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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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ihrem Leben wirklich entspannen. Eingelullt von der Schönheit des Meeres und dem Wissen, dass sie von der Welt abgeschnitten war und niemand etwas von ihr verlangen konnte, verbrachte sie die Tage mit stiller Meditation und Nachdenken. Nachts fand sie Trost in den Armen ihres Mannes.
    Shadamehr verbrachte seine Zeit damit, seine Kenntnisse der Seefahrt zu verbessern. Er hatte sich bereits auf einer früheren Seereise mit den Grundbegriffen der Navigation vertraut gemacht. Nun konnte er es kaum erwarten, alles über das Schiff zu lernen. Er kletterte in die Takelage und stieg bis tief in den Frachtraum. Er verbrannte sich die Handflächen, als er an einem Seil nach unten rutschte, und hätte sich bei einem Sturz vom Mast beinahe das Genick gebrochen. Zum Glück landete er im Wasser, und die Orks konnten ihn wieder herausfischen. Er kam triefnass zurück an Bord, lachte und behauptete, er hätte den kleinen Ausflug genossen.
    Da die Orks sahen, dass er seine Studien ansonsten ernst nahm, unterrichteten sie ihn gerne. Sie behaupteten, dass er Glück brächte, denn seit er an Bord gekommen war, hatte es kein schlechtes Vorzeichen mehr gegeben.
    Shadamehr fühlte sich nicht besonders vom Glück begünstigt oder auch nur zufrieden. Aus irgendeinem Grund schien Alise nicht froh zu sein, und er verstand nicht, warum. Er strengte sich unglaublich an, den perfekten Geliebten zu spielen, aber romantische Worte brachten ihm nur sarkastische Bemerkungen ein, und seine schmachtenden Blicke bewirkten, dass sie ihrerseits die Augen verdrehte. Sie war abwechselnd schnippisch und scharfzüngig, oder sie schwieg und wirkte zerstreut. Manchmal erwischte er sie, wie sie ihn mit einem Blick bedachte, in dem sich Traurigkeit und Enttäuschung mischten.
    »Ich verstehe die Frauen nicht«, beschwerte er sich bei Griffith. »Ich versuche zu sein, was sie will, aber dann will sie mich immer noch nicht.«
    »Tatsächlich?«, erwiderte Griffith. »Oder versucht Ihr zu sein, was Ihr glaubt, dass sie sich wünschen sollte?«
    Shadamehr dachte nur, dass er auch Elfen niemals verstehen würde, und machte sich in finsterer Stimmung wieder auf in die Takelage.
    Das Schiff verließ das Orkasmeer und wandte sich nach Norden in die Meerenge. Eines Tages – einen Tag nachdem ihn die Orks aus dem Wasser gezogen hatten – stand Shadamehr an der Reling und übte mit dem Sextanten, als Alise zu ihm kam und sich neben ihn stellte.
    Sie war ihm bis dahin aus dem Weg gegangen, als hätte er sich die orkische Gewohnheit zu Eigen gemacht, sich mit Tran einzureihen, und er war überrascht, sie zu sehen – überrascht und erfreut.
    »Und, wo sind wir jetzt?«, fragte sie.
    »Nach meinen Berechnungen irgendwo nördlich von Tromek«, erwiderte Shadamehr vergnügt.
    Alise sah ihn verblüfft an, und er bemerkte, dass die Spur eines Lächelns ihre Lippen umspielte. Das Lächeln verschwand jedoch rasch wieder, und sie wandte sich dem Meer zu.
    »Du arbeitest sehr schwer daran, Spaß zu haben«, stellte sie fest. »So schwer, dass du dir beinahe deinen dummen Hals gebrochen hättest.«
    »Wenn es darum geht«, erwiderte Shadamehr, »dann arbeitest du sehr angestrengt daran,
keinen
Spaß zu haben. Alise, wir müssen uns einig werden …«
    Sie schaute hinaus auf die in der Sonne glitzernden Wellen. »Wir sind uns einig. Ich will nicht, dass du mich liebst. Ich will, dass es wieder so wird wie vorher. Als wäre nichts geschehen.«
    »Ich glaube nicht, dass das möglich ist, Alise«, sagte Shadamehr.
    Einen Augenblick lang wirkte sie trotzig. Dann seufzte sie.
    »Nein, wahrscheinlich nicht.«
    »Du hast Angst«, sagte er plötzlich.
    Sie brauste auf. »Hab ich nicht!«
    »Doch!«, entgegnete er spöttisch. Er sah, wie sie errötete, und fügte hinzu: »Du hast Angst, dass wir keine Freunde mehr sein können, wenn wir uns lieben. Dass wir das, was zwischen uns war, verlieren.«
    »Nun«, sagte sie herausfordernd, »haben wir das etwa nicht?«
    »Nein, ich …« Shadamehr hielt inne. Er blieb mit weit aufgerissenem Mund stehen. Denn bei den Göttern, sie hatten es wirklich verloren.
    Sie ging davon und ließ ihn an der Reling stehen, wo er blicklos auf die rollenden Wogen und die Gischt im Kielwasser hinausstarrte.
    Die gute Laune der Passagiere verging, als die
Kli'sha
in jene Meerenge segelte, welche die Orks als die Gesegnete bezeichneten.
    Um Krammes zu erreichen, würden sie an der Insel mit dem Sa'Gra vorbeisegeln müssen, dem heiligen Berg der Orks, welchen sie

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