Der sterbende Detektiv - Roman
nicht so einfach«, meinte Johansson. »Das ist gar nicht so einfach, das kann ich Ihnen sagen.«
»Ein so sturer und ausdauernder Mensch wie Sie. Erzählen Sie mir bloß nicht, dass Sie das nicht schaffen würden. Sie sind einfach nur zu bequem, so ist das wohl. Oder es ist Ihnen ganz einfach egal.«
»Ich verspreche, mich zusammenzunehmen«, sagte Johansson. »Außerdem hätte ich dann auch noch ein paar Fragen, wenn es Ihnen recht ist.«
»Dann ist es vielleicht das Beste, dass wir die hinter uns bringen«, meinte Erika Brännström. »Bevor die Nachbarn anfangen, sich Gedanken zu machen. Vermutlich ist es diese Haarspange, die Ihnen zu schaffen macht. Die Yasmine gehörte. «
»Ja«, erwiderte Johansson. Damit können wir anfangen, dachte er.
»Nicht ich fand sie, sondern Margaretha. Irgendwann im Herbst nach diesem schrecklichen Sommer, in dem die kleine Yasmine ermordet wurde. Margaretha fand sie beim Großreinemachen vor dem Umzug unter ihrem Bett. Sie gab sie mir und fragte, ob sie Karoline oder Jessica gehöre. Das sind meine Töchter, aber das wissen Sie ja bereits. Ich weiß auch nicht, warum sie das fragte, denn beide hatten damals jungenhafte Kurzhaarschnitte.«
»Und was haben Sie gesagt?«
»Dass sie nicht ihnen gehörte. Erst viel später kam mir der Gedanke, dass sie vielleicht Yasmine gehört hatte. Das war an sich nicht weiter merkwürdig, da sie manchmal mehrmals in der Woche im Haus gespielt hatte. Außerdem rannte sie immer überall rum. Jessica und Karo waren etwas besser erzogen.
Zumal ich diejenige war, die immer alles aufräumen musste. Ich hatte ihnen also beigebracht, was sich gehörte.«
»Und Margaretha, hatte sie irgendwelche Überlegungen angestellt? Ich meine, dass es Yasmines Spange sein könnte?«
»Nein«, sagte Erika Brännström. »Ich habe auch nie gefragt. Dass es ihr nicht gut ging, hätte auch jeder gesehen, der nicht in der Krankenpflege arbeitete. Das war auch nicht weiter verwunderlich, schließlich war ihr das Mädchen richtig ans Herz gewachsen.«
»Stimmt«, meinte Johansson. »Dass so etwas einem Nachbarkind zugestoßen war, muss ein Schock für sie gewesen sein.«
»Wenn ich Sie richtig verstanden habe, war es bedeutend schlimmer«, meinte Erika Brännström.
»Wie meinen Sie das?«, fragte Johansson, obwohl er genau wusste, was sie dachte.
»Dass sie im Haus von Margaretha ermordet wurde«, sagte Erika Brännström, »während ich mit den Mädchen bei meinen Eltern in Härnösand war und Margaretha in ihrem Sommerhaus auf Rindö. Das glauben Sie doch wohl?«
»Ich glaube das nicht nur«, erwiderte Johansson. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass es dort geschah. In Margaretha Sagerlieds eigenem Schlafzimmer, falls es Sie interessiert. Das habe ich die ganze Zeit geglaubt.«
»Das erklärt so einiges«, meinte Erika Brännström.
»Zum Beispiel was?«
»Als wir bei ihrem Auszug eine Inventur durchführten, das Meiste wurde ja verkauft, fiel mir auf, dass ein Kopfkissenbezug und ein Laken fehlten. Sie hatte zur Hochzeit je ein Dutzend von beidem bekommen. Bestes Leinen mit ihren Initialen M und S bestickt.«
»Und was dachten Sie darüber?«
»Ich dachte mir überhaupt nichts. Ich hätte mir nicht im
Traum vorstellen können, dass es in Margarethas eigenem Haus passiert ist. Das war vollkommen undenkbar. Wenn ich überhaupt etwas dachte, dann vermutlich, dass es im Laufe der Jahre in der Wäscherei abhandengekommen war. Oder dass sie die Sachen aufs Land mitgenommen oder verschenkt hatte. Ungefähr so.«
»Sie haben nie gefragt?«, fragte Johansson.
»Nein«, antwortete Erika. »Außerdem ging es Margaretha immer schlechter, besonders irgendwann im Frühjahr oder vielleicht sogar schon im Winter, jedenfalls nach Neujahr, also 1986. Damals wurde der größte Teil ihres Besitzes verkauft. Ich machte mir richtiggehend Sorgen um sie. Sie wirkte die ganze Zeit vollkommen abwesend. Trotz ihrer Eigenheiten mochte ich sie schließlich, müssen Sie wissen. Im Grunde war sie ein anständiger und großzügiger Mensch. Meine Kinder hatten wirklich keinen Grund zu klagen. Tante Margaretha war ihr großes Idol.«
»Ja, das kann ich mir denken«, meinte Johansson. Dieses Mal keine Lügen, dachte er.
»Ja«, sagte Erika Brännström. »Dann bleibt eigentlich nur noch ein ungeklärter Punkt.«
»Und der wäre?«
»Staffan Leander, der Neffe von Margarethas Mann. Er war wohl der Sohn von Johans Halbschwester. Johan war sein Onkel, und Margaretha war seine
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