Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
in der Zwischenzeit vielleicht geändert haben. Ich habe vor, mich in derartigen Angelegenheiten an Euch zu wenden, Tasgall, und ebenso, wenn ich Rat brauche. Ich hoffe, ich kann mich auf Euch verlassen.«
»Ich bin froh, Euch dienen zu können, Euer Majestät. Es ist gut, dass endlich jemand …«
Tasgall hielt inne und schloss den Mund wieder.
»Gut, dass sich endlich jemand um diese Dinge kümmert? Nein. Ihr braucht nicht zu antworten. Ich verstehe.«
»Und was die Taan angeht, Euer Majestät…«, deutete Tasgall an.
»Ihr kommt immer gleich zum Thema, wie, Tasgall? Das gefällt mir bei einem Mann. Ich habe einen Plan für die Taan. Dazu brauche ich allerdings die Hilfe der Kriegsmagier – von so vielen, wie Ihr innerhalb von vierundzwanzig Stunden versammeln könnt. Es ist äußerst wichtig, dass sie sich mit Magie der Leere auskennen und wissen, wie man sie erkennt und damit fertig wird. Ich werde mich morgen mit ihnen zusammensetzen und meinen Plan erläutern. Ihr werdet mich hier im Palast antreffen, wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht hat.«
Tasgall, der während dieses Gesprächs langsamer gegangen war, blieb schließlich stehen. Er betrachtete seinen neuen Herrscher mit nachdenklichem Schweigen.
»Ich weiß«, sagte Dagnarus. Er war weitergegangen, und nun drehte er sich um und schaute den Kriegsmagier an. »Ich weiß, was Ihr denkt. Dies wäre eine hervorragende Gelegenheit für mich, mit einigen höchst gefährlichen Individuen fertig zu werden, die keinen Grund haben, mich zu mögen.«
Tasgall antwortete nicht, sondern starrte ihn nur weiterhin an.
»Ich bin kein guter Mensch«, gab Dagnarus zu. »Ich habe in meinem Leben schreckliche Dinge getan. Dinge, die ich bitterlich bereue. Ich könnte versuchen, mich damit herauszureden, dass ich jung und leichtsinnig war, und das würde durchaus der Wahrheit entsprechen. Ich könnte sagen, dass ich ehrgeizig gewesen bin und die Macht liebte, und auch das wäre wahr.«
Er zuckte mit den Schultern. Dann grinste er schief, und seine Augen wurden dunkler. »Ich könnte sagen, dass die Götter mich bestraft haben und ich als Folge meiner Taten leiden musste, und auch das wäre wahr. Aber eins sollt Ihr wissen.«
Dagnarus öffnete die Augen weit, so dass Tasgall tief in sie hineinschauen und die Dunkelheit und den winzigen Lichtfunken sehen konnte.
»Ich habe das alles aus einem einzigen Grund getan, Tasgall. Zu all den bösen Taten, welche ich vollbracht habe, wurde ich von einem einzigen Wunsch getrieben, und der war makellos und rein. Dieser Wunsch hat alles angetrieben, seit ich alt genug war, um mich selbst zu verstehen. Ich wollte König von Vinnengael sein, wollte dieses Land zu Größe und Ruhm führen, ihm einen dauerhaften Platz auf der Welt geben, sehen, wie es über alle anderen Nationen herrscht. Das war immer mein größter Wunsch. Ich schwöre Euch, Tasgall, dass alles, was ich getan habe und tun werde, für Vinnengael geschah und geschieht.
Tasgall«, fuhr er ernst fort, »ich weiß, Ihr denkt, ich bin König, weil ich euch das Messer an die Kehle gesetzt habe. Ich weiß, dass Ihr mir nicht traut. Ich habe vor, mir Euer Vertrauen zu erwerben, aber das wird einige Zeit brauchen. Und diese Zeit haben wir nicht. Ich sage nur eins – wenn ich Vinnengael wirklich schaden wollte, hätte ich das Messer benutzt. Ich hätte zehntausend Taan auf die Stadt losgelassen. Die Taan sind wilde, schreckliche Krieger, deren größte Hoffnung im Leben darin besteht, einen ruhmreichen Tod in der Schlacht zu finden. Sie hätten Neu-Vinnengael eingenommen. Ihr hättet nicht die geringste Chance. Aber ich habe all das nicht getan. Ich bitte Euch daher, mir die Gelegenheit zu geben, mich zu beweisen, indem ich die Stadt und das Land rette, welche ich gleichermaßen liebe.«
Tasgall war gerührt. Das sah Dagnarus ihm an. Er nutzte seinen Vorteil aus.
»Ich werde Euch ein Versprechen geben, Tasgall. Ich lege mein Leben in Eure Hände. Wenn nur ein einziger Vinnengaelier wegen meines Verrats stirbt, könnt Ihr mich töten.«
Tasgall schüttelte den Kopf. »Eure Lebensspanne überschreitet bereits zweihundert Jahre …«
»Durch den Willen der Götter! Dennoch, ich bin sterblich«, erklärte Dagnarus eifrig. »Gebt mir Euer Schwert.«
Ohne den Blick von Dagnarus zu wenden, zog Tasgall das Schwert und reichte es seinem König mit dem Griff voran.
Dagnarus nahm es in die rechte Hand und packte die nackte Klinge mit der Linken. Er umfasste sie fest, und
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