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Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
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schrie einer der Sklaven auf. Ich konnte ihn nicht hören, nicht über den Lärm der Magier hinweg, aber ich sah ihn wild gestikulieren.
    Ich war zu weit entfernt, um es sehen zu können, aber ich bin überzeugt, daß dem Sklaven das Entsetzen im Gesicht geschrieben stand.
    Er rutschte aus und stürzte, dann rutschte der Sklave neben ihm aus und dann der Sklave daneben… die letzten drei oder vier versuchten noch ihrem Schicksal zu entkommen, aber es war zu spät. Die Pyramide würde keinen von ihnen gehen lassen.
    Unerbittlich zog die Pyramide jeden von ihnen unter den sich noch immer bewegenden Schlußstein. Es war ein widerwärtiger, furchtbarer Anblick, der selbst die Magier zum Verstummen brachte.
    Das entsetzliche Knirschen, mit dem der Schlußstein in sein Fundament einrastete, war deutlich zu hören.
    Die Pyramide hatte ihre Spitze mit den Körpern und dem Blut der Dreizehn endgültig verankert.
    Damit nahm der Schrecken seinen Anfang.
    Blut quoll unter dem Schlußstein hervor und lief die vier Seiten herunter. Dann schossen hohe Fontänen von dort hoch, viel mehr Blut, als die dreizehn Körper enthalten konnten. Es rann unaufhaltsam über das blaugrüne Glas, bis die Pyramide damit bedeckt war.
    Eine Pyramide aus Blut.
    Ich wandte mich ab und würgte, und Kiamet zog mich an sich, so daß ich nichts mehr von alledem sah.
    Aber ich konnte es trotzdem riechen – den warmen Geruch von Eisen, von frischem, geopfertem Blut.
    Schließlich schaffte ich es, mich zurück in Boaz’ Haus zu flüchten. Ich glaube, ich sollte bei dem Fest aufwarten, aber das konnte ich nicht. Nicht, nach dem, was ich gerade gesehen hatte.
    Vermutlich nahm das Bankett seinen Lauf, weil die Magier beinahe außer sich waren über die Beweise der Macht, die ihnen die Pyramide lieferte. Jetzt trank sie nicht nur, sondern erzeugte sogar selbst Blut!
    Ich dachte an die unzähligen verglasten Schächte und Gänge in der Pyramide und fragte mich, ob in ihnen jetzt wohl Blut floß.
    Ich hörte Stimmen und setzte mich in meinem Bett auf.
    Mittlerweile war die Nacht hereingebrochen; irgendwie hatte ich es geschafft, den größten Teil des Nachmittags und des Abends reglos dazuliegen.
    Die Stimmen gehörten Boaz und Zabrze.
    »Sei verflucht, Bruder!« hörte ich Zabrze schreien. »Ist dein Herz aus Stein? Ist dein Verstand verwirrt? Was war das denn heute, wenn nicht das Böse?«
    »Dir fehlt das Wissen«, erwiderte Boaz. »Und darum kannst du es nicht verstehen. Die Macht der Eins erwacht. Die Unsterblichkeit wartet auf uns. Sei froh.«
    Sie hatten mittlerweile den Lichtschein der Veranda erreicht, und ich konnte sehen, daß Boaz so ruhig war wie Zabrze wütend.
    »Boaz…«
    »Nichts wird mich jetzt noch von der Pyramide abbringen, Bruder! Gar nichts!«
    Er ging steifbeinig ins Haus.
    Zabrze starrte ihm hinterher, dann sah er mich mit flehendem Blick an. Er wandte sich ab und verschwand in der Nacht.
    Ich war langsam aufgestanden. »Boaz?«
    »Fang du jetzt nicht auch noch an, Tirzah!«
    »Boaz, vielleicht hat Zabrze recht…«
    »Tirzah!«
    »Was ist das für ein Bauwerk, das Blut weint?« schrie ich.
    »Das ist kein Haus, das ist…«
    »Es ist die Pyramide, verdammt!«
    »Sie ist eine Monstrosität«, sagte ich leise. »Mir ist egal, wie du sie nennst und mir ist egal, welche Macht sie dir deiner Meinung nach verleihen wird. Da stimmt etwas nicht!«
    »Mir reicht es«, knurrte Boaz und packte mein Handgelenk.
    Aufhören! Aufhören, rief der Froschkelch aus der Kommode.
    Aufhören!
    »Nein«, flüsterte Boaz. »Nein, das will ich ganz und gar nicht.« Er zerrte mich aus dem Haus.
    Kiamet machte eine Bewegung, als wolle er mitkommen, aber Boaz fauchte ihn bloß an, und Kiamet stolperte zurück auf die Veranda.
    »Boaz, wo…«
    »Zur Pyramide«, sagte er, und sein Griff um mein Handgelenk verstärkte sich, bis ich glaubte, er würde mir die Knochen brechen.
    »Boaz! Du tust mir weh!«
    Sein Griff lockerte sich, blieb aber fest, und ich konnte mich nicht befreien.
    Er zerrte mich durch die ganze Siedlung – in einigen Vierteln wurde noch immer gefeiert, aber der Lärm war gedämpft –, dann durch die Straßen Gesholmes zu der Allee, die an der Pyramide endete.
    »Boaz! Nein!«
    »Doch, du dumme Närrin!« sagte er. »Sieh!«
    Zögernd öffnete ich die Augen. Der Vollmond tauchte die Pyramide in sein Licht. Offensichtlich segnet die Natur die Pyramide, dachte ich wie betäubt, wenn der Vollmond so hell strahlte vor der Hitze des

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