Der sterbende Stern
daß die wenigsten aus Izvand stammten. Die flachsblonden Krieger hielten offensichtlich nichts von solcher Beschäftigung.
Der Markt war voller Menschen. Die Gruppe aus Irnan bewegte sich mit der Menge, kaufte Pelze und Stiefel und säckeweise den süßen, fettigen Kuchen, den die Izvandier auf ihre Reisen mitnahmen und der gut gegen die Kälte war. Nach einiger Zeit fand Stark, was er gesucht hatte, die Gasse der Kartenmacher.
In kleinen Verschlägen saßen Männer über ihre Zeichentische gebeugt, von Regalen umgeben, in denen sich Pergamentrollen stapelten. Stark ging von Bude zu Bude, bis er schließlich einen Armvoll Karten erstanden hatte.
Sie gingen zum Gasthaus zurück. Stark fand einen recht stillen Tisch in einer Ecke und breitete seinen Schatz aus.
Die Karten waren für die Händler gedacht und stimmten in groben Zügen überein. Sie zeigten Straßen und Gasthäuser. An den Straßenkreuzungen lagen die modernen Städte wie Izvand. Hier und dort führten Reste alter Straßen zu Städten, die mit einem warnenden Totenkopf bezeichnet waren. In anderen Einzelheiten waren sie nicht so genau. Einige von ihnen zeigten das Herz der Welt, hatten es mit vielen warnenden Hinweisen versehen, legten es aber an ganz verschiedene Orte. Andere führten es überhaupt nicht an, zeigten nur eine weite Leere, die mit dem beruhigenden Wort »Dämonen« bezeichnet war.
»Irgendwo dort«, sagte Stark und legte seine Hand auf die leere Stelle. »Wenn wir weiter nach Norden ziehen, werden wir früher oder später auf jemanden stoßen, der mehr weiß.«
»Die Karten helfen uns also nicht viel«, sagte Halk.
»Du hast sie nicht genau angesehen«, sagte Gerrith. »Aus allen ergibt sich eins. Wir müssen uns so weit wie möglich an die Straßen halten.« Sie fuhr mit der Hand über das Pergament. »Hier blockiert das Meer unseren Weg, und dort eine Bergkette. Und dort, wo das Land flach ist, sind Seen und Sümpfe.«
»Jetzt zugefroren«, sagte Halk.
»Und trotzdem unpassierbar. Die Tiere würden uns eingehen, und in einer Woche würden wir schon vom Hunger geplagt.«
»Außerdem«, sagte Wake, »ist es eine Zeitfrage. Irnan wird vielleicht schon angegriffen. Wenn wir den anderen Weg nehmen, dauert es zu lange.«
Halk sah sie der Reihe nach an. »Ihr seid alle einverstanden? Schön, dann folgen wir den Straßen, und zwar rasch.«
»Da ist noch etwas«, sagte Stark. »Sollen wir allein reisen oder uns einem Händler anschließen? In einer Händlergruppe wären wir vielleicht sicherer …«
»Wenn wir den Händlern trauen können.«
»… aber das Tempo würden die Wagen bestimmen.«
»Wir haben diese Reise nicht unternommen, weil wir Sicherheit suchen«, sagte Halk.
»Da bin ich einmal einer Meinung mit dir«, sagte Stark. »Also allein und über die Straßen.« Die anderen stimmten ihm zu. Stark beugte sich wieder über die Karten. »Ich gäbe viel, wenn ich wüßte, wo die Straße der Stabträger verläuft.«
»Diese Karten geben sie nicht an«, sagte Gerrith. »Sie muß von Skeg ostwärts durch die Wüste laufen. An ihr gibt es Brunnen und Wachtürme, damit sie rasch vorwärtskommen und ihnen niemand folgen kann.«
Stark rollte die Karten zusammen. »Wir ziehen zur vierten Stunde los. Am besten schlafen wir noch ein wenig.«
»Nun nicht gleich«, sagte Breca und nickte in Richtung Eingang.
Kazimni war eben in Begleitung eines schlanken, braunen Mannes mit einem Pelzumhang eingetreten. Kazimni sah sie, und die beiden kamen an ihren Tisch.
»Ich übernehme das Reden«, sagte Stark leise. »Kein Zwischenruf, ganz gleich, was ich sage.«
Kazimni grüßte sie überschwenglich. »He, Freunde, hier bringe ich jemand, den ihr sicher gern kennenlernt.« Er stellte seinen Begleiter vor. »Amnir aus Komrey.« Der Mann im Pelz verbeugte sich. Seine leuchtend braunen Augen schossen von einem zum anderen. Sein Mund lächelte. »Amnir zieht tief in das dunkle Land. Er denkt, er kann euch helfen.«
Stark forderte die Männer auf, sich zu setzen, und bestellte Getränke.
Der Händler sagte: »Kazimni hat mir mitgeteilt, daß ihr im Norden etwas zu tun habt. Was ich von eurer Absicht halte, ist nebensächlich.« Er warf einen Blick auf die Karten. »Ihr habt vorgesorgt.«
»Ja.«
»Ihr habt vielleicht daran gedacht, euch allein auf den Weg zu machen?«
»Wir wissen, daß es riskant ist«, sagte Stark. »Wir sind jedoch in Eile.«
»Besser langsam ans Ziel kommen als nie«, sagte Amnir. »Es gibt böse Gesellen in der
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