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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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zeigte sich ihnen ein kreisförmiger Raum voller Instrumente, die endlich menschliches Maß hatten: gefährlich aussehende und komplexe Maschinen, die experimentalpsychologischen Forschungen gedient haben mochten. Diane wusste instinktiv, dass sie am richtigen Ort waren. Die Experimentierkammer befand sich unterhalb des Reaktorrings, dort, wo nie jemand auf die Idee gekommen wäre, die Anlage zu durchsuchen: unter der Höllenmaschine.
    Sie legten ihre Schutzkleidung ab und machten sich an die Erkundung des Raums. Die Wand war von phosphoreszierenden Flechten überwuchert; darauf fiel der Schatten von Ketten, die von der Decke herabhingen und in einem gespenstischen Rhythmus klirrten.
    Giovanni sah sich nach einem Lichtschalter um, und diesmal hinderte ihn Diane nicht daran: Einen Ort wie diesen in der Dunkelheit zu besichtigen kam nicht in Frage. Nach unschlüssigem Knistern und Flackern flammten die Neonlichter auf. In der runden Wand befand sich keine andere Öffnung als die Tür, durch die sie hereingekommen waren. An der Decke, zwischen halb herunterhängenden Kabeln, waren die Leuchtröhren kreisförmig angeordnet.
    Es schien alles unangetastet, als hätte kein Mensch je gewagt, hier einzudringen. Das Erste, was Diane auffiel, waren die Faradayschen Käfige – Würfel aus Kupferdraht mit einer Seitenlänge von einem Meter, die eine totale elektrostatische Isolation erlaubten. Vor einem Käfig bückte sie sich und warf einen Blick hinein: Auf dem Boden lagen Elektroden – hier waren offensichtlich Experimente mit Hirnstrommessungen durchgeführt worden. Sie richtete sich wieder auf, und als sie sich weiter umsah, entdeckte sie Stühle mit hohen Rückenlehnen, ähnlich wie das Chorgestühl in Kirchen; daran waren eiserne Armringe und Lederschlaufen befestigt, und dahinter standen schwarze Messinstrumente, aus denen Kabel mit Saugnäpfen hingen: Vermutlich war hier elektrischer Strom durch Körper gejagt worden. Auf dem Boden, zwischen wuchernden Pilzen, lagen sogar noch Haarbüschel, um die sich Staubflocken geballt hatten – offensichtlich waren die Köpfe geschoren worden, damit die Elektroden besser hielten und die Haare nicht Feuer fingen.
    Sie ging ein paar Schritte weiter und stieß auf einen Isolationstank – einen Sarkophag, etwa zwei Meter lang, normalerweise mit Salzwasser gefüllt und hermetisch verschlossen, sodass der darin befindlichen Person sämtliche Sinnesreize ausgeblendet wurden. Diane beugte sich über den Rand und leuchtete hinein: Es lagen menschliche Gebeine darin – winzige Knochen, die Überreste von sehr kleinen Erwachsenen oder Kindern. Sie dachte an Lucien und spürte, wie ihr schlecht wurde.
    Hinter ihr erklärte Giovanni abrupt: »Also, mir reicht es. Ich gehe.«
    »Nein, bleib«, sagte sie bestimmt. »Wir müssen weitersuchen. Verstehen, was hier passiert ist.«
    »Hier gibt es nichts zu verstehen! Hier waren Wahnsinnige am Werk, die Menschen gefoltert haben – willst du noch mehr wissen?«
    Diane fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. Die Luft hier unten schmeckte salzig, gesättigt von Bitternis. Am anderen Ende des Raumes erblickte sie Wandschirme aus Metall, die eine abgetrennte Nische bildeten: Sie beherbergte einen Tisch aus rostfreiem Stahl und eiserne Möbel; darauf standen die Überreste von Glasgefäßen, die unter der Frosteinwirkung geborsten waren. Diane ging weiter. Glasscherben knirschten unter ihren Sohlen, der Atem wölkte sich vor ihrem Mund. Auf dem Grund der Glasbehälter hatte sich eine erstarrte schwärzliche Masse erhalten, aus der hier und dort ein fester Brocken ragte – mumifizierte Organe, einbalsamiert von Kälte und Einsamkeit.
    Allmählich begriff sie das Unvorstellbare. Jedes Werkzeug, jede Maschine war ihrem ursprünglichen Zweck entfremdet und zu Folterungen benutzt worden. Die pervertierten Wissenschaftler, die mit den traditionellen Forschungsmethoden zu keinem Ergebnis gelangt waren, hatten sich in Henker verwandelt und versucht, ihren Opfern durch Quälerei, durch Schmerz und Grausamkeit jene Wahrheiten zu entreißen, die sie anders nicht zu fassen bekamen. Hatten sie auf diese Weise den tsewenischen Schamanen ihre Geheimnisse entlockt? Unwahrscheinlich, fand Diane: Dass die Parapsychologen ihre übersinnlichen Fähigkeiten über derart gewalttätige, derart absurde Umwege erlangt hatten, war undenkbar. Das letzte Glied in der Kette fehlte immer noch.
    Neben dem Operationstisch standen Rollwagen, auf denen Klingen, Meißel,

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