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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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fort und seufzte.
    »Bedauerlich«, pflichtete ihm Johansson bei.
    »Leider begingen wir einen noch größeren Fehler.«
    »Ach, wirklich?«, sagte Johansson und versuchte dabei, nicht allzu gespannt zu klingen.
    »Bereits bevor er unser Teilhaber wurde, erzählte er, er wolle nach Thailand auswandern und Schweden den Rücken kehren. Das war das Jahr, in dem Palme ermordet worden war, im Frühsommer 1986, und man musste kein Konservativer sein, um zu der Überzeugung zu gelangen, dass es mit dem Land nur noch bergab ging. Es gab also sicher viele Leute, die sich mit ähnlichen Gedanken trugen. Er wollte also nach Thailand auswandern, einen Hotel- oder Restaurantbetrieb eröffnen oder sich als Teilhaber einkaufen. Er wollte sich in einem neuen Land etablieren und eine Zukunft aufbauen. Klang recht sympathisch, fanden mein Partner und ich. Außerdem brachte er viel Erfahrung aus dem Hotel- und Restaurantgewerbe mit. Wir haben das sogar noch geprüft. Bereits als Schüler hatte er in den Sommermonaten immer in dieser Branche gejobbt, lange bevor er an der Universität Uppsala BWL studiert hatte. Mit Schwerpunkt Touristik, meine ich mich zu erinnern.«
    »Sie haben ihn also angestellt«, sagte Johansson. »Damit er sich um alles kümmert.« Das muss eine äußerst gründliche Kontrolle dieses kleinen Mythomanen gewesen sein, dachte er.
    »Sowohl mein Kompagnon als auch ich hatten in Schweden verdammt viel zu tun, und wir hatten vor Ort zuverlässige Kräfte eingestellt, vom thailändischen Direktor bis hin zu den Servicekräften. Trotzdem hielten wir es für sinnvoll,
einen Schweden vor Ort zu haben, sozusagen als unseren verlängerten Arm, als unseren schwedischen Verbindungsmann. Der junge Nilsson wurde stellvertretender Direktor und war für die Finanzen zuständig.«
    »Aber die Sache ging schief«, meinte Johansson und schob sein schäbig-graues Minutensteak beiseite. Muss ich halt ein ordentliches Dessert bestellen, dachte er.
    »Es dauerte allerdings eine Weile. Rechnen konnte er überhaupt nicht, das stellten wir recht umgehend fest.«
    »Er bereicherte sich«, konstatierte Johansson.
    »Ja, aber das war keine sonderlich große Überraschung. Nicht in dieser Branche. Außerdem unterschlug er vermutlich auch nicht mehr als jeder andere. Nein, etwas anderes war bedeutend schlimmer. Als wir entdeckten, dass er mit Finanzen keine sonderlich gute Hand hatte, um es einmal freundlich auszudrücken, übertrugen wir ihm stattdessen Aufgaben im Hotel und Restaurant, vor allen Dingen im Servicebereich, der sich an unsere Zielgruppe, Familien mit Kindern, richtete.«
    »Und was geschah dann?«, fragte Johansson, obwohl er die Antwort bereits wusste.
    »Anfänglich ging alles sehr gut. Er veranstaltete eine Menge Aktivitäten für die Kinder, Wassergymnastik, Schnitzeljagden auf die Inseln, Theateraufführungen und thailändische Tanzkurse, alles zwischen Himmel und Erde.« Carl Blomquist schüttelte den Kopf.
    »Und worin bestand das Problem?«
    Direktor Carl Blomquist, der Namensvetter des Meisterdetektivs, wenn man es mit der Schreibung nicht so genau nahm, stärkte sich mit einem großen Schluck Rotwein, ehe er zur Sprache brachte, worauf sein neuer Bekannter die ganze Zeit gewartet hatte.
    »Er war ja ein junger, charmanter Mann, sah gut aus.
Wirkte in jeder Hinsicht vollkommen normal. Der ideale Schwiegersohn. Als ich von den Klagen der Gäste erfuhr, weil er ihre Kinder begrabscht haben sollte, also die kleinen Mädchen, an Jungen schien er vollkommen uninteressiert zu sein, wäre ich fast vom Stuhl gefallen.«
    »Was für eine fürchterliche Geschichte«, sagte Johansson. »Und was haben Sie unternommen?«
    »Das Übliche. Vertuschen und Schlichten. Leider kostete das einiges, aber eine Alternative gab es nicht. Wir haben sogar extra Security-Personal eingestellt, um sicherzustellen, dass er der Anlage fernblieb.«
    »Wurde er nie festgenommen? Die Polizei hat von seinen Taten nie erfahren?«
    »In Thailand? Damals?«, sagte Carl Blomquist und schüttelte den Kopf. »Das können Sie vergessen, fürchte ich. Die alten Säcke strömten jedes Jahr zu Millionen herbei, um sich mit kleinen Mädchen zu verlustieren. Das einzig Merkwürdige an Nilsson war vermutlich, dass er nur halb so alt war wie die anderen. Mensch, Lars. Damals, ich weiß nicht, wie es heute ist, und ich will lieber gar nicht darüber nachdenken, damals haben die armen Bauern im Norden Thailands ihre Kinder verkauft, ihre eigenen Kinder. Für eine

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