Der Stein der Wikinger
und bis ans Ende der Welt fahren werde, um die junge Frau aus dem Buch zu suchen. Dass er niemals sein Sohn sein konnte.
Doch ein solches Geständnis hätte seinen sofortigen Tod bedeutet. »Ich bin dir zu großem Dank verpflichtet, mein Jarl«, sagte er also. »Ich werde dieses Schwert wie keine andere Waffe ehren und deinen Namen im Munde führen, wenn ich es benutze.«
Am nächsten Morgen, als er noch vor Sonnenaufgang von seinem Lager aufstand und sich das Schwert umband, dachte er an diese Worte. Er hatte nicht gelogen. Und er würde bis zum Umfallen kämpfen, um sich einen Namen als Krieger zu machen und die Ehre des Jarls und seiner Tochter zu verteidigen. Sie setzten auf ihn, und er würde sie nicht enttäuschen. Was danach kam, würde sich finden. Wenn Odin wollte, dass er sich auf die Suche machte, würde er ihm einen Ausweg zeigen. Doch jetzt galt es, alle störenden Gedanken aus seinem Kopf zu verbannen und sich auf den Kampf gegen Folkmar zu konzentrieren.
Er blickte auf Gunnhild hinab, die längst wach war und ihm ermutigend zulächelte, und wechselte einen Blick mit Kolfinn, der aufrecht in seinem Bett saß und ebenfalls lächelte, dann verließ er das Langhaus. Dass der Jarl ihm keinen Schild angeboten hatte, betrachtete er als Aufforderung, sich Folkmar nur mit dem Schwert zu stellen. Bei einem solchen Zweikampf kam es vor allem auf den eigenen Mut an. Der Himmel war bedeckt, über den Häusern hingen Nebelfetzen. Nur zögernd kroch die Helligkeit im Osten empor. Es schien, als wollte der böige Wind die Sonne daran hindern, über den Rand der Erde zu klettern. Vor dem Stall brannten Fackeln. Ein Sklave trat aus seiner Hütte und verschwand, als er Hakon über den Hof kommen sah.
Flakon stieg mit festen Schritten die Klippen hinauf. Das Schwert zog an seinem Gürtel. Obwohl er die Waffe erst seit dem vergangenen Abend besaß, spürte er, wie sie ihm Kraft und Zuversicht verlieh. Onund, der Schmied, hatte sich selbst übertroffen. Allein die Berührung des Schwerts hatte ihm gezeigt, dass es ihm im Kampf unschätzbare Dienste leisten würde. Es war perfekt ausbalanciert, als würde ihn der Schmied schon viele Winter kennen.
Folkmar wartete auf den Klippen, das Schwert in einer Hand. Sein Gesicht zeigte ein siegesgewisses Lächeln. Auch er verzichtete auf einen Schild, aber er trug das Kettenhemd, das er schon bei ihrer ersten Begegnung angehabt hatte, und einen Lederhelm. »Du bist gekommen, Hakon von Eisland.«
Hakon ging nicht auf seine Worte ein. »Bist du so feige, dass du ein Kettenhemd tragen musst?«, verspottete er ihn. »Trägst du den Lederhelm, weil du weißt, dass ich deinem jämmerlichen Leben ein Ende bereiten werde?«
»Und du?«, konterte Folkmar, ohne sich von Hakons Worten einschüchtern zu lassen. »Warum schützt du deinen Körper mit einem Lederwams?«
Hakon zog das Lederwams aus und warf es ins Gras, trennte sich auch von seiner Kappe. »Du hast recht, es lohnt nicht für den kurzen Kampf.«
Folkmar tat es ihm nach, ließ das Kettenhemd und den Lederhelm ins Gras fallen. »Niemand soll mir nachsagen, ich würde dir keine Chance geben.«
Geduckt gingen die beiden Männer in Stellung, die Schwerter in den Händen. Hakon war überrascht, wie leicht die schwere Waffe plötzlich zu sein schien, wie eine natürliche Verlängerung seines Armes. Er spürte die Einkerbungen am Griff, die Ziselierungen mit den Silberfäden am Handschutz.
Achte auf seine Linke, hatte Nafni gewarnt. Genau das tat Hakon, obwohl Folkmar sein Schwert in der Rechten hielt. Und deshalb war er bereit, als sein Widersacher die Waffe urplötzlich von der rechten in die linke Hand wechselte und mit voller Wucht nach seinem Hals schlug.
Hakon riss sein eigenes Schwert hoch und wehrte den Schlag mit der Klinge ab. Funken stoben unter dem Aufprall des Metalls. Er drückte die Waffe kraftvoll zur Seite und brachte selbst einen Hieb an, doch Folkmar war blitzschnell zurückgesprungen und entging der Klinge um Haaresbreite.
Folkmar war sicherer auf den Beinen, als Nafni vermutet hatte. Mit zwei kurzen Schritten war er wieder in Angriffsstellung, den Oberkörper leicht nach vorn gebeugt, das Schwert diesmal in der Linken, stets bereit, damit zuzuschlagen oder es als Abwehrwaffe zu benutzen. Seine Augen blitzten.
Wie zwei Raubtiere umkreisten sie einander. Ihre Muskeln waren angespannt, die Augen weit geöffnet, alle Sinne konzentrierten sich auf den Widersacher. Lauernd warteten sie auf eine Blöße in der
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