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Der sterbende Stern

Der sterbende Stern

Titel: Der sterbende Stern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leigh Brackett
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versprengten Wanderern sein.«
    »Sie wird gut bewacht«, sagte Jerann. »Du wirst sie am Morgen sehen. Geh jetzt und ruh dich aus. Du hast einen langen Weg hinter dir, und morgen wirst du dich auf einen noch längeren machen.«
    Wenn Stark nachts aufwachte, konnte er die Unruhe in der Stadt hören, die sich auf einen Krieg vorbereitete. Der Aufstand hatte begonnen. Aber er war nur ein Anfang, und es war fast zuviel verlangt, einen ganzen Planeten auf den Kopf zu stellen, nur damit zwei Männer, noch dazu Fremde, von ihm fliehen konnten.
    Das lag in der Zukunft, dachte er, und es war Gerriths Aufgabe, Dinge vorauszusehen, nicht seine. Er wollte es ihr überlassen. Er schlief. Noch in der Dunkelheit erwachte er, zog sich an und wartete geduldig auf den Mann, der ihn wecken sollte.
    Jerann war unten in der Versammlungshalle. Er schien die ganze Nacht dort gewesen zu sein. Halk war ebenfalls anwesend, auch Breca und die anderen, die zu Yarrods Gruppe gehört hatten.
    »Tut mir leid«, sagte der alte Mann, »daß Irnan dir nicht die Männer stellen kann, die du benötigst. Wir brauchen sie hier.«
    Halk sagte: »Wir müssen uns auf unsere Schnelligkeit und Unauffälligkeit verlassen. Wie sollte aber etwas fehlschlagen, wenn uns der Dunkle Mann führt?«
    Stark, der am liebsten allein weitergezogen wäre, sagte nichts. Man brachte Speisen und Bier.
    Nach dem Essen erhob sich Jerann und sagte: »Es ist Zeit. Ich begleite euch bis zur Höhle der weisen Frau.«
    Der Platz lag unheimlich still in der Kälte der ersten Morgendämmerung. Einige der Leichen waren schon fortgeschafft worden. Andere lagen zu Haufen getürmt und warteten steif auf die Karren. Auf Mauern und Wachtürmen standen Bewaffnete.
    Die Izvandier, etwa sechzig Mann, saßen schon auf ihren Reittieren. Tier wie Mensch blies den Atem dampfend in die kalte Luft. Man brachte Reittiere für Stark und seine Gruppe. Sie stiegen auf. Kazimni ritt vorbei und begrüßte sie kurz.
    Die alte Sonne ging auf. Die Tore öffneten sich quietschend. Die Reiter setzten sich in Bewegung.
    Die Straße, die am Tag zuvor so laut und lebendig gewesen war, lag verlassen vor ihnen. Von den Feldern stieg weißer, dichter Morgennebel auf, und es roch frisch nach Pflanzen und Wachstum. Stark holte tief Luft.
    Dann bemerkte er, daß Jerann ihn betrachtete. »Du bist froh, die Stadt hinter dir zu lassen. Du bist nicht gern hinter Mauern.«
    Stark lachte. »Ist mir das so deutlich anzusehen?«
    »Ich kenne die Erdmenschen nicht«, sagte Jerann höflich. »Sind sie alle so wie du?«
    »Ich bin ihnen so fremd wie dir.«
    Der alte Mann nickte. »Gerrith sagte …«
    »Ein Einzelgänger, ein Heimatloser, ein Mann ohne Stamm. Mich haben Tiere aufgezogen, Jerann. Deshalb scheine ich ihnen zu gleichen.« Er hob den Kopf und blickte nach Norden. »Sie sind alle von Erdmenschen umgebracht worden. Wenn Ashton nicht gewesen wäre, hätten sie auch mich getötet.«
    Jerann sah Stark an und erschauerte leicht. Er sagte nichts mehr, bis sie die Höhle der weisen Frau erreichten, die am Ende des Tales lag.
     

 
10.
     
    Nur Stark und Jerann bogen ab. Der Reiterzug bewegte sich in gemächlichem Tempo weiter, und Stark würde ihn leicht einholen können. Er glitt aus dem weichen Sattel und folgte Jerann einen steilen Pfad bergauf, bis sie an den felsigen Eingang einer Höhle kamen. Die Wachen erhoben sich von ihrem Feuer und sprachen mit Jerann. Die weise Frau war sicher im Innern.
    Der Höhleneingang öffnete sich in einen Vorraum, in dem die Wißbegierigen auf das Orakel warten mußten. Am anderen Ende hingen schwere, alte Vorhänge herab.
    Eine große alte Frau teilte den Vorhang und winkte die beiden Männer näher. Der zweite Raum war nicht so kühl und nackt wie der erste. Es gab Teppiche, Lampen und ein Kohlenbecken. Gerrith saß in einem schweren Sessel hinter einem schweren Tisch. Auf dem Tisch stand eine weite, flache Silberschüssel, die mit klarem Wasser gefüllt war.
    »Das Wasser der Visionen«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Es hat mir nichts gezeigt.« Ihr Gesicht wirkte übernächtigt. »Ich besaß nie die Gabe meiner Mutter. Ich wollte sie nie, aber sie sagte mir, daß sie sich beizeiten einstellen würde, ob ich es wollte oder nicht. Und jetzt gibt es keine Krone und keine weise Frau von Irnan mehr, wie Mordach sagte.«
    Stark nahm aus seinem Gürtel einen Gegenstand, der in ein Stück Stoff gehüllt war, und reichte ihr ihn. »Das ist alles, was noch übrig ist.«
    Sie öffnete

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