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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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Überlebenden untergebracht waren, berichteten von phänomenalen Heilungen.«
    »Und da«, fiel ihm Diane ins Wort, »haben Sie kapiert, dass Sie mit Ihrem absichtlich herbeigeführten GAU die tsewenischen Schamanen aus ihren Verstecken gezwungen hatten. Dass in diesem Tal Menschen lebten und über Kräfte verfügten, von denen Sie sich nie hätten träumen lassen. Dass Sie die Kräfte, denen Sie nachjagten, indem Sie alte Schamanen aus allen Ecken Sibiriens herbeischaffen ließen, in Wirklichkeit direkt vor sich hatten, ein paar Schritte von Ihrem Labor entfernt.«
    Sacher ließ sich zu einem Lächeln herab. »Das«, sagte er, »ist die Ironie des Schicksals. Wir konnten die Schamanen verhaften, als sie sich mit ihren ›Patienten‹ wieder in ihre Berge zurückziehen wollten. Wir waren überzeugt, dass wir mit ihrer Hilfe endlich in eine andere Wirklichkeit eindringen, die Geheimnisse des übersinnlichen Universums lüften würden.«
    Diane schloss die Augen. Sie war an der letzten Etappe angelangt.
    »Und wie haben Sie’s angestellt, ihnen ihre Kräfte zu stehlen?«, fragte sie leise.
    Mawriskis Stimme bebte vor triumphaler Erregung. »Das verdanken wir den beiden Franzosen.«
    Diane riss die Augen auf. Damit hatte sie nicht gerechnet. »Welchen Franzosen?«
    Nun ergriff Sacher wieder das Wort und sagte in gedämpfterem Ton: »Malin und Sadko; das waren ihre russischen Namen. Zwei Psychologen aus Frankreich, die in die Sowjetunion ausgewandert waren und unsere Ideale teilten. Auch sie hatten bei unseren Experimenten mitgemacht, allerdings eher begleitend. Als die tsewenischen Schamanen hier eintrafen, schlugen sie uns eine andere Methode vor.«
    »Nämlich?«
    »Es war Sadkos Idee: Nachdem die Macht der Schamanen rein mental war, gab es nur eine Möglichkeit, ihre Geheimnisse aufzudecken: in ihren Geist einzudringen. Sie … von innen her zu erforschen.«
    »Wie?«
    Der Russe wiegte den Kopf hin und her. »Wir mussten selber Schamanen werden.« Mawriski sah jetzt aus wie ein Wahnsinniger, der das Ufer der Vernunft weit hinter sich gelassen hatte.
    In gemäßigterem Ton fuhr Sacher fort: »Die Franzosen hatten folgende Idee: Wir mussten uns in die tsewenischen Rituale einbinden lassen. Wir mussten selber Schamanen werden, um die zweite Dimension des Bewusstseins zu erreichen. Sadko bestand darauf: Es war der rechte Augenblick, den großen Schritt zu versuchen, jetzt oder nie.«
    Diane war beinahe bereit, diesen Wahnsinn zu glauben. In gewisser Weise war das die plausibelste Erklärung. Doch die Logik der Ereignisse entging ihr nach wie vor. »Wie konnten Sie denn erwarten, von gefangenen Schamanen initiiert zu werden?«, fragte sie. »Wie konnten Sie hoffen, dass diese Menschen Ihnen ihre Geheimnisse preisgeben würden?«
    »Wir hatten einen Fürsprecher.«
    »Wen?«
    »Jewgenij Talich.«
    Diane brach in ein hysterisches Gelächter aus. »Talich? Den Sie eingesperrt hatten? Dessen Volk Sie umbringen wollten?«
    Mawriski kam auf sie zu, bis er nur noch wenige Zentimeter von ihr entfernt war und sie jede Einzelheit in seinem Adlergesicht erkennen konnte.
    »Sie haben Recht«, sagte er, auf einmal sehr ruhig. »Dieser verfluchte Schurke wäre niemals bereit gewesen, mit uns zu verhandeln. Wir mussten eine andere Methode anwenden.«
    »Nämlich?«
    »Die sanfte.«
    »Was denn für eine sanfte Methode?«
    »Sadko hat diese Rolle übernommen«, antwortete Mawriski.
    »Was soll das heißen? Wie hätte es Sadko zuwege gebracht, Talich zu besänftigen?«
    Mawriski ließ von ihr ab und trat zurück. Seine Brauenbogen hoben sich überrascht. »Oh«, sagte er in amüsiertem Ton, »ich merke, dass ich vergaß, Ihnen ein nicht unwesentliches Detail mitzuteilen.«
    Diane stieß einen Schrei aus. Ihre Wut kämpfte gegen die Kälte, ihr Verstand gegen den Wahnsinn.
    »WAS FÜR EIN DETAIL?«
    »Sadko war eine Frau.«
    Entgeistert wiederholte Diane: »Eine … eine … eine Frau?«
    Im Hintergrund ertönten Schritte. Diane drehte sich um und starrte angestrengt in die Dunkelheit. Die ganze Zeit über, während dieses ganzen schrecklichen Abenteuers hatte sie ihre Kraft, ihre Intelligenz, ihre Kaltblütigkeit unter Beweis gestellt. Aber in diesem Moment wurde sie wieder zu dem riesigen, unbeholfenen, verlegenen Mädchen mit dem gekrümmten Rücken, das sie ihre gesamte Jugend hindurch gewesen war.
    Sie starrte in die Dunkelheit, auf die Gestalt, die jetzt ins Licht trat.
    »Mama?«, fragte sie.
     
     
     
KAPITEL 68
     
    Nie war sie

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