Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
stattdessen Damras Obhut übergeben. Und er hatte Griffith das Leben gerettet.
All das tat er, wie er behauptete, um die Sünden wieder gutzumachen, die er in der Zeit begangen hatte, als er noch Diener von Prinz Dagnarus gewesen war.
Damra fühlte sich immer noch, als wäre Silwyths Erscheinen an Bord des Orkschiffs Teil eines Traums, und sie war nicht sicher, wie wirklich es war. Verwirrt sagte sie: »Was macht Ihr hier? Wie habt Ihr mich gefunden?«
»Wie ich Euch schon im Haus des Schildes sagte, folge ich Lady Valura. Sie trifft sich auf der andern Seite des Flusses mit ihrem Herrn, Lord Dagnarus. Die beiden besprechen ihre Pläne für Tromek.«
»Ihre Pläne? Was sind das für Pläne?«
»Lady Valura hat den Schild verleitet und ihn in die Leere gezogen. Er ist ein Anbeter der Leere geworden, aber er verbirgt diese Tatsache vor den Lebenden. Vor den Toten kann er allerdings kein solch widerwärtiges Geheimnis haben. Seine eigenen Ahnen haben sich schon von ihm losgesagt und helfen ihm nicht mehr. Er kann auch nichts vor den Wyred geheimhalten. Sie arbeiten gegen ihn. Aber er braucht sie jetzt auch nicht mehr. Der Schild hat nun die Leere. Anbeter der Leere aus Dunkarga, Karnu und Vinnengael wirken ihre widerwärtige Magie für ihn. Selbstverständlich nicht offen. Noch nicht. Aber das könnte sich schon bald ändern.«
Damra schauderte, aber sie war nicht überrascht.
»Er war immer schon ein böser Mann, intrigant und berechnend«, meinte sie. »Die Leere befand sich bereits in ihm.«
»Die Leere befindet sich in jedem von uns«, sagte Silwyth. »Diese Warnung haben schon die Götter König Tamaros gegenüber ausgesprochen, als sie ihm den Stein der Könige gegeben haben. Teile ihn nicht, haben die Götter gesagt, denn du wirst darin einen bitteren Kern finden. Aber er war ungeduldig und wollte der Welt das Geschenk der Götter bringen, und daher hat er ihre Warnung nicht beachtet. Ich hielt ihn einmal für arrogant und habe ihm deshalb die Schuld an der Katastrophe gegeben, die über sein Reich und seine Familie hereingebrochen ist. Nun, da ich älter bin, glaube ich, dass er wirklich glaubte, das Beste für alle zu tun. Wenn wirklich so etwas wie Stolz eine Rolle gespielt hat, dann war es jene Art von Stolz, die eine Person glauben lässt, dass sie weiß, was das Beste ist.«
Damra hörte nicht sonderlich gut zu. Es lag im Wesen alter Menschen, dass sie abschweiften. Sie schnitt ihm das Wort ab.
»Niemand interessiert sich jetzt für alte Geschichten. Was ist mit Tromek? Was ist mit meinem Volk?«, wollte sie wissen. »Was wird aus ihnen?«
»Der Schild und der Göttliche bekriegen einander. Ihre Truppen haben sich in zwei Schlachten gegenübergestanden. Noch hat der Schild keinen endgültigen Sieg errungen, aber bei jeder Begegnung verliert der Göttliche mehr an Boden. Es ist nur eine Frage der Zeit.«
»In was für einer entsetzlichen Zeit leben wir nur?« Damra war verzweifelt. »Willst du damit sagen, dass der Göttliche den Krieg verlieren wird?«
»Die Leere gewinnt in der Welt an Macht«, sagte Silwyth. »Ebenso wie die Macht der Elemente schwindet. Die Mitte ist bitter, lautete die Warnung der Götter an Tamaros. Solange der Stein der Könige heil war, blieb die Leere darin versiegelt. Als Tamaros den Stein teilte, hat er die Leere freigesetzt. Der Dolch der Vrykyl erschien, nachdem er so lange verborgen gewesen war, und nun hat die Leere an Macht gewonnen. Wenn der Schild siegt – und er wird siegen, denn der Göttliche ist nicht stark genug, um ihn aufzuhalten –, wird er Tromek Dagnarus übergeben und dem Lord der Leere in aller Öffentlichkeit huldigen.«
»Das ist ungeheuerlich«, rief Damra.
»Was?«, fragte Griffith verschlafen. »Was ist denn?«
»Schlaf weiter, mein Lieber«, sagte sie, und es tat ihr Leid, ihn geweckt zu haben. »Es ist alles in Ordnung. Schlaf weiter.«
Er seufzte tief und drehte sich wieder um.
Damra wartete, bis Griffiths Atemzüge ein wenig gleichmäßiger geworden waren, dann sagte sie leise: »Ich muss nach Tromek zurückkehren. Ich muss dem Göttlichen den Stein der Könige bringen …«
»Nein!«, rief Silwyth. Er packte ihr Handgelenk so fest, dass es schmerzte. »Ihr dürft auf keinen Fall nach Tromek gehen, Damra von Gwyenoc! Valura erwartet, dass Ihr genau das tut, und sie hat vor, Euch aufzulauern. Ihr habt Euch ihre persönliche Feindschaft zugezogen, Damra. Valura gibt Euch die Schuld daran, dass sie ihrem Herrn nicht sowohl den Elfen
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