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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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ihre Schritte und wartete, bis die Tür hinter ihr zuschlug. Ein argwöhnischer Charles - das war mal was Neues. Womit mochte die alte Dame das verdient haben?
    »Müsst ihr Jimmy wirklich dem Sheriff übergeben?«, fragte Charles leise und verschwörerisch.
    Merkwürdige Frage ...
    Riker zündete sich eine Zigarette an und wartete, bis das Nikotin zu wirken begann. »Hast du was dagegen? Gibt's da etwas, das ich wissen müsste?«
    »Mallory hat den Fall erstaunlich schnell gelöst, stimmt's? Und der Sheriff hatte siebzehn Jahre Zeit dazu.«
    Das hat mir gerade noch gefehlt. Jeder will heutzutage Detektiv spielen.
    »Mit anderen Worten - du glaubst, dass der Sheriff etwas zu verbergen hat.«
    »Die Schlussfolgerung ist doch nicht von der Hand zu weisen, wenn man bedenkt...«
    »Das ist Mallorys Werk.« Riker reckte sich gähnend. »Frisch Bekehrte sind immer am schlimmsten, das kenne ich.«
    Offenbar hatte Mallory es nun doch geschafft, Charles umzudrehen, und das gefiel ihm gar nicht. Der frühere Charles Butler war ihm lieber gewesen: ein Menschenfreund, der von allen nur das Beste erwartete, der zwar nicht das Zeug zu einem guten Cop hatte, aber ein durch und durch anständiger Kerl gewesen war.
    Diese verflixte Mallory!
    »Ich denke nur logisch«, wehrte sich Charles. »Sie hat damit überhaupt nichts zu tun.«
    Riker legte eine Hand auf den dicken Aktenstapel. »Mallory hat das alles nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden rausgefunden. Seit Monaten hackt sie in streng geheimen Computernetzen rum, sucht nach Beweismaterial, ohne Durchsuchungsbefehle zu haben, umgeht die amerikanische Verfassung und lügt ohne Ende.«
    Er zog die blauen Bogen heraus. »Diese Laborberichte hat sie an sich gebracht, indem sie unbefugt in einen verschlossenen Raum eingedrungen ist und staatliches Eigentum vernichtet hat. Und außerdem hat sie ihre Mutter sterben sehen. Ich würde schon sagen, dass sie mehr in der Hand hatte als der Sheriff.«
    »Aber Jessop kannte einige der Steinewerfer persönlich.«
    »Er hatte sie im Verdacht, und das ist etwas ganz anderes. Er hätte nie einen von ihnen nach meiner Methode zu einem Geständnis bewegen können, weil er es nicht fertig gebracht hätte, die Dreckskerle vollzuschleimen. So was liegt ihm nicht. Und wenn du dieses Gesindel dazu bringen willst, dich zu lieben, musst du deine Rolle schon verdammt gut spielen.«
    »Er hätte ihnen nachgehen können und ...«
    »Er hat sie fertig gemacht, so gut es ging. Verhaftungen ohne hieb- und stichfeste Beweise wären höchst riskant gewesen. Hätte er einen Verdächtigen in Untersuchungshaft genommen, wären die anderen auseinander gelaufen. Das hier ist eine Spielzeugstadt, Charles. Verdächtige, die in einen Nachbarstaat geflüchtet wären, hätte Jessop nie aufspüren können, dazu fehlten ihm die Mittel.«
    Lieber Gott, ich bitte dich nur um eins: Bewahre mich vor Amateuren!
    »Er hat Babe Lauries Witwe aufgestöbert«, wandte Charles ein. »Sie ist von einem anderen Staat ausgeliefert worden.«
    »Ja, aber von da hat er null Unterstützung bekommen. Ich hab den Schriftwechsel gesehen. Diese verdammten Bürokraten in Georgia haben ihn ganz schön zappeln lassen. Hätte Sally Laurie sich nicht freiwillig gestellt, hätte er noch ein halbes Jahr warten können.«
    »Es gibt aber viele Polizeibeamte, die mit anderen Stellen zusammenarbeiten, damit...«
    »Meinst du die Feds? Nach allem, was ich gehört habe, hat Tom Jessop mit dem FBI nichts im Sinn. Er weigert sich glattweg, seine Nachbarn auszuspionieren. Was sagst du dazu? Ich möchte wetten, dass die Feds den Jungs aus Georgia einen Wink gegeben haben, schön langsam zu machen.«
    Charles schien ein bisschen verunsichert. »Aber wie war das mit Babe Laurie? Jeder geht davon aus, dass er Mallory aufgelauert hat. Findest du nicht...«
    »Glaubst du wirklich, dass der Sheriff dabei seine Hand im Spiel hatte?«
    Jetzt ist wohl ein bisschen Seelenmassage angesagt, alter Freund.
    »Wenn man auf Mallorys Seite steht, sieht man überall Feinde, und jetzt siehst du, wohin es führt, dass du dich für sie entschieden hast. Du bist so blind, dass du einen anständigen Mann nicht mehr von einem Gauner unterscheiden kannst.«
    Natürlich war das gelogen. Die Wahrheit war weniger schmeichelhaft. Seine Blindheit verdankte Charles Butler allein der Tatsache, dass er Mallory im Weg gestanden hatte. Sie hatte erreicht, was Riker nicht gelungen war - sie hatte den Mann zum Krüppel gemacht.
    »Das einzige

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