Der sterbende Detektiv - Roman
geringere Summe, als man hier für einen Welpen zahlen muss. Die landeten dann in den Bordellen und Bars in Bangkok oder den großen Touristenzentren. Nur wenige fanden einen normalen Job als Dienstmädchen oder Hotelangestellte. Wie viel von dem in den Taschen der örtlichen Polizei landete, will ich gar nicht wissen. Die Polizei in Thailand war anders als Sie und Ihre Kollegen.«
»Wissen Sie, was dann mit Nilsson geschah? Nachdem Sie ihn gefeuert hatten?«
»Tja. So einiges ist mir zu Ohren gekommen. Es gab ja ziemlich viele Schweden dort unten, also wurde auch getrascht.
Nicht zuletzt über Staffan Nilsson. Erst kaufte er sich in ein paar Striplokale ein, also solche mit kleinen Mädchen in Phuket. Dafür verwendete er offenbar das Geld, um das er uns betrogen hatte. Ich glaube, dass diese Bars seine hauptsächliche Einnahmequelle darstellten. Er besaß angeblich auch einen Souvenirladen in Phuket.«
»Hat er noch seine Firma in Thailand?«, fragte Johansson.
»Das Letzte, was ich gehört habe, war, dass er sich mit seinen thailändischen Partnern überworfen haben und wieder nach Schweden gezogen sein soll. Offenbar war er mehr oder weniger dazu gezwungen. Großer Gott, das muss auch schon wieder über zehn Jahre her sein. Als Alf mir erzählte, dass er immer noch in Projekte in Thailand involviert ist, überraschte mich das sehr. Ich glaubte, er hätte sich da schon vor vielen Jahren rausgezogen.«
»Ich danke Ihnen vielmals«, sagte Johansson. Höchste Zeit, auf die Toilette zu gehen, und das Diktiergerät abzustellen, bevor es anfängt, in der Brusttasche zu piepen, dachte er.
»Keine Ursache«, sagte Carl Blomquist und hob sein Glas. »Ich gehe davon aus, dass diese Unterhaltung unter uns bleibt.«
»Natürlich«, antwortete Johansson. »Diskretion ist Ehrensache«, meinte er und hob ebenfalls sein Glas.
77
Donnerstag, 12. August 2010
Am Nachmittag fand eine Kontrolluntersuchung bei Frau Dr. Ulrika Stenholm statt. Nachdem sie wie immer seine Glieder befühlt hatte, richtete sie ihm Grüße von seiner Krankengymnastin aus, die zufrieden mit ihm sei, und dann von seinem Kardiologen, der weniger zufrieden sei.
»Ich bin leider auch nicht zufrieden«, sagte Ulrika Stenholm mit bekümmerter Miene und neigte ihren blonden Kopf zur Seite. »Ihre Werte könnten bedeutend besser sein. Wie geht es Ihnen eigentlich, Lars?«
»Das sollten Sie nicht mich fragen. Sie sind schließlich die Ärztin. Wie geht es Ihnen überhaupt?«
»Natürlich bin ich auch etwas neugierig, wie es mit dieser anderen Sache läuft«, sagte sie und reckte ihren langen, dünnen Hals. »Also mit Yasmine.«
»Läuft bestens«, sagte Johansson. »Ich habe den Täter gefunden. «
»Was Sie nicht sagen. Sie machen doch wohl keine Witze?«
»Über so etwas macht man keine Witze«, erwiderte Johansson.
»Wer ist es? Lebt er noch?«
»Er erfreut sich bester Gesundheit, wenn Sie mich fragen«, sagte Johansson.
»Was Sie sagen, schockiert mich fast«, erwiderte sie.
Ja, du siehst in der Tat etwas mitgenommen aus, dachte Johansson. Nicht mehr neugierig, fast schon verängstigt.
»Immerhin erfreulich, dass wir diese Sache erledigt haben«, meinte Johansson ablenkend.
»Aber ich verstehe das nicht. Ihre Kollegen vor fünfundzwanzig Jahren. Das waren doch unendlich viele Polizisten, die jahrelang an diesem Fall gearbeitet haben. Ohne Erfolg. Und dann kommen Sie, und kaum verstreicht ein Monat, denn länger ist es doch nicht her, dass ich Ihnen davon erzählt habe, da sagen Sie, dass Sie den Mörder gefunden haben.«
»Teilweise Ihr Verdienst«, sagte Johansson. »Und dafür bedanke ich mich.« Außerdem war es ein großes Glück, dass nicht der kleine Bäckström auf Ihrer Station gelandet ist, dachte er, wobei ein Arsch ohne Kopf nur schwerlich ein Blutgerinnsel im Hirn hat.
»Sie müssen mir sagen, wer er ist«, sagte Ulrika Stenholm. »Das ist ja eine fürchterliche Geschichte.«
»Das ist etwas kompliziert«, meinte Johansson. »Der Fall ist schließlich verjährt, rein rechtlich kann man also nichts mehr unternehmen. Im Hinblick darauf wäre es kaum vertretbar, herumzulaufen und jedem seinen Namen zu nennen. Ich gehe im Übrigen davon aus, dass dieses hier und alle unseren bisherigen Gespräche über diese Sache vertraulich sind.«
»In diesem Punkt können Sie ganz beruhigt sein, Lars. Ich habe niemandem ein Sterbenswörtchen erzählt. Meine Güte, wie schrecklich. Irgendetwas muss man doch wohl tun können? Ich meine, so ein
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