diese Rüstung trug, war tot. Ich habe sonst niemanden gesehen.«
    Der Magier starrte Rabe forschend an. »Was habt Ihr mit der Leiche gemacht?«
    »Vergraben«, behauptete

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