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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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hätten. Menschen konnte man sie eigentlich noch nicht nennen. Sie waren noch am ganzen Körper behaart und hatten kaum eine Sprache. Was sie hatten, teilten sie mit mir.«
    Hitze und Kälte und Hunger. Darum ging es eigentlich immer. Ihre haarigen Körper schützten ihn in den frostigen Nächten, und ihre harten Hände nährten ihn. Sie zeigten ihm Liebe und Geduld, und wie man die große Felseidechse jagte, wie man litt und überlebte. Er konnte sich an ihre faltigen Gesichter mit den zahnbewehrten Schnauzen erinnern. Schöne Gesichter für ihn, voller Weisheit des Beginns. Seine Leute. Und doch hatten sie ihn Mann ohne Stamm genannt.
    »Später kamen wieder Erdmenschen«, sagte Stark. »Sie brauchten Nahrung und Wasser meiner Leute und brachten sie um. Schließlich waren es nur Tiere. Mich steckte man in einen Käfig. Man steckte Stöcke durch die Stäbe und brachte mich in Wut. Man hätte mich getötet, wenn man meiner überdrüssig geworden wäre. Dann kam Ashton.«
    Der Verwalter Ashton, der über Befehlsgewalt verfügte.
    »Für mich war er nur ein weiterer Feind mit flachem Gesicht, den man hassen und töten mußte. Ich hatte meinen menschlichen Anfang natürlich ganz vergessen, und die Menschen, mit denen ich zusammengetroffen war, hatten mir wenig Grund gegeben, sie zu lieben. Ashton nahm mich trotzdem zu sich. Es war sicher nicht sehr angenehm, für mich zu sorgen, aber er hatte viel Geduld. Er zähmte mich. Er gewöhnte mich ans Haus, brachte mir das Sprechen bei. Als wichtigstes lernte ich, daß es auch gute Menschen gibt.«
    »Jetzt verstehe ich«, sagte Gerrith. Sie stocherte im Feuer und seufzte: »Es tut mir leid, daß ich dir nicht sagen kann, ob dein Freund noch am Leben ist.«
    »Wir werden es früh genug wissen«, sagte Stark und legte sich schlafen.
    Am Nachmittag des nächsten Tages sahen sie die Dächer einer Stadt, die am Ufer eines eisbedeckten Meeres lag und von einer Palisade umgeben war. Kazimni sagte bewegt: »Da liegt Izvand.«
     

 
11.
     
    Die Stadt war fest aus Holz gebaut, das aus dem Gebirge geholt worden war, und die Dächer waren steil, damit sich der Schnee nicht halten konnte. Izvand war das Handelszentrum dieses Teils der Steppe, und es herrschte ein ständiges Kommen und Gehen von Wagen und Karawanen. Den ganzen Tag wälzte sich der Verkehr durch die engen Straßen, und nachts fror der Schlamm und wurde zu einem knöchelbrechenden Chaos. Kazimni sagte, daß im Sommer viele Izvandier zum Fischen ausfuhren, und wenn das Eis schmolz, wurden die Boote aus den Schuppen geholt.
    »Kein schlechtes Leben«, sagte er. »Genug zu essen, genug zu kämpfen. Warum bleibst du nicht bei uns, Stark?«
    Stark schüttelte den Kopf, und Kazimni zuckte mit den Schultern. »Nun gut. Die Händler, die ins dunkle Land ziehen, brechen um diese Zeit nach Norden auf. Vielleicht kann ich etwas für dich tun. Für den Augenblick weiß ich ein gutes Gasthaus für euch.«
    Dort gab es Ställe und Futter für die Tiere und Zimmer für die Menschen. Sie waren klein und kalt, und vier Leute mußten mit zwei Betten vorlieb nehmen. Wasser und Seife hatten sie schon lange nicht mehr gesehen. Im Gastzimmer roch es nach Wärme, Schweiß und appetitlicher Fischsuppe. Das warme Essen tat gut.
    Als Stark sah, daß die anderen ihre Teller leergegessen hatten, stand er auf. Halk fragte: »Wo gehst du hin?«
    »Ich möchte mir die Stadt ansehen.«
    »Sollten wir nicht lieber besprechen, was als nächstes zu tun ist?«
    »Ein wenig Informationen sammeln wird uns dabei helfen«, sagte Stark. »Wir brauchen auf jeden Fall wärmere Gewänder und Proviant.«
    Die Irnanier waren nicht sehr begeistert, erhoben sich jedoch, nahmen ihre Mäntel und folgten ihm auf die kalte Straße hinaus. Halk, Breca, die seine Waffengefährtin war, Gerrith, und die Brüder Atril und Wake, die schon zu Yarrods Gruppe gehört hatten. Bessere Leute hätte Stark nicht finden können. Aber nicht zum ersten Mal überlegte Stark, ob er sich nicht von ihnen fortschleichen und allein und ungehindert in den Norden ziehen sollte.
    Überrascht hörte er, wie Gerrith sagte: »Nein. Mich mußt du auf jeden Fall mitnehmen. Vielleicht auch die anderen, aber das weiß ich nicht so genau. Wenn du jedoch allein gehst, wirst du keinen Erfolg haben.«
    »Das siehst du?« fragte Stark, und sie nickte.
    Der Markt war durch ein Dach vor dem Schnee geschützt. Überall qualmten Lampen und Kohlenbecken. Kaufleute saßen zwischen ihren Waren, und Stark fiel auf,

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