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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Beerenwein.«
    Kolfinn stellte sich und seinen Begleiter vor. »Wir haben wenig Zeit, Valgard. Wir suchen einen jungen Mann mit rotblonden Haaren. Er heißt Hakon, es sei denn, er hat sich inzwischen einen neuen Namen gegeben. Ist er hier?«
    »Hier ist kein Fremder. Warum sucht ihr ihn?«
    »Er hat meiner Tochter die Ehe versprochen und will sich wohl aus der Verantwortung stehlen. Du weißt, dass ich eine solche Schande nicht auf mir sitzen lassen kann. Niemand hintergeht die Tochter eines mächtigen Jarls!«
    Valgard nickte grimmig. Er war wohl derselben Meinung wie Kolfinn und log nur, weil Solveig es ihm aufgetragen hatte. »So würde auch ich denken, wenn jemand meine Tochter demütigt. Du bist sicher, dass ihm nichts passiert ist? Haithabu ist eine große Stadt, das Böse lauert dort an jeder Ecke. Er könnte sich verirrt haben oder in einem Gasthaus hängen geblieben sein.«
    »Wir haben die ganze Stadt nach ihm abgesucht. Er ist nicht mehr in Haithabu.« Kolfinn zog verärgert die Augenbrauen zusammen. »Er ist ein Verräter, Valgard. Wenn ich meiner Tochter jemals wieder in die Augen blicken will, müssen wir ihn finden. Wir werden ihn vor ein Thing stellen.«
    Hakon erschauerte in seinem Versteck. Wenn sie ihn auf die Schafsinseln zurückbrachten und von einem Gericht verurteilen ließen, würde man ihm das Buch und sein Schwert wegnehmen und ihn in die Verbannung schicken. Wenn er Glück hatte. Wahrscheinlicher war, dass Gunnhild seinen Tod verlangte oder selbst Hand anlegte und ihn von den Klippen ins Meer stürzte.
    »Wie ich schon sagte, hier ist er nicht«, blieb Valgard bei seiner Lüge. »Aber ihr seht müde aus. Kommt rein und setzt euch zu uns. Wenn ihr wollt, könnt ihr bei uns schlafen und morgen früh nach Haithabu zurückreiten.«
    »Auf einen Beerenwein bleiben wir gerne«, erwiderte Kolfinn, »aber dann müssen wir weiter. Der Wind steht günstig und wir wollen morgen fahren.« Die beiden Männer stiegen von den Pferden. »Und du kannst dir nicht vorstellen, wohin er geflohen sein könnte? Gibt es andere Höfe in der Nähe?«
    Valgard rief einen Sklaven herbei und forderte ihn auf, die Pferde wegzuführen. »Hier gibt es viele Höfe, aber ich glaube nicht, dass ihn ein Jarl aufnehmen würde. Wir mischen uns nicht in die Streitigkeiten anderer ein.«
    »Aber wo könnte er sonst sein?«
    Valgard öffnete die Tür des Langhauses. »Ich sage es ungern, aber wenn er nicht in Haithabu ist, hat er sich bestimmt auf eines der Schiffe geschlichen. Ihr wisst, dass es zwei Häfen in Haithabu gibt, den vor der Stadt und den bei Hollingstedt. Für einen Beutel voller Münzen nimmt ihn bestimmt jemand mit.«
    Was Kolfinn darauf antwortete, verstand Hakon nicht mehr. Die Tür schloss sich hinter seinen Verfolgern und ließ ihn allein mit dem Sklaven, der die Pferde von Kolfinn und Nafni ausgerechnet an dem Wagen im Lagerhaus festband. Hakon duckte sich noch tiefer hinter die Kisten und Fässer und entspannte sich erst, als der Sklave davonlief und in der Dunkelheit verschwand.
    Er hatte das Gefühl, von der ganzen Welt verfolgt zu werden. Ivar, den er verschont und sogar vor dem Tode gerettet hatte, würde ihn auch als Einarmiger verfolgen und zum Kampf stellen. Kolfinn musste die Ehre seiner Tochter retten, und wer konnte schon sagen, was Gunnhild unternehmen würde.
    Er lehnte sich gegen die Wand aus geschälten Baumstämmen und hängte sich eines der Felle über, die auf den Kisten lagen. Die Nacht war frisch und unter dem Giebeldach sang der Wind. Aus dem benachbarten Stall war das Grunzen von Schweinen zu hören. Die angebundenen Pferde schnaubten leise. Von den Weiden klang das Blöken einiger versprengter Schafe herüber.
    Seine Nervosität wuchs. Er hatte keine Ahnung, ob Valgard wirklich bei seiner Lüge bleiben würde. Der starke Beerenwein, den dessen Frau hergestellt hatte, lockerte die Zungen und konnte ihn dazu verführen, die Wahrheit zu sagen. Oder er bekam Skrupel, weil er einen Verräter deckte, der die Tochter eines Jarls belogen hatte. War Solveig tatsächlich mit den Göttern im Bunde? Nur eine Frau, die mit Odin sprach, konnte einem Jarl befehlen.
    Ah, in welche missliche Lage hatte er sich gebracht! Hätte er das Buch doch nie gefunden, dann würde er jetzt noch bei Ivar im Langhaus leben und mit den Eisländern auf Raubzüge gehen. Nein, sagte er sich schnell. So war es nicht. Das Buch war ein Geschenk der Götter, und die Hindernisse auf dem Weg in das fremde Land waren von ihnen

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