Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
jedoch abermals als orangefarbene Flecke in der trüben Luft zu erkennen. Dagnarus versicherte den Vinnengaeliern, dass er einen Plan hatte, welchen er in den nächsten Tagen anzuwenden gedachte. Sein erster Befehl als König bestand darin, dass für den Abend dieses Tages zu seiner Ehre ein üppiges Büffet aufgetragen wurde, zu welchem alle Anwesenden eingeladen wurden. Er schloss dabei auch den Mönch ein, aber dieser lehnte höflich ab. Dagnarus fragte den Mönch, ob er mit seinem Zimmer im Palast zufrieden sei. Der Mönch bejahte das, und dann gingen er und die Omarah davon. Dagnarus freute sich, weil er wusste, dass die Geschehnisse dieses Tages der Welt auf der faltigen Haut des alten Mönchs erhalten blieben. Dann machte er sich wieder an die Arbeit.
Die Oberhäupter der Orden lehnten sein großzügiges Angebot, am Bankett teilzunehmen, höflich ab. Die Regentin fragte kühl, ob man ihnen gestatten würde, zu ihren Pflichten im Tempel zurückzukehren, und Dagnarus erlaubte es ihnen. Die Barone murrten darüber und erklärten laut, dass man auf diese Kirchenleute aufpassen und sie vielleicht sogar verhaften sollte. Dagnarus wandte sich ihnen zu.
»Meine Herren«, sagte er streng, »solches Gerede stört mich, denn es stellt eine Beleidigung des Klerus dar. Ihr werdet der Kirche den gleichen Respekt erweisen wie mir.«
Die Barone schauten verblüfft drein, einige schmollten sogar ob dieser Zurechtweisung.
»Wirklich, meine Herren«, fügte Dagnarus hinzu, und nun lächelte er wieder, »wir haben viel zu feiern. Bitte begebt euch in die Banketthalle. Ich werde dort in Kürze zu euch stoßen, und wir können auf meine Krönung und die Vernichtung unserer Feinde trinken.«
Die Barone machten sich auf den Weg und ergingen sich dabei in Lobesreden auf den neuen König. Der Saal leerte sich, bis nur noch die Kirchenleute zurückblieben.
»Ich weiß, dass Ihr mir nicht traut, Ehrwürdige Schwester«, sagte Dagnarus zur Regentin, »und das ist verständlich. Aber ich hoffe, mit der Zeit können wir Freunde werden. Ich versichere Euch, ich habe den höchsten Respekt vor den Göttern, die mich so sehr gesegnet haben.«
Die Regentin war grau im Gesicht, als wäre sie krank, und gab keine Antwort. Sie verbeugte sich steif und fragte: »Gestattet Ihr mir zu gehen, Euer Majestät?«
»Ihr braucht dazu nicht meine Erlaubnis«, erwiderte Dagnarus leise. »Ihr seid im Palast jederzeit willkommen, ebenso wie die anderen Vertreter der Kirche. Ihr könnt frei kommen und gehen.«
»Danke, Euer Majestät«, sagte sie und rauschte hinaus. Die anderen verbeugten sich und folgten ihr.
»Kriegsmagier«, rief Dagnarus.
Grimmig und misstrauisch drehte sich Tasgall um.
»Ich möchte mit Euch gern über meinen Plan bezüglich der Taan sprechen.«
Der Kriegsmagier ging zurück zum Thron. Er sah Dagnarus direkt in die Augen. Er sagte nichts, sondern wartete nur.
Dagnarus schickte die Diener weg. Als er und Tasgall allein waren, stieg Dagnarus vom Thronpodium.
»Kommt, seht Euch zusammen mit mir den Saal an, Ehrenwerter Magus«, sagte Dagnarus. »Es fällt mir immer leichter zu denken, wenn ich mich bewege.«
Der Kriegsmagier ging neben ihm her.
»Wie heißt Ihr, Mylord?«, fragte Dagnarus. »Verzeiht, ich weiß, dass wir einander vorgestellt wurden, aber ich habe keinen Kopf für Namen.«
»Tasgall, Euer Majestät.«
»Nachname?«
»Fotheringall, Sire. Meine Familie kommt aus einem kleinen Dorf in den Ausläufern des Orkgebirges.«
»Wenn ich mich recht erinnere, gibt es einen Pass durch diese Berge. Kommen die Orks je über diesen Pass?«, fragte Dagnarus ausgesprochen neugierig.
»Sie schicken hin und wieder einen Stoßtrupp«, erwiderte Tasgall. »Nichts weiter.«
»Wenn ich es richtig verstehe, haben uns die Orks mit Krieg gedroht, weil wir angeblich daran beteiligt waren, als die Karnuaner ihren Heiligen Berg gestohlen haben. Ich fürchte, sie könnten nun mit einer größeren Streitmacht über diesen Pass kommen. Brauchen wir dort eine Garnison?«
Tasgall antwortete nicht sofort, sondern dachte noch einmal über die Sache nach.
»Ich glaube nicht, dass ich dafür Material und Leute verschwenden würde«, meinte er schließlich. »Die Orks haben nicht viel für Landkriege übrig. Das sieht man schon an der Tatsache, dass sie noch nicht einmal versucht haben, ihren Berg wieder zurückzuerobern.«
»Ich wusste, dass es früher so war«, sagte Dagnarus. »Ich war mir nicht sicher, ob sich ihre Bräuche und Sitten
Weitere Kostenlose Bücher