Der Stein der Wikinger
getötet und war aus zahlreichen Schlägereien als Sieger hervorgegangen, aber einen Zweikampf auf Leben und Tod hatte er noch nie bestritten. Ein richtiger Kampf war etwas anderes, als sich im spielerischen Wettstreit zu messen.
»Folkmar ist Linkshänder«, sagte Nafni, der es anscheinend gut mit ihm meinte. »Achte auf seine Linke. Er gebraucht sie wie eine Bärenpranke.«
»Ich werde aufpassen, mein Freund.«
»Und er steht schlecht. Bei unserem letzten Raubzug blieb er nur am Leben, weil ich einem Angreifer den Kopf abschlug. Folkmar lag bereits auf dem Boden. Hetze ihn über die Klippen, bis er den Halt verliert!«
Hakon nahm sich den Ratschlag zu Herzen und drückte Nafni freundschaftlich die Hand, bevor er am Abend zum Langhaus zurückkehrte. In Gedanken versunken kletterte er den Pfad hinauf. Die Sonne war dabei, sich in ihr Versteck jenseits der Erde zurückzuziehen, und zauberte lange Schatten auf die grünen Wiesen. Im Westen malte sie blutrote Ränder an die Wolken. Böiger Wind beugte das Gras und sang in den Höhlen.
Im Dorf hatte man bereits von dem bevorstehenden Kampf gehört. Auf den einsamen Schafsinseln war man für jede Abwechslung dankbar. Und ein Kampf auf Leben und Tod, noch dazu um eine Frau, war das spannendste Schauspiel, das man sich denken konnte. Gunnhild war sich ihrer besonderen Rolle bewusst und zeigte jedem mit einem stolzen Lächeln, wie sehr sie ihren Auftritt genoss.
Kolfinn wartete vor dem Haus auf Hakon und legte beide Hände auf seine Schultern. »Der Tag deiner ersten großen Bewährungsprobe auf den Schafsinseln steht bevor«, sagte er feierlich. »Enttäusche mich nicht, mein Sohn.« Er deutete auf die Hütte des Schmieds. »Komm mit, ich will dir etwas zeigen.«
Onund, der Schmied, verbeugte sich respektvoll, als Kolfinn und Hakon seine Hütte betraten. Er trug ein ledernes Wams, das beinahe schwarz von den stiebenden Funken war, und eine lederne Kappe. Sein rundes Gesicht mit der platten Nase leuchtete im Feuerschein. »Ihr kommt gerade recht«, begrüßte er die beiden Männer. »Einen Augenblick noch, ich bin gleich so weit.«
Er legte ein Schwert auf den Amboss und ließ den schweren Hammer mehrmals auf die glühende Klinge sausen. Unter jedem Schlag sprühten die Funken nach allen Seiten. Nachdem er die Klinge eingehend bearbeitet hatte, tauchte er sie in einen Wasserbottich. Die Glut erlosch in einer zischenden Dampfwolke. Er zog das Schwert aus dem Bottich, betrachtete es eingehend, fuhr noch einmal mit seiner schwieligen Rechten über das Eisen und legte es auf einen Steinblock. »Das Schwert, mein Jarl. Ich hoffe, du bist zufrieden.«
Kolfinn nahm das Schwert mit beiden Händen und betrachtete die silbernen Ziselierungen. Mit dem rechten Zeigefinger fuhr er vorsichtig an den eingearbeiteten Fäden aus reinem Silber entlang. Ein verzweigtes Muster aus geometrischen Formen schmückte den breiten Handschutz. Zufrieden lächelnd packte er das Schwert am Griff und schlug damit auf einen imaginären Gegner ein. Dann stieß er plötzlich einen lauten Schrei aus und hieb die Klinge mit voller Wucht in den hölzernen Bock neben dem Amboss. Der zersplitterte wie leichtes Feuerholz unter dem Aufprall der frisch geschmiedeten Klinge.
»Ah«, stieß Kolfinn lächelnd hervor, »so ein Schwert habe ich mir immer gewünscht. Härter und besser verarbeitet als die besten Waffen aus dem Frankenland. Gute Arbeit, Onund!« Er reichte das Schwert an den überraschten Hakon weiter. »Nimm dieses Schwert, mein Sohn. Es gehört dir. Möge es dich im Kampf gegen Folkmar und die vielen anderen Männer unterstützen, gegen die du noch antreten wirst! Nur der König besitzt eine solche Waffe.«
Hakon wusste vor Verlegenheit nicht, was er sagen sollte. Der Jarl hatte ihn seinen Sohn genannt und schenkte ihm ein Schwert, das sicher ein Vermögen wert war. Er glaubte wirklich, dass Odin ihn geschickt hatte. Hakon berührte die scharfe Klinge und sah, wie Blut aus seinen Fingerspitzen quoll. Wie würde Kolfinn reagieren, wenn er sich weigerte, Gunnhild zu heiraten, oder die Inseln verließ?
Voller Selbstzweifel band er die Lederschlinge, die der Schmied ihm reichte, an seinen Gürtel und schob das Schwert hinein. Er ging einen gefährlichen Weg. Ein mutiger Krieger hätte dem Jarl vielleicht die Wahrheit gesagt, dass er einem göttlichen Auftrag folgte und weder Interesse an seiner Tochter noch an einem Kampf mit Folkmar hatte. Dass er die Insel so bald wie möglich verlassen wollte
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