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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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nicht.«
    Kazimni warf ihm einen schrägen Blick aus seinen gelben Augen zu. »Woher weißt du das?«
    »Vielleicht hat es mir der Wind zugeflüstert.«
    »Oder vielleicht die weise Frau.«
    »Was sind das für Wesen, Kazimni?«
    »Wir Bewohner der Steppen sind große Erzähler. Wir füllen die Winternächte mit Märchen.«
    »Und diese Wesen?«
    »Die Harsenyi-Nomaden erzählen uns so einiges, und auch die Händler, die ins dunkle Land ziehen. Manchmal verbringen sie den Winter in Izvand.« Er machte eine Pause. »Ich habe Geschichten über die Nordhunde gehört.«
    Stark wiederholte den Namen. »Die Nordhunde.«
    »Ich weiß nicht, ob die Geschichten wahr sind. Es heißt, daß sie vor langer Zeit von den Schutzherren geschaffen wurden. Sie sollen ihre Zitadelle bewachen. Es heißt, sie bewachen sie noch immer, und wehe dem Wandersmann, der in ihr Gebiet eindringt.«
    Stark lief es kalt über den Rücken, als ihm wieder die Gestalten einfielen, die er im Wasser der Visionen gesehen hatte. »Ich glaube, die Nordhunde kannst du für bare Münze nehmen, Kazimni.« Dann wechselte er das Thema. »Sind deine Leute deshalb mit dem Leben in der Steppe zufrieden, weil sie frei sind?«
    »Ist die Freiheit nicht genug?« Kazimni warf einen verächtlichen Blick auf die Irnanier. »Wenn wir so weich wären wie die dort, wären wir wie sie Sklaven.«
    Stark konnte ihn verstehen. »Du hast sicher gewußt, daß es in Irnan zu Schwierigkeiten kommen mußte.«
    »Ja. Uns freuen sie. Wenn wir uns ausgeruht und unsere Frauen gesehen haben, werden wir an die Grenze zurückgehen. Man wird Krieger brauchen können.«
    »Zweifellos. Was halten deine Leute von einer Auswanderung?«
    »Auf eine andere Welt?« Kazimni schüttelte den Kopf. »Das Land formt uns. Es hat uns zu dem gemacht, was wir sind. Wenn wir anderswo wären, würden wir uns verändern. Nein. Die alte Sonne wird uns noch eine Weile erhalten bleiben. Und das Leben in der Steppe ist nicht so schlimm. Du wirst das sehen, wenn wir nach Izvand kommen.«
    Die Straße wand sich um die zugefrorenen Teiche. Man begegnete anderen Reisenden, doch nicht so häufig wie im fruchtbaren Gebiet. Sie wirkten finsterer als die Menschen, die sich auf den südlichen Straßen treiben ließen. Sie alle reisten in stark bewaffneten Gruppen, die auf Abstand achteten. Es gab Gasthöfe, doch Kazimni zog es vor, im Freien zu lagern. »Diebe und Räuber«, nannte er die Wirte.
    Die Izvandier überholten alle anderen Gruppen. Stark meinte jedoch manchmal, daß man überhaupt nicht vorwärtskäme, daß man nie wieder aus der eintönigen Landschaft herausfinden würde.
    Gerrith spürte seine Ungeduld. »Mir geht es so wie dir«, sagte sie. »Dir geht es um einen Menschen, mir um ein ganzes Volk. Und doch müssen die Dinge ihren eigenen Gang gehen.«
    »Sagt dir das deine Hellsichtigkeit?«
    Sie lächelte ihn an. Es war Nacht, und manchmal schienen die Drei Damen durch Lücken in den Wolken. Sie standen jetzt tiefer am Himmel, waren aber noch immer wunderschön. Alte Freunde. Das kleine Feuer vor ihm war näher. Sein warmer Schein fiel auf Gerriths Gesicht.
    »Irgendwie weiß ich, daß jetzt alles seinen Lauf nimmt. Das Ende steht schon fest. Wir müssen uns nur noch zu ihm hinbewegen.«
    Stark war nicht überzeugt davon. Die Tiere drängten sich zusammen, fraßen Moose, die man ihnen vorgelegt hatte. Die Izvandier lachten und schwatzten an ihren Feuern. Die Irnanier hatten sich in ihre Gewänder gehüllt und litten stumm.
    Gerrith fragte: »Warum liebst du diesen Mann Ashton so sehr?«
    »Das weißt du doch. Er hat mir das Leben gerettet.«
    »Und deshalb fliegst du von Stern zu Stern und riskierst, dein Leben auf einer fremden Welt zu verlieren? Du nimmst das alles auf dich, obwohl du weißt, daß er schon tot sein kann. Das ist nicht alles, Stark. Wirst du es mir sagen?«
    »Was?«
    »Wer du bist. Selbst jemand, der weniger hellsichtig als ich ist, könnte feststellen, daß du anders bist. Im Innern, meine ich. Da ist eine Stille, die ich nicht fassen kann. Erzähl mir von dir und Ashton.«
    Er berichtete ihr also von seiner Kindheit auf einem Planeten, der zu dicht an seiner Sonne stand, wo tagsüber die Hitze und nachts die Kälte tödlich waren, wo die Felsen barsten und die Berge einstürzten.
    »Ich wurde dort geboren. Wir lebten in einer Bergwerkssiedlung. Ein Beben und ein großer Erdrutsch töteten alle bis auf mich. Ich wäre auch gestorben, wenn mich nicht die Eingeborenen zu sich genommen

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