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Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Geschmack zu verfeinern, und kostete ausgiebig. Einen Sklaven, der heimlich probieren wollte, schlug er fast bewusstlos und wies einen Jungen an: »Schaff ihn aus dem Haus! Ich will ihn hier nie wieder sehen!« Der Junge befolgte seinen Befehl ohne Widerrede, wusste er doch, dass Erik die Strafe am nächsten Morgen wieder vergessen haben würde.
    »Wir haben das fremde Land gesehen«, rief Leif, nachdem er den Karibubraten gegessen hatte und beim zweiten Horn mit Met angelangt war. »Lasst uns auf Odin trinken, der uns durch die gefährlichen Küstengewässer des neuen Landes geleitet und uns beim Bau einer neuer Siedlung beigestanden hat.« Er hob sein Horn. »Wir opfern diesen Met den mächtigen Göttern!«
    »Gelobt sei Jesus Christus!«, rief Thorwald.
    »Amen!«, antwortete jemand aus der Menge.
    Die ganze Sippe hatte sich im Langhaus versammelt, um Leifs Bericht von der langen Reise zu lauschen. Die Leute saßen auf Holzbänken, Kisten, Fässern und auf dem Boden und blickten erwartungsvoll zu dem Mann, der neben seinem Vater am Kopfende saß und die Aufmerksamkeit sichtlich genoss. Seine Wangen waren vom großen Herdfeuer und dem Met gerötet, als er noch einmal trank, das leere Horn einem Sklaven reichte und zu erzählen begann.
    »Hört mich an, meine Freunde!«, rief er. »Das Land, das Bjarni am Rand der Erde gesehen haben will, gibt es wirklich. Ich werde nie verstehen, warum er vor der fernen Küste nicht vor Anker ging und den fremden Boden betrat, aber ich war ihm dankbar für den ausführlichen Bericht, den er uns über seine Reise hinterließ. Der alte Recke hat sich zur Ruhe gesetzt und war viel zu müde, um uns zu begleiten, aber ich hatte gute Männer im Boot, die keine Angst vor dem Unbekannten haben. Während der ersten Tage war es einfach, Bjarnis Kurs zu folgen. Der Nordostwind blies uns nach Norden, an der Küste von Grünland entlang. Doch dann entschlossen wir uns, seinen Kurs zu verlassen.« Er nahm einen Schluck von seinem Met und wischte sich die Feuchtigkeit von den Lippen. »Bjarni fuhr damals weiter nach Norden und steuerte erst einen Tag später westwärts, aber wir hatten Nordostwind und ließen uns über das offene Meer treiben, bis wir die Küste einer fremden Insel aus dem Dunst tauchen sahen. Doch was für eine Enttäuschung, meine Freunde, als wir das Beiboot zu Wasser ließen und den fremden Boden betraten. Was für eine große Enttäuschung!«
    »Warum, Leif?«, rief jemand. »Was habt ihr gesehen?«
    »Steine«, antwortete Leif, »nichts als Steine. Keine Bäume, keine Flüsse, keine Quellen … nichts. Als wir den Fuß auf diese flachen Steine setzten, verstand ich, warum Bjarni an Bord blieb. Wir nannten die Insel ›Helluland‹, denn genau das ist sie, ein ›Land der flachen Steine‹.« Er nahm einen weiteren Schluck und gestattete sich ein Lächeln. »Aber glaubt nicht, dass wir uns damit zufriedengaben. Wir folgten Bjarnis Kurs nach Süden und fanden die Wunderstrände, die unser Freund aus der Ferne erblickte, aber nie betrat. Wir gingen vor Anker und fanden etwas, nach dem wir uns hier in Grünland vergeblich sehnen: Holz! Riesige Bäume, so weit das Auge reicht! Vorbei die Zeit, in der wir auf Holzlieferungen aus der alten Heimat warten mussten. Vorbei die Kälte in unseren Häusern, weil wir nicht genug Brennmaterial haben. In ›Markland‹, so habe ich dieses Land genannt, gibt es genug Holz für uns alle!«
    »Und dann?«, rief ein ungeduldiger Jüngling. »Was hast du dann gemacht? Habt ihr den Winter in Markland verbracht? Gibt es dort Wild und Wasser?«
    »Es gibt Wild, aber es ist schwer zu jagen. Nein, mein Freund, wir fuhren weiter nach Süden, in Gewässer, die noch kein Nordmann vor uns gesehen hatte, denn Bjarni schlug vor Markland den Kurs nach Osten ein und fuhr nach Grünland zurück. Wir segelten weiter an der Küste entlang und wurden für unseren Mut belohnt, denn dort fanden wir das Land, nach dem wir gesucht hatten. Dort, an der Mündung eines breiten Flusses, der aus einem großen See zu entspringen scheint, bauten wir unsere Häuser. Ich gab der Siedlung den Namen ›Leifsbudin‹, denn ich betrat dieses Land als Erster. Es ist gutes Land, fruchtbar und gut zu beackern, und in dem Fluss schwimmen Fische, so groß, dass wir sie kaum an Land ziehen konnten. Und es ist wärmer als hier. Selbst im Winter wurde es nie so kalt, dass das Vieh verhungert wäre. Die Sonne verschwindet im Winter nicht unter der Erde wie hier in Grünland oder in

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