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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Weg machen. Jedes Mal, wenn sie an einem Bach oder einem Brunnen vorbei kamen, machte er Halt, um seine Hände noch einmal abzuschrubben.
    Dunkar, die Hauptstadt von Dunkarga, lag über siebenhundert Meilen entfernt. Die Reise war normalerweise mehrere Wochen lässigen Reitens lang, und Rabe hatte sie immer genossen.
    Diesmal genoss er gar nichts.
    Als Erstes kamen die Träume. Nacht für Nacht träumte Rabe von den Augen, die nach ihm suchten. Er wusste nicht warum, aber er hatte schreckliche Angst davor, dass sie ihn fanden. Er verbrachte seine gesamte Schlafenszeit damit, nach Verstecken vor den Augen zu suchen. Immer, wenn sie ihn beinahe entdeckt hatten, erwachte er schweißgebadet und zitternd. Die Augen hatten ihn noch nicht gefunden, aber jede Nacht kamen sie näher.
    Die Worte seiner Schwester suchten ihn immer wieder heim.
Du wirst das Volk retten, aber du selbst bist verloren.
Er hatte das schreckliche Gefühl, dass ihn diese Augen, hätten sie ihn erst einmal entdeckt, unweigerlich in die Leere ziehen würden. Dann würde sich die Prophezeiung seiner Schwester als zutreffend erweisen. Sein einziger Trost bestand darin, dass Jessan und die anderen weit entfernt und vor diesem Fluch sicher waren.
    Nach einer Woche schrecklicher Träume wollte Rabe schließlich überhaupt nicht mehr schlafen. Er wollte nichts weiter als Dunkar und den Tempel der Magier erreichen. Er wäre Tag und Nacht geritten, aber er war dazu gezwungen, Pausen einzulegen, damit sich das Pferd ausruhen konnte. Wenn das notwendig war, baute er riesige Lagerfeuer, um diese suchenden Auge von sich fernzuhalten. Nach drei solchen Tagen übernahm sein Körper die Herrschaft und zwang ihm den Schlaf auf. Als alter Soldat hatte Rabe häufig im Sattel geschlafen, und er stellte fest, dass es nun wieder möglich war. Sobald er die Wildnis des Trevinici-Landes hinter sich hatte und Dunkarga erreichte, war die Straße nach Dunkar, eine Königsstraße, breit und bequem, und es gab viele andere Reisende. In der Nähe der Hauptstadt war die Straße sogar gepflastert, und das Pferd folgte ihr, ohne dazu angeleitet werden zu müssen. Rabe hatte das Gefühl, das Tier würde ebenso erleichtert sein wie er selbst, seine von der Leere besudelte Last loszuwerden.
    Der Schlafmangel verlangte seinen Preis, von Rabes Geist ebenso wie von seinem Körper. Er verbrachte den größten Teil des Nachmittags in wilden Streitgesprächen mit einem Zwerg, der mit ihm auf dem Pferd saß. Ihr gemeinsames Gewicht – seines und das des Zwergs – waren einfach zu viel für das Tier. Rabe sagte dem Burschen mehrmals, er solle abspringen, aber der Zwerg achtete nicht auf ihn. Er blieb weiter hinter ihm sitzen und prahlte mit dem Wohlstand, den er erlangen würde, wenn er irgendeinen Berg erreichte. Endlich sprang Rabe vom Pferd. Er zog sein Schwert und drohte, dem
Zwerg
die Ohren abzuschneiden, wenn er nicht abstieg. Inzwischen hatte der Trevinici eine gut bereiste Strecke der Straße erreicht, und erst, als er die Blicke und das Lachen seiner Mitreisenden bemerkte, begriff er, dass er nur der Luft drohte. Er hatte begonnen zu halluzinieren.
    Er hatte keine Ahnung, wie lange diese Alptraumreise schon dauerte. Halb betäubt und so müde, dass ihm egal war, was geschehen würde, ritt Rabe jeden Tag weiter und fragte sich, ob das wohl in alle Ewigkeit so weitergehen würde. Dann kam der Tag, an dem er den Kopf hob und Dunkar am Horizont sah. Tränen traten ihm in die Augen.
    Anmutige, schlanke Türme wechselten sich mit breiten Zwiebelkuppeln ab und bildeten eine Spitzenbordüre am Saum der strahlenden, rotgoldenen Gewänder des Sonnenuntergangs. Die Hauptstadt von Dunkarga war noch fern, aber zumindest war sie in Sicht, und für diesen Segen dankte Rabe den Göttern. Er würde Dunkar lange nach Einbruch der Nacht erreichen, aber er würde es erreichen.
    Er legte an einem Brunnen eine Rast ein, um sein Pferd zu tränken und sich das kalte Brunnenwasser über Gesicht und Hände zu gießen. Er war so müde, dass er fast zusammenbrach, aber er hatte nicht vor, eine weitere Nacht auf der Straße zu verbringen. Er hatte nicht vor, mehr Zeit als unbedingt notwendig in Gegenwart der verfluchten Rüstung zu verbringen. Er trieb sich an, trieb das Pferd an, und als es stehen blieb, den Kopf senkte und sich schaudernd weigerte, weiterzugehen, glitt Rabe aus dem Sattel, nahm das Tier an den Zügeln und ging den Rest des Wegs zu seinem Ziel zu Fuß.
    Mauern umgaben die Stadt Dunkar. Das Tor

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