Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
dachte er.
    »Und der zweite Punkt?«, fragte Johansson.
    »Er scheint eine Art Kreuzzug gegen Pädophile und child molesters zu betreiben, Sie wissen schon? Ich weiß nicht, wie man sie hierzulande nennt, Kinderquäler vielleicht?«
    »Ich weiß schon«, erwiderte Johansson. »Und dieser Kreuzzug? Wie sieht der aus? Ich vermute mal, dass er nicht herumrennt und sie mit dem Schwert zur Strecke bringt?« An sich kein dummer Gedanke, dachte er. Ein riesiger Perser mit einem schwarzen Schnurrbart, einem Fez auf dem Kopf und einem Krummsäbel, der tausend Jahre später Leute wie John Ingvar Löfgren, Ulf Olsson und Anders Eklund etwas kalten, biblischen Stahl schmecken lässt.
    »Doch«, meinte Matilda. »Zumindest fast.«
    »Auf welche Weise?«
    »Unterschiedlich«, antwortete Matilda. »Er hat eine Stiftung gegründet, übrigens bereits 1995, die Yasmine’s Memorial Foundation . Sein Unternehmen und er haben hunderte von Millionen in diese Stiftung gesteckt, Dollar natürlich.«
    Steuermindernd, dachte Johansson, sowohl für sein Unternehmen als auch für ihn. Was immer das für eine Rolle spielt, dachte er. Joseph Simon lebte nun schon seit fünfundzwanzig
Jahren ganz allein mit diesem Feuer, das ständig in seinem Herzen und seinem Kopf brannte und das er mittlerweile mit so viel Brennstoff füttern konnte, wie er wollte.
    »Das ist für einen Mann wie ihn ein besseres Trinkgeld«, sagte Johansson. »Und was macht diese Stiftung rein konkret? «
    »Das Meiste wird für irgendwelche Kampagnen ausgegeben«, sagte Matilda. »Anzeigen gegen Pädophile und child molesters, die wirklich überall auftauchen. Fernsehen, Radio, Zeitungen, Internet, sogar in altmodischen Taschenbüchern. Es handelt sich ganz einfach um politische Kampagnen.«
    »Und wie laufen die?«, fragte Johansson.
    »Ganz ausgezeichnet«, antwortete Matilda. »In den USA sind mittlerweile alle, die wegen sexueller Übergriffe auf Kinder verurteilt worden sind, verpflichtet, sich bei der örtlichen Polizei zu melden. Sie müssen Arbeitsplatz, Telefonnummer, Kennzeichen ihres Wagens angeben, mit wem sie zusammenleben, mit wem sie verwandt sind, wie ihre Kinder heißen, wer sonst noch in ihrem Haushalt wohnt, you name it, whatever. Das gilt mittlerweile fast in den gesamten USA. Spielt keine Rolle, ob man seine Strafe verbüßt und regulär aus dem Knast entlassen worden ist. Oder ob man bei seiner Verurteilung fünfzehn war und mit einer Vierzehnjährigen geschlafen hat, deren übergeschnappter Papa Anzeige erstattet hat. Aber das ist erst der Anfang, das ist nur ein Teil des Ganzen.«
    »Und der Rest?«
    »Die örtliche Polizei kann entscheiden, wo man sich aufhalten und mit wem man Umgang pflegen darf. Man darf sich nicht in der Nähe von Kitas, Kindergärten, Schulen, Schwimmhallen oder Sportanlagen, die von Kindern oder Jugendlichen frequentiert werden, aufhalten. Auch an keinem anderen Ort in der Nähe einer möglichen Versuchung. Es kann ausreichen, dass man zweimal am selben Nachmittag
an einer Schule vorbeifährt, damit sie einen wieder ins Loch stecken.«
    »Und das dritte?«, fragte Johansson. So wird es hierzulande auch bald sein, dachte er. Bislang allerdings erst im Internet und in den Abendzeitungen. Und allen scheint das egal zu sein.
    »Er hasst Schweden«, sagte Matilda. »In einem Interview äußert er sich sehr abfällig über Schweden. Ich muss dazu sagen, dass es in dem Interview um ganz andere Dinge geht, nämlich um seine Geschäfte. Aber das spielt keine Rolle. Er ergreift jede Gelegenheit, auf seine alte Heimat zu sprechen zu kommen und dann gründlich auszuteilen.«
    »Und weiter?«, fragte Johansson. Wie kommt es, dass man hier darüber fast nie etwas in der Zeitung liest?, dachte er.
    »Ich habe sicher zwanzig Seiten für Sie«, sagte Matilda.
    »Die ich mit großem Interesse lesen werde«, meinte Johansson. Wenn ich von den Schmerzen in meinem Kopf beurlaubt werde, dachte er.
    »Er ist außerdem wahnsinnig gut aussehend«, sagte Matilda.
    »Ach ja?«, fragte Johansson.
    »Ein richtiger Mann«, sagte Matilda. »Er ist schließlich schon Anfang sechzig, sieht aber wie knappe fünfzig aus. Er gleicht Ihrem besten Freund, also dem Körperbau nach, nicht, was die Augen betrifft.«
    »Nicht die Augen?«, wiederholte Johansson.
    »Er sieht nicht aus wie ein Wolf«, meinte Matilda und lächelte. »Das hier ist ein Bursche, der gelitten hat«, meinte sie noch. »Niemand, dem einfach alles in den Schoß gefallen ist. Wir Frauen,

Weitere Kostenlose Bücher