Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
ein Junge namens Rulff, sollte den Zelteingang gegen Eindringlinge bewachen. Das war allerdings mehr eine Formsache. In der gesamten Geschichte des Zwergenteils des Steins der Könige hatte es nur einen einzigen Eindringling gegeben, und das war vor zweihundert Jahren gewesen, als ein Paladin, den König Helmos geschickt hatte, das Tempelzelt betreten hatte und um die Rückgabe des Steins bat. Dennoch, die Kinder hielten stets nach möglichen Dieben Ausschau. Rulff bezog stolz seinen Posten, einen angespitzten Stock in der Hand.
    Fenella war den ganzen Tag lang traurig gewesen, und daher wählte sie eine Geschichte, welche die Kinder immer zum Lachen brachte.
    Es war eine von Dunners Lieblingsgeschichten gewesen. Es ging darin um ein Menschenkind namens Gareth, der Gesellschafter von Prinz Dagnarus gewesen war, und erzählte von Gareths erstem Reitversuch. Die Geschichte war für Zwergenkinder amüsant, denn obwohl einige von ihnen nie auf einem Pferd gesessen hatten, waren sie alle für den Sattel geboren. Sie lachten herzlich, als Fenella zu der Stelle kam, wo das Pferd bockte und der Menschenjunge Gareth im hohen Bogen aus dem Sattel flog und in einem Heuhaufen landete.
    Rulff drehte sich um. »Still«, sagte er. »Ich glaube, ich habe etwas gehört.«
    Er öffnete die Zeltklappe und starrte ins Dunkel hinaus.
    »Da draußen ist jemand«, berichtete er erstaunt, denn selbst am Tag kamen nur wenige Zwerge hier vorbei, und nach Einbruch der Dunkelheit schon überhaupt niemand mehr.
    »Vielleicht ist es wieder ein Ritter, der den Stein abholen will«, sagte eins der Kinder hoffnungsvoll.
    »Oder es ist deine Mutter, Rulff«, meinte ein anderes mit einem leisen, spöttischen Lachen.
    »Stell dich auf den Altar, Fenella«, sagte ein drittes. »Wir bewachen dich.«
    Fenella, stolz und nur ein kleines bisschen bange, nahm ihren Platz oben auf der Truhe ein. Die anderen Kinder stellten sich vor sie, die zugespitzten Stöcke in der Hand. Fenella berührte den Stein der Könige und fand es tröstlich, dass er wie immer vor sich hinzusummen schien, als hätte er ein eigenes, inneres Leben.
    Sie lauschte mit dem Herzen dem Lied des Steins, als Rulff einen Schrei ausstieß, der so schrecklich klang, dass sie innerlich erstarrte. Eine blutverschmierte Schwertklinge ragte aus Rulffs Rücken. Ein Tiermann riss die Zeltklappe auf und stürzte herein. Dabei trat er Rulff, der auf seinem Schwert aufgespießt war, ungeduldig aus dem Weg. Rulffs Leiche rutschte von der Klinge und fiel zu Boden.
    Zwei weitere Tiermänner kamen herein. Einer der älteren Jungen griff einen Tiermann verzweifelt mit dem Stock an. Der Tiermann gab ein gurgelndes Geräusch von sich, das ein Lachen hätte sein können, und ließ seine Keule auf den Schädel des Jungen krachen. Blut und Hirn spritzten an die Zeltwände.
    Auch ein paar andere Kinder kämpften. Einige schrien und versuchten zu fliehen. Andere standen vor Angst wie erstarrt da. Die Schwerter der Tiermänner blitzten im Feuerlicht. Leichen, einige von ihnen kopflos, fielen zu Boden. Der Boden war rot von Blut.
    Fenella war nun das einzige Kind, das noch am Leben war. Sie konnte sich nicht regen. Sie starrte die sabbernden Tiermänner an, deren Arme bis zu den Ellbogen blutig waren, und wollte sterben. Einer hob das Schwert, und Fenella schloss die Augen. Eine Stimme sagte etwas, das sich wie ein Befehl anhörte, und Fenella starb nicht.
    Sie öffnete die Augen und sah, wie die Tiermänner auf sie zeigten und miteinander stritten. Ihre Sprache war so hässlich wie sie selbst.
    Die Tiermänner kamen zu einem Entschluss. Einer ging auf sie zu, das blutige Schwert in der Hand. Fenella spürte, wie sich widerwärtige Wärme über sie senkte, und sie fürchtete, in Ohnmacht zu fallen. Sie packte den Stein der Könige, und die Kälte des Kristalls half ihr, sich zu fassen.
    Der Tiermann stieß ihre Hand beiseite. Er griff nach dem Stein.
    Ein weißer Lichtblitz blendete Fenella. Sie konnte lange Zeit nichts weiter sehen als das bläuliche Nachbild des Blitzes. Als das verschwunden war, sah sie den Tiermann, der versucht hatte, ihr den Stein zu nehmen, auf dem Rücken am Boden liegen, wo er eine geschwärzte Hand mit der anderen umklammerte.
    Fenella war stolz auf den Stein, weil er gegen die Ungeheuer gekämpft hatte, und dieser Stolz verlieh ihr Mut. Sie richtete sich gerader auf und starrte die Eindringlinge trotzig an.
    Ein anderer Tiermann versuchte, den Stein zu nehmen. Fenella war nun auf das

Weitere Kostenlose Bücher