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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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half beim Treiben des Viehs und mistete sogar den Schweinestall aus, obwohl die Frauen beim Waschen kaum den Gestank aus seinen Kleidern herausbrachten.
    Schon bald merkte Hakon, dass er die respektvolle Behandlung vor allem Solveig zu verdanken hatte. So hieß die Frau, die er in der Hütte getroffen hatte. Die weißhaarige Alte nahm eine besondere Stellung auf dem Hof ein, wurde von allen respektvoll gegrüßt und durfte beim Essen sogar neben dem Jarl sitzen. Man sagte, dass die Götter sie mit übernatürlichen Fähigkeiten ausgestattet hatten. Sie wusste, wie man schwere Krankheiten behandelte, sie beriet Valgard, wann die beste Zeit war, um aufs Meer hinauszufahren, und sie hatte das zweite Gesicht. »Sie sieht Dinge, die noch gar nicht geschehen sind«, sagte Olaf.
    Eines Abends, als Hakon allein am Herdfeuer saß und nachdenklich in die Flammen blickte, trat sie zu ihm und reichte ihm einen breiten Streifen wasserdichter Robbenhaut. »Für dein Buch«, erklärte sie. »Oder willst du, dass es nass wird, wenn Thor ein Unwetter schickt?«
    Er griff dankbar nach der Robbenhaut und forderte Solveig auf, sich zu setzen. Im Schein des Feuers wirkte ihre Miene noch unergründlicher. In ihren blauen Augen tanzten die Flammen. »Du bist gut zu mir«, sagte er. »Warum hilfst du mir? Wir sind nicht verwandt. Ich gehöre nicht zu eurer Sippe.«
    Sie dachte lange über eine Antwort nach. »Ich will dir eine Geschichte erzählen, mein Sohn«, sagte sie dann. »Es geschah vor langer Zeit, noch bevor du geboren warst. Damals lebte eine wunderschöne Frau, mit Augen, so blau wie einer unserer Seen im Sonnenschein, und langen blonden Haaren, die ihr weit über die Schultern fielen. Sie war die Tochter eines Jarls und es fehlte ihr an nichts. Sie besaß die schönsten Kleider, den kostbarsten Schmuck, und mit dem Silber, das ihr Vater von seinen Raubzügen brachte, konnte sie sich alles kaufen, was ihr Herz begehrte. Doch eines Nachts hatte sie einen Traum, der ihr seltsam real erschien. Sie begegnete einem jungen Mann, der sie so sanft berührte und ihr so viel Liebe schenkte, wie es noch keinem anderen gelungen war. Er tauchte nie wieder in ihren Träumen auf und ebenso wenig in der wirklichen Welt. Sie war so enttäuscht, dass sie sich in die Einsamkeit zurückzog und erst sieben Winter später heiratete.«
    »Und wann hast du geheiratet, Solveig?«
    Die Alte lächelte hintergründig. »Du bist ein kluger Mann, Hakon. Aber wer die junge Frau war, braucht dich nicht zu interessieren. Ich wollte dir nur erklären, wie stark Träume sein können, und wie wenige Menschen auserwählt sind, diesen Träumen zu folgen. Du bist so ein Mann, Hakon, und ich weiß, dass du dein Ziel erreichen kannst. Aber es wird nicht leicht sein. Dein Weg ist voller Hindernisse, und die Götter können nicht immer bei dir sein.«
    »Ich weiß, Solveig.« Er berührte das Buch. »Willst du mein Traumbild sehen?«
    »Ich kenne sie«, antwortete die Alte. »Sie ist eine gute Frau.«
    Er zog das Buch hervor und blätterte vorsichtig darin. Allein die Berührung der Seiten ließ ihn leise seufzen. »Du bist weise und stehst mit den Göttern in Verbindung, Solveig«, sagte er. »Weißt du, was diese Zeichen bedeuten?«
    Sie blickte ihm über die Schulter und schüttelte den Kopf. »Nein, nur ein Pfaffe könnte dir erklären, was sie uns sagen wollen. Wenn du deinem Traum folgst, wirst du es erfahren. Verliere ihn niemals aus den Augen!«
    Statt einer Antwort kam nur ein unbeholfenes Krächzen über seine Lippen. Er hatte die Seite mit der jungen Frau aufgeschlagen und war zu keiner anderen Äußerung fähig. Er starrte er auf das Bild, strich sanft mit den Fingerspitzen über die leuchtenden Farben, als könnte er die Frau auf diese Weise zum Leben erwecken. »Wo bist du?«, flüsterte er bewegt. »Wer zeigt mir den Weg zu dir?«
    »Du musst ihn selbst finden«, sagte Solveig. »Ich sehe, welche Kräfte dieses Bild in dir weckt, und kann verstehen, dass du ungeduldig bist. Aber du musst wissen, dass sich Träume nicht über Nacht erfüllen. Arbeite daran.«
    »Ich will es versuchen«, erwiderte er. Er wickelte das Buch in die Robbenhaut und verschnürte es mit einer Lederschnur. Wie einen kostbaren Talisman oder ein wertvolles Amulett drückte er es an seine Brust. Nicht mal das Schwert, das er von Kolfinn bekommen hatte, schätzte er so hoch.
    Sie legte eine Hand auf seine Schulter und blickte zur Tür.
    »Was ist?«, fragte er erschrocken.
    »Du wirst

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