Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
zum Fluss. Dieser hier« – er ließ das Laternenlicht auf den entsprechenden Tunneleingang fallen – »sieht aus, als führte er nach oben, also muss er wohl zum Tempel gehen. Wir nehmen den Gang, der nach rechts abzweigt. Ich glaube, ich kann mich daran erinnern, dass das der richtige ist.«
    Er machte einen Schritt und spürte, wie seine Knie zitterten. Schwer atmend lehnte er sich gegen die Wand.
    »Ich muss mich einfach nur ein bisschen strecken«, sagte er.
    »Die Spannung in den Muskeln loswerden. Dann wird es besser gehen.«
    Er stellte die Laterne auf den Boden und blendete die Laterne ab. Hinterher würde er sich noch oft fragen, wieso er das getan hatte – den Schieber zu benutzen, welcher die Laterne schloss. Wegen der Lehren, die er aus seinen Jugendabenteuern gezogen hatte? Sein Vater hatte ihm beigebracht, sich an dunklen Orten an dunkle Ecken zu halten. Oder war er einfach zu empfindlich? Sein Magen war immer noch ein wenig unruhig, und er wollte lieber nicht sehen, in was er trat. Oder war es gar der Zauber des Türkissteins gewesen, den ihm die Großmutter gegeben hatte? Er würde es nie erfahren. Er wusste nur, dass er in diesem Augenblick die Laterne abgedunkelt hatte.
    Langsam ließ er Alise auf den Boden sinken, so dass sie, fest in die Decke gewickelt, an der gebogenen, schleimigen Wand lehnte.
    »Tut mir Leid wegen dem Dreck, Liebste. Ich kaufe dir ein neues Kleid.«
    Er richtete sich so gut auf, wie ihm das möglich war – waren die Gänge damals auch schon so niedrig gewesen? –, und massierte die schmerzenden Muskeln in seinen Beinen und Schultern.
    »Es ist nicht mehr weit«, sprach er sich selbst Mut zu. »Nicht mehr weit.«
    »Skedn?«, zischte eine Stimme, und die gehörte nicht Alise.
    Shadamehr erstarrte in der Dunkelheit. Die Stimme war aus dem Tunnel zu seiner Rechten gekommen und hatte heiser und guttural geklungen auf eine Weise, wie er es noch nie zuvor gehört hatte. Er wartete atemlos und reglos. Obwohl er die Worte nicht verstehen konnte, begriff er die Bedeutung:
Hast
du das gehört?
    Auch der Besitzer der Stimme wartete ab, ohne sich zu bewegen. Dann erklang eine weitere Stimme zur Antwort.
    »No skedn.«
    Die Sprecher klangen wie zerklüftete Felsen, die einen Berghang herunterrutschten. Die Geschöpfe wirkten allerdings nicht träge im Geist und murmelten nicht wie Trolle. In der ersten Stimme lag so etwas wie Autorität, und die zweite hatte mit einer Ehrerbietung gesprochen, die von Struktur, Disziplin und Organisation kündete.
    »Taan!«, erriet Shadamehr mit einem innerlichen Stöhnen.
    Er erinnerte sich an das, was seine Späher ihm über die Taan erzählt hatten – dass diese wilden Ungeheuer aufrecht gingen wie Menschen und ihre Waffen mindestens so gut einsetzten wie die meisten Krieger in Loerem, wenn nicht besser. Die Taan waren furchtlos im Kampf und schlugen sich klug und geschickt.
    Shadamehrs erster Gedanke war, dass er der gesamten Taanarmee gegenüberstand, die die Stadt durch die Abwasserkanäle einnehmen wollte. Aber dann kam er zu dem vernünftigen Schluss, dass das unmöglich war. Tausende von Kriegern konnten nicht durch die Abwasserkanäle marschieren. Das hier waren Späher, die nach Schwachpunkten in der Verteidigung der Stadt Ausschau hielten.
    »Und bei den Göttern, sie haben einen gefunden«, sagte er zu sich selbst. »Was bedeutet, dass wir wie Ratten in der Falle sitzen.«
    Er wagte es nicht, sich zurückzuziehen. Einer der Taan hatte etwas gehört, vielleicht einen Teil von Shadamehrs Selbstgesprächen, und nun waren sie zweifellos alle wachsamer. Die einzige Waffe des Barons war ein Dolch, den er im Stiefel versteckt trug. Die Palastwachen hatten ihm sein Schwert und die anderen Waffen abgenommen, aber diesen Dolch übersehen. Er hätte Ulaf vorhin im Gasthaus um sein Schwert bitten können, aber er hatte zu viele andere Dinge im Kopf gehabt. Dank der Ratschläge seines Vaters, der Liebe der Götter oder seiner eigenen Vernunft hatte er jedoch zumindest das Licht abgedunkelt, das ihn ansonsten sofort verraten hätte.
    Langsam und lautlos duckte er sich dichter an die Wand, machte sich so klein wie möglich und versuchte, ganz ruhig zu atmen. Er verfluchte sein eigenes lautes Herzklopfen, das im Tunnel widerzuhallen schien. Nach einigem Tasten im Dreck fand er einen größeren Stein. Er zog den Dolch aus dem Stiefel. Die andere Hand schloss sich um den Stein.
    Die Taan blieben, wo sie waren, und lauschten. Shadamehr gab keinen Ton von

Weitere Kostenlose Bücher