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Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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Einweihungstages!
    Es war wunderschön. Das konnte ich nicht leugnen, aber es war eine grausame Schönheit. Das Blut war verschwunden – vielleicht aufgesogen –, und im Mondlicht leuchtete das blaugrüne Glas wie ein spiegelglattes Meer. Ein ruhiges Meer, aber eines mit tödlichen Tiefen. Der Schlußstein glitzerte, und ich hatte eine Vorahnung, wie er aussehen würde, wenn ihn die geballte Macht der Sonne traf.
    Unter dem Glas flackerte blutrotes Licht.
    Die Pyramide erwachte.
    »Nur noch zwölf Stunden«, sagte Boaz, »und sie wird endlich erweckt sein.«
    »Und du bist sicher, daß du das willst?« fragte ich.
    Er überhörte die Frage. »Komm, ich zeige dir die ganze Pracht der Pyramide.«
    Er zog mich weiter auf die Pyramide zu.
    An ihrem Fundament trat ein Offizier vor. Seine Abzeichen verrieten mir, daß er zu Zabrzes Kommando gehörte.
    »Exzellenz wünschen?« fragte er und verneigte sich tief.
    »Paß auf. Sei wachsam. Laß niemanden in die Nähe, der kein Magier ist. Niemanden!«
    »Wie Ihr befehlt, Exzellenz!«
    Ich war jetzt fast starr vor Angst, meine Beine waren steif, aber Boaz zerrte mich weiter auf die Pyramide zu. Ich war fest davon überzeugt, er würde mich die Rampe hinaufführen, aber dann bog er ab und führte mich zu der Kante, an der die südliche und östliche Seite aufeinandertrafen.
    »Da hinauf«, sagte er, »und wenn du nicht selbst gehst, dann werde ich dich verdammt noch mal tragen.«
    Seine Stimme war kalt, abweisend, und Verzweiflung stieg in mir auf. Das war nicht mehr Boaz. Das war der Magier, der die Herrschaft übernommen hatte. Die Pyramide hatte gewonnen.
    Kleine Stufen waren in die Kante hineingeschlagen.
    »Nein«, flüsterte ich. Nicht der Schlußstein. Nein.
    Boaz zerrte mich die ersten zwanzig Stufen hinauf, dann ging ich allein weiter, da ich Angst hatte, er könnte mich plötzlich loslassen und ich das Gleichgewicht verlieren. Der Aufstieg war steil und die Pyramide hoch, und nach fünfzig Stufen keuchte ich aus Anstrengung und Furcht.
    Wir brauchten fast eine halbe Stunde, um die Spitze zu erreichen, und da war der Mond schon etwas gesunken und tauchte die Hälfte der Pyramide in einen tiefen Schatten. Dort flackerten die blutroten Blitze unter ihrer gläsernen Haut noch heftiger als auf den Seiten, die dem Mondlicht ausgesetzt waren.
    Um den Schlußstein herum verlief ein schmaler Sims, der vielleicht einen Schritt breit war. Boaz ließ mich los, und ich stützte mich sofort auf den Schlußstein, schob die Finger in die Spalten der Glasnetze und betete, daß er fest mit der Innenwand verbunden sei.
    Das Glas schrie mir entgegen, flehte mich an, es zu retten und es zu töten, wenn ich es nicht retten konnte.

    Zerschlage uns!
    Aber mir fehlte der Mut, und ich hätte auch nicht gewußt wie, und ich verschloß Augen und Gehör so gut es ging vor der Verzweiflung des Glases. Ich wollte loslassen, aber ich konnte nicht, denn dann würde ich mit Sicherheit abstürzen, davon war ich überzeugt.
    Boaz ging ein Stück weiter auf dem Sims, mühelos und zuversichtlich. Um mich von dem Glas abzulenken, machte ich den Fehler, mich umzusehen. Sofort stieg Übelkeit in mir auf.
    Ich wandte schnell den Blick ab… und sah doch die Überreste eines zermalmten Fußes an der Verbindung zwischen Schlußstein und Pyramide.
    Ich stieß einen Laut der Verzweiflung aus und fragte mich, was ich tun konnte, um zu entkommen, und schaute wieder zu Boaz hinüber. Vielleicht wenn ich ihn anflehte…
    Aber Boaz war nicht ansprechbar. Er stand an der nordwestlichen Ecke der Pyramide, den Kopf in den Nacken gelegt, die Arme ausgestreckt; das Gewand flatterte in der Nachtbrise.
    Ich trug nur Sandalen mit dünnen Sohlen an den Füßen, und durch sie hindurch glaubte ich einen Pulsschlag zu spüren, dann noch einen, und dann wußte ich, daß ich es mir nicht nur einbildete.
    »Boaz!« Es kam nur als Wimmern heraus, aber er hatte es gehört und drehte sich um.
    »Fühlst du es?« fragte er. »Fühlst du es?«
    »Ja. Ja, ich fühle es. Bitte, können wir jetzt wieder nach unten steigen? Bitte?«
    Der Pulsschlag wurde stärker.
    »Bald«, flüsterte er und schaute in den Himmel hinauf. »Jetzt dauert es nicht mehr lange. Nur Geduld.«
    Dann zeigte er plötzlich auf die Seite der Pyramide, die im Mondschatten lag, und über den Schatten hinaus.
    »Tirzah? Sieh!«
    Ich folgte der Richtung seines Fingers… und mein Herz blieb stehen und fing dann an zu rasen.
    Der Schatten der Pyramide erstreckte sich

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