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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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OP-Schwester und einen Operationssaal, aber ...«
    »Sollen Sie haben, Doc!« Lilith machte sich wieder auf den Weg - diesmal, um eine Schwester zu terrorisieren und einen OP-Saal zu requirieren.
    Während Ira für die Operation vorbereitet wurde, brachte der Sheriff Darlene Wooley in den Warteraum. Auch hier herrschte das Chaos - hysterisches Rufen und Schluchzen, Klagen um die Toten oder fast Toten. Er schnappte sich den letzten freien Stuhl und ließ Darlene, die unablässig leise vor sich hin weinte, darauf Platz nehmen. Jetzt öffnete sie langsam eine Hand. Erschrocken riss sie die Augen auf, als sie das Minihandy sah, das sie die ganze Zeit umklammert hatte.
    »Kathy«, stieß sie hervor.
    Dem Sheriff gab es einen Ruck. »Was ist mit Kathy?«
    »Kathy ist nach Owltown gegangen.« Sie packte seinen Arm. »Sie hat gesagt, dass sie jemanden umbringen will.«
    »Dabei könnte ich ihr vielleicht behilflich sein.« Und schon stürmte er zum Ausgang, schob sich durch die Glastür und rannte zu seinem Wagen. Als er den Parkplatz verließ, flog die Beifahrertür auf, und Deputy Beaudare war mit einem Satz neben ihm.
     
    Der Sarg war durch die Druckwelle von der Ladefläche geschleudert worden. Babe Lauries Leiche lag in einiger Entfernung auf der Erde. Die Flammen des Lasters hatten über den Schutt hinweg zu ihm gefunden und seinen Anzug in Brand gesetzt, aber Babes Gesicht änderte seinen Ausdruck nicht, als die Flammen an seinem Kopf hoch züngelten und das Wachs, mit dem der Leichenbestatter die Kopfwunde kaschiert hatte, zum Schmelzen brachten.
    Doch den Mob kümmerte der tote Babe nicht mehr. Alle blickten die dunkle Straße hinunter zu der einen Straßenlaterne, die eben noch Licht gespendet hatte und in diesem Moment erlosch. Dafür ging ein Stück weiter die nächste Laterne, unter der Mallory stand, an. Und so rückte sie Schritt für Schritt, in stetem Wechsel von Hell und Dunkel, immer weiter vor. Dann leuchtete die letzte Lampe der Straße auf, aber ihr Lichtkreis war leer. Trotzdem sah die Menge wie gebannt darauf und wartete auf Mallory.
    Doch während die Bewohner von Owltown sie noch im Licht suchten, hatte sie sich im Schutz der Dunkelheit schon unter die Menge gemischt, schob sich nach vorn und stand am Rand des Kreises, aus dem die Steine gekommen waren. Ihre unmittelbaren Nachbarn wichen zurück, als sie den schwarzen Reitermantel zurückschlug und den Blick auf den schweren Revolver an ihrem Gürtel freigab. Lässig und ohne Eile trat sie an Rikers rechte Seite, legte sich einen Arm des Bewusstlosen über die Schulter und fasste ihn um die Taille.
    Ihr Blick war auf die Straße geheftet, die in Richtung Stadt führte. »Immer geradeaus«, sagte sie zu Charles. »Und lass dich durch nichts aufhalten.« Mit der freien Hand fasste sie den Griff ihrer Waffe.
    Vier Männer mit Steinen in der Hand verstellten ihnen den Weg. Ein besonders Eifriger, der sich gleich drei Steine gegriffen hatte, trat grinsend vor und tat den ersten Wurf. Im Bruchteil einer Sekunde hatte sie den Revolver aus dem Holster gezogen.
    Der Mann hatte den Knall gehört und das Mündungsfeuer gesehen, aber jetzt stand er da, starrte auf das große Loch in seinem Oberschenkel und überlegte offenbar, ob es da einen Zusammenhang gab, doch dann waren die Gesetze der Schwerkraft stärker: Er stürzte zu Boden und schleppte sich schreiend weg. So ganz hatte er noch immer nicht begriffen, was mit ihm passiert war. Der Kreis teilte sich, um ihm den Weg freizumachen, aber niemand half ihm, niemand schien die Waffe in Mallorys Hand wirklich ernst zu nehmen.
    Charles und Mallory bewegten sich, den leblosen Körper Rikers mitschleifend, langsam vorwärts. Die Männer und Frauen hatten sich rechts und links von ihnen aufgereiht und hielten mit ihnen Schritt. Eine Frau in rotem Satinkleid rief Mallory mit lauter Stimme obszöne Beschimpfungen zu und schleuderte eine Flasche nach ihr, die Mallory nur wenig verfehlte. Sie legte in aller Ruhe auf die Frau an und drückte ab. Die Frau starrte das dunkle Loch im Ärmel ihres Kleides an und wusste offensichtlich nicht, ob sie sich ärgern oder wundern sollte. Eben noch war sie als Teil der Menge unverwundbar gewesen, jetzt aber eine Zielscheibe im roten Kleid.
    Mallory hob erneut den Revolver, und die Frau rannte schreiend zwischen den schäbigen Häusern davon. Eine Weile hatten sie Ruhe, dann überholte sie ein Teenager, und das nächste Wurfgeschoss, ein Backstein, traf Charles am Schuh. Dort

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