Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
jedoch, dass der Lord der Leere nicht mit ihm sprach, sondern mit dem Rebellen.
»Du hast einen Fehler gemacht, K'let«, sagte Dagnarus, und seine Ruhe war Schrecken erregender als sein Zorn. »Ich hätte vieles von dir hingenommen, aber das nicht.«
Rasch steckte Caladwar das Blutmesser wieder ein. Er achtete darauf, es nicht mehr zu berühren, bis er das Zwergenland sicher hinter sich gebracht hatte und auf dem Weg nach Tromek war.
Wolfram und Ranessa verbrachten drei Tage damit, über dem Südrand des Zwergengebirges zu kreisen und nach der Spur der Taan zu suchen. Drei Monate waren vergangen, und die Spur war so kalt wie der Haferbrei von gestern. Aber alles, was Wolfram brauchte, waren ein Lagerplatz oder die Überreste eines Feuers. Sobald er das gefunden hatte, würde er durch Visionen erkennen können, ob das Feuer von den Taan angezündet worden war, und daraus wiederum konnte er schließen, in welche Richtung sie weitergezogen waren. Wenn er erst eines ihrer Feuer gefunden hatte, würde es, so vermutete er, einfacher sein, das nächste zu finden.
Er ging logischerweise davon aus, dass die Taan sich nach Westen wenden würden. Sie waren aus dem Westen gekommen, aus Dunkarga. In Karnu kämpfte immer noch eine Taanarmee. Die Taan würden selbstverständlich in diese Richtung eilen. Wenn Wolfram gewusst hätte, wie sehr sich Taan vor dem Wasser fürchten, hätte er keine Zeit damit verschwendet, am Flussufer zu suchen. Er wusste es jedoch nicht, und daher nahm er an, dass sie den Fluss mit dem Boot überquert hatten. Er und Ranessa verbrachten mehrere Tage damit, tief über dem Ufer zu fliegen und nach den Resten eines Lagerfeuers Ausschau zu halten. Sie fanden mehrere, aber bei seinen Visionen sah Wolfram immer nur Zwerge.
Ranessa hielt diese Suche für langweilig. Sie beschwerte sich tagsüber, und abends schmollte sie. Etwa einmal in der Stunde drohte sie, zum Drachenberg zurückzukehren, mit oder ohne Wolfram.
Am dritten Abend, nach einem weiteren Tag erfolglosen Suchens, saßen er und Ranessa an ihrem eigenen Feuer.
»Ich muss mit dir reden«, sagte sie abrupt. »Wir haben einen weiteren ganzen Tag damit verschwendet, an diesem verfluchten Fluss herumzusuchen, und ich habe genug davon.«
»Du hättest nicht deine Menschengestalt annehmen müssen, um mir das zu sagen«, erklärte Wolfram und schürte das Feuer. »Warum hast du das getan?«
»Weil wir eine Auseinandersetzung haben werden«, sagte Ranessa, und ihre dunklen Augen blitzten.
Wolfram schnaubte. »Wir streiten uns doch dauernd, Mädchen! Was hat das damit zu tun, Menschengestalt anzunehmen?«
»Weil«, erklärte Ranessa hochnäsig, »Drachen nicht mit solchen wie dir streiten. Es ist entwürdigend.«
Wolfram seufzte tief. »Ich fürchte, ich werde keinen Schlaf finden, bis du deine Erklärung abgegeben hast.«
»Nein«, bestätigte Ranessa.
»Also gut, Mädchen. Dann spuck es aus.«
»Vor zwei Tagen hattest du noch nie von diesem Zwergenkind gehört«, erklärte Ranessa. »Niemand hat auch nur einen Gedanken auf sie verschwendet, bevor es geschehen ist. Ich verstehe nicht, wieso du jetzt damit anfangen solltest. Und niemand hat sich bisher um den blöden Stein gekümmert.«
»Und genau aus diesem Grund tue ich es«, sagte Wolfram.
Er sprach die rituellen Worte über dem Nachtfeuer und fing an, es abzudecken.
»Aus welchem Grund?«
»Aus genau dem Grund, den du genannt hast: weil sich bisher niemand darum gekümmert hat.« Wolfram stand auf und wischte sich die Hände ab. Er warf Ranessa einen forschenden Blick zu. »Gerade du solltest das verstehen.«
Dann ging er zu seiner Decke. Er wickelte sich hinein und sah, dass sie immer noch dastand und ihn anstarrte. Er schlief mit einem warmen Glühen ein. Endlich war es ihm einmal gelungen, das letzte Wort zu haben.
Am nächsten Morgen war Ranessa verschwunden.
Wolfram suchte rings um das Lager, aber er fand keine Spur von ihr, weder von der Menschen- noch von der Drachengestalt. Er sagte sich, dass sie nur auf der Jagd war: Ihre Drachengestalt brauchte eine gewaltige Menge Fleisch, und häufig flog sie davon, um Wild zu jagen.
Wolfram befürchtete dennoch, dass er sie am vergangenen Abend so geärgert hatte, dass sie ihre Drohung wahr gemacht und ohne ihn aufgebrochen war. Er wanderte am Fluss entlang und fragte sich trübsinnig, was er jetzt tun sollte. Schon mit ihr war seine Aufgabe beinahe hoffnungslos gewesen. Ohne sie…
»Ich werde weitermachen«, sagte Wolfram zu seinem
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