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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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geschaffen worden, damit er sie beiseiteräumte und sich den Lohn verdiente. Was hatte Erik der Rote, der bekannte Landsucher, alles erdulden müssen, um sein Ziel zu erreichen? Nur weil man ihn verbannt hatte, hatte er die Küste von Grünland gefunden und dort zwei Siedlungen gegründet. Wartete auf ihn ein ähnliches Schicksal?
    Die Tür des Langhauses ging auf und Valgard trat mit den Männern von den Schafsinseln nach draußen. Sie verabschiedeten sich wortreich voneinander und Kolfinn sagte: »Lass den Sklaven schlafen, Valgard. Wir holen unsere Pferde selbst.«
    Hakon zog sich so weit wie möglich hinter die Kisten und Fässer zurück und griff nach einem weiteren Fell, um sich ganz darunter verstecken zu können. Er wagte nicht einmal zu atmen, als die Schritte der Männer lauter wurden und sie unter das Giebeldach traten. Die Pferde begrüßten sie freudig.
    »Und ich hätte wetten können, dass der Bursche hier ist«, sagte Kolfinn. »Aber vielleicht hat dieser Valgard recht und er ist längst auf hoher See.«
    »Denke nicht mehr an ihn«, antwortete Nafni. »Er ist dem Ruf der Götter gefolgt, das habe ich in seinen Augen gesehen. Ich war lange genug mit ihm zusammen. Er ist kein schlechter Junge. Ich weiß, dass er als Ehemann von Gunnhild dein Erbe fortführen sollte, aber Odin wollte es anders, da bin ich ganz sicher. Hakon ist kein gemeiner Verräter.«
    »Manchmal redest du wie ein Weib«, höhnte Kolfinn. Er schien dabei zu lachen. Hakon hörte, wie er in den Sattel stieg. »Nun, immerhin hat er wertvolle Geschenke für meine Tochter besorgt. Und er hat Folkmar besiegt.«
    »Ich habe diesem Folkmar auch nie getraut«, sagte Nafni.
    Sie lenkten die Pferde unter dem Dach hervor und ritten davon.

16
    Hakon erwachte spätnachts und erkannte sofort, dass etwas nicht stimmte. Sein Buch war weg! Sofort war er hellwach. Er schlug die Felle zur Seite und setzte sich auf. Um ihn herum im Langhaus schliefen alle, doch weiter hinten, im Schein des heruntergebrannten Herdfeuers, saß eine dunkle Gestalt. Der goldene Einband seines Buches und die farbigen Edelsteine, die darin eingelassen waren, leuchteten.
    Er stand auf und griff nach seinem Schwert, ließ es aber gleich wieder sinken, als er das Gesicht der alten Solveig erkannte. Ohne seine Waffe ging er zu ihr und setzte sich neben sie. »Du hast mir einen Schrecken eingejagt.«
    »Ich weiß«, erwiderte sie, »und es tut mir leid. Aber dein Buch tauchte in meinen Träumen auf und ich musste unbedingt hineinsehen. Ich wollte dich nicht wecken.« Sie schloss das Buch und strich über den Einband aus Metall.
    »Was hast du gesehen, Solveig?«, fragte er. Spätestens seit sie die Ankunft von Kolfinn und Nafni vorausgesehen hatte, zweifelte er nicht mehr an ihren übersinnlichen Fähigkeiten. »Weißt du, wo ich sie finden kann?«
    Sie wickelte das Buch in die Robbenhaut und verschnürte es fest, als wüsste sie, dass er es bald gegen stürmischen Regen schützen müsste. Es dauerte einige Zeit, bis sie antwortete: »Nein, dazu sind meine Kräfte zu schwach. Die Götter wollen nicht, dass ich alles sehe. Aber ich erkenne, dass du in die untergehende Sonne fahren musst, wenn du sie finden willst. Nach Westen.«
    Hakon erinnerte sich an die Linien, die der Verfasser des Buches mit blutroter Farbe auf die Karten gemalt hatte. Es stimmte, sie führten alle von rechts nach links, aber wer sagte ihm, dass links die Sonne unterging? Und welche Länder zeigten diese Karten? Er hatte sich die Karten genau angesehen und außer dem von Eisland keinen der Umrisse erkannt. Der Verfasser musste Länder gesehen haben, die noch kein anderer Sterblicher jemals zu Gesicht bekommen hatte.
    »Du hast die Karten studiert?«, fragte er hoffnungsvoll.
    »Die halbe Nacht«, bestätigte sie. »Wir besitzen keine Karten, aber ich habe sie bei Arabern und Pfaffen in Haithabu gesehen. Auf manchen dieser Karten habe ich die Umrisse unseres Landes erkennen können, aber die Länder in deinem Buch sind mir fremd. Du hättest den Pfaffen fragen sollen, dem du das Buch abgenommen hast. Oder den Araber in Haithabu. Araber sind klug, sie kennen sich mit Karten aus.«
    Hakon konnte sich nicht erinnern, ihr von dem irischen Mönch und dem Araber erzählt zu haben. »Dazu war keine Zeit«, sagte er enttäuscht. »Was meinst du? Soll ich nach Haithabu zurückgehen und einen Araber fragen? Oder einen der Mönche zwingen, mir die Zeichen in dem Buch zu erklären?«
    Die Alte schüttelte den Kopf.

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