Der sterbende Detektiv - Roman
um genau zu sein. Das war ganz offensichtlich.
»Wir wollten ein paar Kartons abholen«, sagte der Mann.
»Natürlich«, erwiderte Johansson. »Warten Sie hier, dann sage ich Max Bescheid, dass er sie holt.«
Dann ging er mit Max ins Arbeitszimmer.
»Und Sie haben nichts vergessen, Chef?«, fragte Max aus irgendeinem Grund und nickte in Richtung der drei Pappkartons, die auf dem Fußboden standen.
»Nein«, antwortete Johansson. Seine eigenen Notizen hatte er am Vorabend aussortiert. Und dann hatte er noch den Eintrag aus dem Kraftfahrzeugregister entfernt, der besagte, dass Staffan Nilsson einen roten Golf besessen hatte. Diese Papiere hatte er in eine Mappe gelegt und in seinem Safe weggeschlossen.
»Okay«, meinte Max.
Nach einer weiteren halben Stunde klingelte das Telefon. Es war Hermansson.
»Was ist eigentlich los?«, fragte Hermansson.
»Das darfst du nicht mich fragen«, erwiderte Johansson, und seine Stimme klang ärgerlicher als beabsichtigt.
»Eben kam ein Anruf vom Sekretariat des Polizeichefs, dass du die Unterlagen des Yasmine-Falles behalten kannst.«
»Und?«, fragte Johansson. »Was ist daran so merkwürdig? «
»Ich finde, das wirkt verdammt rätselhaft«, meine Hermansson abwartend.
»Das ist nicht im Geringsten rätselhaft«, erwiderte Johansson. »Ich bin durch die Unterlagen noch nicht durch. Weiter ist nichts dabei.«
»Ich täusche mich also, wenn ich glaube, dass du ihn bereits gefunden hast?«
»Wen?«, fragte Johansson.
»Yasmines Mörder«, antwortete Hermansson. »Ich dachte, wir vertrauen einander, Chef.«
»Doch, natürlich«, sagte Johansson. »Aber manchmal ist es doch recht schön, gewisse Dinge nicht zu wissen.«
»Mit Verlaub, Chef, aber in diesem Fall nicht.«
»Das liegt nur daran, dass du nicht weißt, wovon du sprichst, Hermansson. Bei allem Respekt«, sagte Johansson und unterbrach die Verbindung.
Dann der Besuch bei der Krankengymnastin. Sobald er wieder zu Hause war, machte er die Tür hinter sich zu, rief Mats Eriksson an und gab ihm ein paar kurze Anweisungen. Kein Wort über Johanssons Vergangenheit, falls ihn Nilsson danach fragen sollte. Johansson sei Geschäftsmann, Teilhaber einer großen Firma, Bruder des Hauptaktionärs, sitze im Aufsichtsrat der Firma. Reich und exzentrisch und gerne all das, was Leute wie Staffan Nilsson so richtig scharfmache. Das sei alles, nicht mehr und nicht weniger. Außerdem müsse Mats damit rechnen, das Reden zu übernehmen, die Fragen
zu stellen, die in solchen Zusammenhängen gestellt würden. Alle klassischen Buchhalterfragen.
»Ich werde die meiste Zeit schweigen«, sagte Johansson. »Damit ich nichts Dummes sage«, meinte er. Und damit ich nicht aufstehe und das Schwein einfach totschlage, dachte er.
»Nun werde ich aber etwas neugierig«, sagte Mats Eriksson. »Er muss ja was ganz Schlimmes verbrochen haben.«
»Allerdings«, sagte Johansson.
»Und zwar?«
»Es ist so schlimm, dass du es gar nicht wissen willst«, sagte Johansson.
Dann aß er sein Mittagessen, schluckte alle Tabletten und eine von den kleinen weißen, erwog sogar noch eine weitere zu nehmen, um einen ausreichend großen Abstand zu dem Mann zu gewährleisten, der Yasmine ermordet hatte und bald im selben Zimmer sitzen würde wie er. Schließlich verzichtete er darauf, da er dadurch riskiert hätte, vollkommen abwesend zu wirken und vielleicht sogar einzuschlafen.
»Bereit, Chef?«, fragte Matilda. »Bereit für die große Verwandlung? «
»Allzeit bereit«, erwiderte Johansson. Meine Güte, wie fröhlich sie wirkt, dachte er.
Matilda fand alles, was sie brauchte, in Johanssons eigenem Kleiderschrank. Eine rote Hose, die Pia für ihn gekauft hatte, als sie ihn um jeden Preis zu einem Golf-Weekend in Falsterbo hatte mitschleppen wollen, obwohl er noch nie mit einem Golfschläger in Berührung gekommen war und er auch nie Pläne in dieser Richtung gehabt hatte. Blaues Jackett mit einem obskuren Wappen auf der Brusttasche, das auch schon im Laden darauf gewesen war, ebenfalls ein Geschenk seiner Ehefrau. Weißes, weites Leinenhemd, ein Seidenhalstuch,
braune Golfschuhe mit kleinen Troddeln, die er zusammen mit der roten Hose bekommen hatte.
Wie kann ein normaler Mensch nur in solchen Klamotten herumlaufen?, dachte Johansson, als er sich eine Viertelstunde später im Spiegel betrachtete. Ein Glück, dass Evert mich nicht so sieht oder Bo, dachte er.
»Kleider machen Leute«, konstatierte Matilda zufrieden mit dem, was sie
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