Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Wikinger

Der Stein der Wikinger

Titel: Der Stein der Wikinger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
Vom Netzwerk:
geht ein wertvoller Zauber aus, und wenn du jemals eine Nachricht für unsere Nachfahren hinterlassen willst, wirst du sie brauchen.«
    Hakon ahnte nicht, wie Tyrkir darauf kam, dass er seinen Nachfahren eine Botschaft hinterlassen wollte. Er betrachtete das Erlernen der Schrift, die ähnlich wie die Christenschrift als heilig galt, als willkommenen Zeitvertreib für den Winter. An dem kostbaren Buch, das ihm in die Hände gefallen war, hatte er besonders die kunstvollen Schriftzeichen bewundert und sich gewünscht, selbst solche Zeichen malen und sie mit einer besonderen Bedeutung versehen zu können. Als die Tage länger wurden, gelang es ihm bereits, längere Botschaften in einen Holzscheit zu schnitzen.
    Mit dem Sommer, denn einen Frühling gab es in Grünland kaum, trieb man die Rinder und Schafe wieder auf die Weiden, und es blieb wenig Zeit für Unterhaltung. Hakon kehrte auf seinen Hof zurück und half Edwin, ein neues Haus für ihn und seine Frau zu errichten, und verkaufte einige Jungschafe. Mit dem Silber, das er für die Tiere bekam, beteiligte er sich an den Kosten für die Erkundungsfahrt, die Thorwald und er planten. Thorwald war bereits dabei, die Männer für die Expedition auszuwählen, darunter einige, die schon mit seinem Bruder unterwegs gewesen waren und den Kurs kannten. Noch vor der Mittsommernacht wollten sie nach Westen aufbrechen.
    Noch bevor sie die Knorr, die sie nach Vinland bringen sollte, ins Wasser der Bucht schoben, machte das erste Handelsschiff aus Eisland in der Bucht von Brattahlid fest. Hakon stand oberhalb der Anlegestelle und blickte auf die Neuankömmlinge hinab, die meisten Siedler aus Eisland, aber auch ein Mann in schwarzer Kutte war darunter, der von dem Pfaffen aus Thjodhilds Kirche abgeholt und mit einer Umarmung begrüßt wurde.
    Als Hakon in seinen Händen ein Buch erkannte, sein magisches Buch, verlor er beinahe die Besinnung. Für einen Augenblick verschwamm alles vor seinen Augen und er musste sich an Edwin festhalten, der neben ihm stand und ihn entgeistert anblickte: »Was ist passiert, Hakon?«
    Hakon ließ ihn stehen und rannte den Pfaffen entgegen. Wie von Sinnen stürmte er den Karrenweg hinab, stieß in seiner Hast einige Männer zur Seite, die sich lautstark beschwerten, und blieb keuchend vor den beiden Pfaffen stehen. Er riss dem Neuankömmling das Päckchen aus der Hand und stieß hervor: »Das Buch gehört mir! Es gehört mir! Hast du verstanden, Pfaffe?«
    Der Mann im schwarzen Kittel blickte ihn entsetzt an und antwortete scharf: »Was fällt dir ein, Fremder? Ich habe dieses Buch in Eisland gekauft.«
    »Von Ivar dem Einarmigen! So ist es doch?«
    »Er hatte nur einen Arm, das stimmt. Woher weißt du das?«
    »Ivar hat es mir gestohlen. Es gehört mir!«
    »Und du hast es von einem irischen Mönch.«
    »Die Götter haben es mir gegeben. Auch dein Gott.«
    Die Pfaffen blickten einander verständnislos an und der Neuankömmling fragte: »Warum ist dieses Buch so wichtig für dich? Kannst du es lesen?«
    »Ich weiß, dass es von einem Pfaffen … einem Mönch handelt, der ein fremdes Land besucht hat. Ich muss wissen, wo dieses Land liegt. Irgendwo in seinem Buch muss es stehen. Ich muss die Frau finden, die er gesehen hat.«
    »Eine Frau?«, staunte der einheimische Glaubensmann.
    Der Neuankömmling war blass geworden. Mit gesenkter Stimme antwortete er. »Der Nordmann hat recht. Dies ist das erste Buch des heiligen Brendan, das Buch, von dem einige nur unter vorgehaltener Hand sprechen.«
    »Das Buch, in dem er von dem Weibe schwärmt?«
    Der Neuankömmling wandte sich an Hakon, bemerkte das Kreuz auf dessen Brust und sagte: »Ich kann dir dieses Buch nicht überlassen, mein Sohn. Ich habe viele Münzen dafür bezahlt und bin verpflichtet, es in den Besitz der Kirche zu überführen.« Er streckte die rechte Hand aus. »Gib es mir!«
    Hakon zog sein Schwert und drückte es an den Hals des entsetzten Mannes. Unter der Klinge quoll hellrotes Blut hervor. »Das Buch gehört mir!«
    »Gib ihm das Buch!«, erklang eine vertraute Stimme hinter ihm. Hakon fuhr herum und sah Edwin, der ihm unbemerkt gefolgt war. »Gib es ihm, oder willst du, dass es Mord und Totschlag auf dieser Insel gibt? Allein kannst du das Buch sowieso nicht lesen. Die Pfaffen werden den Text für dich übersetzen, nicht wahr?« Er blickte die Männer in den schwarzen Kutten an. »So ist es doch? Mein Freund will nur wissen, wo die geheimnisvolle Frau lebt.«
    Der Neuankömmling spürte

Weitere Kostenlose Bücher