Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
welcher daraufhin Caladwar zornentbrannt befohlen hatte, in Saumel zu bleiben, bis er herausgefunden hatte, um wen es sich bei dem Dieb handelte.
Caladwar hatte selbst eine Feuervision versucht und gehofft, mit Hilfe seiner Magie feststellen zu können, wer der Schuldige war. Aber die Leere hatte seine Pläne vereitelt, obwohl sie doch angeblich mit ihnen verbündet war – eine Tatsache, die Caladwar zutiefst verblüffte. Irgendwer da draußen wetteiferte mit Dagnarus um die Herrschaft über die Leere, und nun wusste Caladwar auch, wer das war.
Als er seine Unterkunft erreichte, legte der Vrykyl die Hand aufs Blutmesser und sandte einen dringlichen Ruf zu Dagnarus.
Der Lord der Leere antwortete nicht so schnell, wie er es getan hatte, bevor er Herr von Vinnengael wurde, und Caladwar kochte schon bald vor Ungeduld. Er erinnerte sich allerdings daran, dass Dagnarus nun häufig in der Öffentlichkeit stand und den größten Teil des Tages und sogar am Abend von Menschen umgeben war.
»Mach schnell«, sagte Dagnarus dann plötzlich und unerwartet. »Ich habe nicht viel Zeit. Was hast du herausgefunden?«
»Ich weiß, wer den Zwergenteil des Steins der Könige gestohlen hat, Herr«, verkündete Caladwar selbstzufrieden.
»Das ist auch besser so, andernfalls wäre ich dir nämlich alles andere als dankbar für die Störung«, erwiderte Dagnarus kühl. »Vergiss das Theater und sag es mir einfach.«
»Der Dieb ist K'let, Mylord.«
Schweigen so tief wie die Leere folgte auf diese Worte. Als das Schweigen andauerte, fing Caladwar an, sich Sorgen zu machen. Er brauchte Dagnarus' Erlaubnis, die Zwergenstadt zu verlassen, und die hatte er noch nicht erhalten.
»Mylord?«, fragte er. »Seid Ihr noch da?«
»Bist du sicher?«, wollte Dagnarus wissen.
»Ja, Mylord. Ein Zwergenpaladin hat in diesem Zelt, in dem sie den Stein aufbewahrt hatten, eine Feuervision heraufbeschworen. Ich konnte die Vision selbst nicht sehen, aber er und ein anderer Zwerg haben hinterher darüber gesprochen. Der Stein ist von drei Taankriegern und einem Halbtaan-Sklaven mitgenommen worden. Es hätte Euch amüsiert, Herr. Die Taan wussten nicht, dass die Magie des Steins sie bestrafen würde, wenn sie ihn berührten, also haben sie …«
»Ich finde nichts von alledem amüsant«, schnitt Dagnarus ihm das Wort ab. »Sag mir eins – haben diese Taan den Stein der Könige?«
»Sie sind mit ihm verschwunden«, erklärte Caladwar.
»Auf Befehl von K'let?«
»Die Taan haben häufig von K'let gesprochen. Aber wie konnte K'let wissen, wo sich der Stein befand?«
»Wir haben lange Zeit Seite an Seite gekämpft«, sagte Dagnarus leise. »Ich habe ihm das Leben gerettet. Er rettete meinen Traum von Eroberung. Wir gehörten unterschiedlichen Völkern an, aber wir dachten auf die gleiche Weise. Von allen Vrykyl, welche ich je geschaffen habe, war er der einzige, der mich verstand. Ich habe ihm seinen Trotz verziehen, denn ich weiß, dass ich ganz ähnlich gehandelt hätte. Seine Rebellion konnte ich ihm allerdings nicht verzeihen. Ich hätte mich um sein Volk gekümmert. Er hätte mir vertrauen sollen…«
Mit anderen Worten, dachte Caladwar, Dagnarus hatte K'let selbst erzählt, wo er den Zwergenteil des Steins der Könige finden könnte. Selbst wenn er es ihm nicht direkt verraten hatte, so war er doch nachlässig in seinen Gedanken gewesen, und der schlaue K'let hatte sie durch das Blutmesser lesen können.
»Ja, Caladwar, es war mein Fehler«, sagte Dagnarus, und Caladwar zuckte erschrocken zusammen.
»Herr, ich wollte nicht …«
»Das genügt«, sagte Dagnarus. »Diese Sache könnte sich immer noch zu meinem Vorteil entwickeln. Der Stein bedeutet K'let nichts. Er kann ihn nicht benutzen. Er kann ihn nicht einmal berühren. Er hat den Stein genommen, weil er wusste, dass ich kommen würde, um ihn zu holen. Und das werde ich. Das werde ich…«
»Wie lauten Eure Befehle für mich, Herr?«
Bitte schickt mich weit von hier weg, flehte Caladwar lautlos.
»Du wirst nach Tromek zurückkehren und Valura und dem Schild im Kampf gegen den Göttlichen helfen.«
»Ja, Herr! Danke, Herr. Ich werde sofort aufbrechen.«
Caladwar war schon halb aus der Tür, das Blutmesser immer noch in der Hand, als er die letzten Gedanken seines Herrn wahrnahm. Caladwar versuchte, sie nicht zu hören, denn er hatte Angst, dass Dagnarus es sich anders überlegt haben und ihm befehlen würde, er solle in Saumel bleiben. Mit einem erleichterten Seufzer erkannte er
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