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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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waren von Erdmagiern gebaut worden, welche sich mit dem Bauwesen auskannten und ihre Magie nutzten, um sich durch das Grundgestein zu graben. Es war darüber gesprochen worden, das Abwassersystem unter der gesamten Stadt entlangzuziehen, aber man hatte die Kosten für ein solch umfangreiches Vorhaben gescheut, und nach beträchtlichem Hin und Her wurde es gestrichen. Der Rest von NeuVinnengael tat also, was man seit Jahrhunderten getan hatte, und goss das Schmutzwasser in Rinnsteine, die in der Mitte der Straße verliefen und in der feuchten Jahreszeit vom Regen durchgespült wurden. Bei trockenem Wetter reinigte man sie mit Wasser, das man aus dem Fluss heraufpumpte.
    Es hatte nun schon seit beinahe einer Woche nicht mehr geregnet, was bedeutete, dass es an der Zeit war, die Pumpen zu benutzen. Aber das plötzliche Erscheinen einer feindlichen Armee am Westufer des Flusses trieb den Verwaltern der Stadt alle Gedanken an Straßenreinigung aus den Köpfen. Flusswasser wurde zwar gepumpt, aber es floss in Eimer und Fässer, damit es bei einem Angriff zum Feuerlöschen benutzt werden konnte.
    »Ein Glück für uns«, sagte Shadamehr zu der schlafenden Alise. »Denn sonst würden wir bis zur Hüfte im Dreck stecken. Und jetzt werden gerade mal meine Zehen nass.«
    Shadamehr war mit dem Abflusssystem vertraut. Als Kinder hatten er und der verstorbene König Hirav sich viele Male aus dem Palast geschlichen, um in den Abflusskanälen Ratten zu jagen. Sie hatten ihre Schleudern mitgenommen und so getan, als jagten sie wilde Eber, Trolle oder andere Ungeheuer. Die Jagd hatte immer mit einem Bad im Fluss geendet – mit Kleidern und allem –, um die belastenden Beweise loszuwerden. Zumindest hatten sie sich eingebildet, das damit zu erreichen. Danach legten sie sich in die Sonne und ließen sich trocknen, bevor sie in den Palast zurückkehrten, glücklich, müde und zum Himmel stinkend.
    »Niemand ist je darauf reingefallen, bis auf die liebe alte Kinderfrau Hanna«, vertraute Shadamehr Alise an. Ihm fielen diese sorgenfreien Zeiten wieder ein, während er durch die gewundenen Tunnel ging. Er benutzte diese Erinnerungen, um sich von der Tatsache abzulenken, dass er bei jedem Schritt schwächer wurde. Und sie waren noch weit von ihrem Ziel entfernt.
    »Hanna…«, sagte er und hielt einen Augenblick inne, um sich auszuruhen. »Eine wirklich liebe Frau, aber nicht besonders klug.«
    Er schaute Alise an und hoffte auf eine Antwort, aber sie schlief weiter. Nichts konnte sie wecken, weder der Gestank noch seine Stimme oder das flackernde Laternenlicht. Sie war nicht einmal wach geworden, als er aus Versehen ihren Kopf angeschlagen hatte, während er mit ihr über der Schulter eine Leiter hinuntergeklettert war. Er fragte sich mit plötzlicher Sorge, ob sie überhaupt wieder wach werden würde. Er hatte schon gehört, dass Leute in solch tiefen Schlaf gefallen waren, dass sie nicht mehr wach wurden, um etwas zu essen, und langsam verhungert waren. Obwohl die Großmutter gesagt hatte, Alise würde noch einen oder zwei Tage schlafen, sprach Shadamehr also mit ihr in der Hoffnung auf ein Zeichen, dass sie ihn gehört hatte.
    »Hirav hat ihr immer erzählt, er wäre ausgerutscht und in die Latrine gefallen«, erinnerte er sich nun. »Und sie hat ihm das jedes Mal geglaubt.«
    Er rückte Alise auf seiner Schulter ein wenig bequemer zurecht, oder er versuchte es zumindest. Die Muskeln in seinem Hals, den Schultern, den Armen, dem Rücken und den Beinen pochten und taten weh. Schweiß lief ihm über Gesicht und Hals. Er hätte gerne eine längere Rast eingelegt, aber er fürchtete, wenn er zu lange wartete, würde er nicht mehr die Kraft aufbringen, seinen Weg fortzusetzen.
    »Ich denke jetzt oft«, sagte er und richtete das Licht der Laterne auf eine Stelle, an der zwei Stollen abzweigten, »an die Gefahr, in der wir uns befanden. Einmal wurden wir beinahe von einem plötzlichen Hochwasser erwischt. Warum wir nicht beide ertrunken sind, ist mir bis zum heutigen Tag ein Rätsel. Zum Glück waren wir in der Nähe eines Wartungsschachtes und konnten fliehen. Wir hielten das alles für einen gewaltigen Spaß. Hatten nicht genug Hirn, um uns zu fürchten.
    Ich frage mich, in welche Richtung ich von hier aus gehen muss.« Er starrte nachdenklich die beiden Tunnel an. »Ich kann mich daran erinnern, dass ein Gang zum Tempel zurückführt. Der andere ist der, welchen wir gerade entlanggekommen sind. Er führt zum Palast, und der dritte führt

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