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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Gilda trug die Art von Lederrüstung, wie sie die Zwerge bevorzugten, die Art Rüstung, welche Wolfram in den wenigen quälenden Augenblicken getragen hatte, als er selbst ein Paladin gewesen war. Das Leder war handgearbeitet und mit Silber verziert, und auch die Schnallen bestanden aus Silber. Die Armschützer waren ebenfalls silbern, ebenso wie der Helm. Eine silberne Kampfaxt hing an Gildas Seite. Auf ihrer Brust baumelten zwei Medaillons, auf denen der Kopf eines Wolfs mit gefletschten Zähnen zu sehen war.
    »Das verstehe ich nicht«, sagte Wolfram, nur um etwas zu sagen. Er griff in seinen Ärmel und zwickte sich fest. Er war jetzt wirklich bereit aufzuwachen.
    »Es ist kein Traum, Wolfram«, erklärte Gilda. »Ich bin tatsächlich hier, und ich habe die beiden Medaillons. Unsere Medaillons, die Dunner uns gegeben hat, als wir Paladine wurden.«
    »Aber das kann nicht sein!«, protestierte Wolfram zornig. »Du bist gestorben! Sie haben dich umgebracht!«
    »Ich kann es dir erklären, wenn du zuhörst«, sagte Gilda. Sie nahm das zweite Medaillon vom Hals und hielt es ihm hin. Er starrte es wütend an und berührte es nicht.
    »Als ich mich verwandelte, Wolfram, ist mir der Wolf erschienen. Er sagte, dass eine Zeit kommen würde, in welcher die Macht der Leere größer wird und die Macht der anderen Elemente schwindet. In dieser finsteren Zeit würden die Paladine aller Völker an ihre Schwüre erinnert, um die Teile des Steins der Könige zusammenzubringen. Aber es wäre ihre eigene Entscheidung, das zu tun, und von dieser Entscheidung hinge das Schicksal der Welt ab.
    Du warst der Auserwählte des Wolfs, Bruder. Du solltest ein Paladin sein, der einzige Zwergenpaladin, denn nach uns würde die Macht der Leere wachsen, und niemand mehr würde Dunners Grab aufsuchen.«
    »Aber
du
hättest es sein sollen, Gilda!«, rief Wolfram. »Du hättest ein Paladin sein sollen. Nicht ich. Du hast es mehr gewollt als ich.«
    »Ich wollte es aus den falschen Gründen. Mein Herz war voller Hass und Rachedurst. Ich wollte ein Paladin sein, um es unserem Volk zu zeigen, um sie für das zu bestrafen, was sie dir und mir und dem Rest der Kinder angetan hatten. Ich wollte sie für das Leid unserer Eltern bestrafen und für die Entbehrungen, die wir ertragen mussten. Der Wolf hat mir ins Herz gesehen und mir die Leere gezeigt, die in mir war. Er hat mich vor die Wahl gestellt. Ich konnte die Prüfung nicht bestehen und danach mein altes Leben weiterführen – verbittert und rachsüchtig und voller Zorn. Oder ich konnte deine Führerin sein, wenn du dich auf den Weg ins Dunkel machst. Ich habe mich für das Letztere entschieden, Wolfram«, sagte Gilda. »Ich bin die ganze Zeit bei dir gewesen, obwohl du das nicht wusstest.«
    »Wie meinst du das, du bist bei mir gewesen?«
    Gilda grinste. »Erinnerst du dich an den Armreif, welchen die Mönche dir gegeben haben? Dieser Armreif wurde warm, wenn du jemandem begegnet bist, dem du folgen solltest, und er wurde warm, als du Jessan und Bashae getroffen hat, nicht wahr?«
    Wolfram nickte verdutzt.
    »Die Wärme des Armbands hat dich zu Ritter Gustav und zum Stein der Könige geführt.«
    »Ja«, erwiderte Wolfram.
    »Die Wärme kam nicht vom Armreif, Wolfram«, sagte Gilda. »Die Wärme, die du gespürt hast, war die Wärme meiner Hand.«
    »Ich wünschte, das hättest du mir gesagt.« Er musste gegen die Tränen anblinzeln.
    »Ich dachte, du würdest es auch ohne Worte verstehen. Wir haben einander immer ohne viele Worte verstanden.«
    Wolfram schaute in sein eigenes Herz und erkannte die Wahrheit.
    »Ich habe es verstanden, Gilda. Aber ich war wütend. Ich habe so getan, als wäre ich wütend auf die Götter, aber das stimmte nicht. Ich war wütend auf dich. Du warst alles, was mir auf der Welt geblieben war, und du hast dich dafür entschieden, mich zu verlassen.«
    »Ich habe dich nicht verlassen. Das weißt du jetzt. Nimm dieses Medaillon. Sei, was du sein solltest. Der Wolf braucht dich.«
    »Ich weiß nicht… Es ist so lange her…«
    Wolfram schreckte auf und sah, dass das Zwielicht des frühen Morgens durch das Loch oben im Zelt hereinfiel. Er war unter der blutbefleckten Pferdedecke eingeschlafen und schob sie nun schaudernd weg. Er hatte seinen Traum noch deutlich vor Augen, so deutlich, dass er sich im Zelt umsah in der Hoffnung, Gilda dort zu entdecken.
    Das Zelt war leer. Dennoch, er empfand einen Frieden, wie er ihn seit vielen Jahren nicht mehr verspürt hatte, einen

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