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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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Die Feds beobachten alle Glaubensgemeinschaften.«
    »Ich habe nicht …«
    »In deiner Ahnungslosigkeit bist du wahrscheinlich auf den alten Dreh reingefallen: große Zukunft beim FBI blablabla … Stimmt’s? Soll ich dir mal was verraten, Kleine? Sie haben gelogen. Das machen sie oft.«
    Mallory war aufgestanden, während Lilith noch immer wie erstarrt am Boden hockte. »Die vom FBI nehmen dich nie, und zur Polizei kannst du auch nicht mehr zurück, die trauen dir nicht mehr über den Weg, weil du hinter dem Rücken des Sheriffs mit den Feds zusammenarbeitest. Deine Karriere ist vorbei, Kindchen. Oder vielleicht auch nicht. Kann sein, dass du sie noch retten kannst.«
    Mallory legte den Kopf schief. Sie musste Schmerzen haben, schien diese und die starke Blutung aber nicht zu beachten. »Selbst du musst doch begreifen, dass es nicht in deinem Interesse sein kann, wenn der Sheriff mich schnappt.«
    Doch Lilith begriff nur, dass Mallory blutete und sich nichts, aber auch gar nichts anmerken ließ, und das machte sie verrückt. Wie viel Blut konnte man verlieren, bevor …
    »Wird dir ein bisschen flau, Deputy? Vielleicht denkst du daran, wie es sein wird, wenn sie dich schnappen und der Sheriff dich anspuckt.« Sie stand ganz locker da, aber ihr Gesicht war kalt und abweisend.
    »Ich werde dir helfen, Kindchen. Wenn du weißt, was ich weiß, müssen sie dich nehmen und befördern. Es ist ein todsicherer Tipp. Willst du, dass ich dir helfe, oder nicht?«
    Deputy Beaudare fasste ihren Revolver fester, nickte und erhob sich langsam.
    Sofort hatte Mallory wieder die Waffe im Anschlag und entspannte sich erst, als Lilith mit dem Revolverlauf ein wenig zur Seite rückte.
    Diese Frau hatte kein Problem, sie zu töten, so viel stand für Lilith Beaudare fest. Umgekehrt war sie sich da nicht so sicher. Das vom Fernsehen vermittelte Bild des Cops hatte sie schon in den ersten Tagen an der Polizeiakademie revidieren müssen. Im Kampf von Phantasie und Wirklichkeit hatte die Skepsis die Oberhand gewonnen. Könntest du Mallory umbringen? Könntest du überhaupt einen Menschen umbringen?
    Nein … vielleicht … Polizistin zu werden war ihr größter Wunsch gewesen. Jetzt geriet alles ins Wanken. Und ihr war tatsächlich ein bisschen flau. Wenn es zu einem Schusswechsel kam …
    »Halt den Revolver mit dem Lauf nach unten, während wir reden«, sagte Mallory, »dann komm ich nicht so leicht in Versuchung, dich über den Haufen zu schießen.« Dabei lächelte sie. Nicht persönlich gemeint, sollte das heißen, nimm’s mir nicht übel … »Ich bring dein Leben wieder in Ordnung, Kindchen. Runter mit dem Lauf.«
    Lilith gehorchte widerwillig und folgte dabei nicht einem Gefühl der Angst, sondern simpler Logik. Solange sie Blut verlor, würde Mallory nicht auf Zeit spielen. Lilith packte die Waffe fester. Um keinen Preis der Welt würde sie die loslassen.
    Lilith sah hoch, als Mallory abdrückte. Es war wie ein Weltuntergang. Ihre Knie knickten ein, die Arme fuchtelten, und vor ihren Augen zuckte das Nachbild eines grellen Blitzes auf. Sie spürte den Luftzug, die Hitze der Kugel, die sie haarscharf verfehlte. All das dauerte allenfalls eine Sekunde.
    Als das grelle Licht auf ihrer Netzhaut erlosch, stellte sie fest, dass Mallory – zum zweiten Mal an diesem Tag – ihren Colt in der Hand hielt.
    Mist.
    Die Skepsis, vertraute Wegbegleiterin, stand hinter ihr und lachte sie aus. Und du willst eine Polizistin sein, Lilith?
    »Ständig verlierst du das Ding«, sagte Mallory und hielt ihr den Colt vor die Nase. »Guck nicht so verzweifelt, Kindchen. Du hast gerade die nächste nützliche Lektion gelernt: Glaube nie, was ein Verdächtiger dir erzählt.«
    »Du wolltest mir die Informationen der Feds überhaupt nicht geben.«
    »Natürlich nicht.«
    »Und wenn der Sheriff dich schnappt, erzählst du ihm das vom FBI.«
    »Nein, Kindchen. Das war auch gelogen. Es ist besser, wenn er es von dir erfährt.«
    Lilith begann, Mallorys verquere Moral zu durchschauen. Aber …
    »Nimm den Schnelllader vom Gürtel und wirf ihn weg.«
    Lilith hakte das schwere Ding ab und ließ es zu Boden fallen. Es rollte Mallory direkt vor die Füße, die ihre Waffe einsteckte und Lilith mit dem Colt in Schach hielt, während sie es aufhob. »Das brauchst du doch nicht, und es behindert dich. Jetzt nimm den blöden Schlagstock ab und den übrigen Krempel, Funkgerät und Scheinwerfer, das ist doch nur unnützes Gewicht.«
    Lilith gehorchte, und Mallory musterte

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