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Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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Frühstück zu sich nahm, kam es zu einer neuerlichen Aufregung auf der Mauer. Ein Pferd in der Ferne – nein, drei Pferde. Drei Reiter – nein, zwei Reiter, die einen dritten zwischen sich auf seinem Pferd stützten.
    »Gebt Bo-ugan Bescheid!« rief ein Wächter. »Etwas stimmt nicht!«
    Der Befehlshaber kam mit seinem Stab, gerade als das Tor geöffnet wurde, um die Reiter einzulassen. Die Soldaten und Herumstehenden holten Luft und fluchten vor Grimm und Bestürzung, während die Reiter stumm ihren Kameraden vom Pferd hoben und auf den Boden legten.
    »Holt Wein!« schrie einer den Neugierigen zu.
    Burschen führten die erschöpften Pferde zu einem Trog in der Nähe. Einer der beiden Reiter kauerte sich neben den Verwundeten und wischte ihm den Schweiß mit einem Tuch vom Gesicht. Der andere schritt Bo-ugan entgegen, salutierte und beantwortete des Kriegsherrn ungestellte Fragen.
    »Er hat während des ganzen Rittes kein klares Wort hervorgebracht, Befehlshaber. Er war bei einem Kampf verwundet worden und als tot zurückgeblieben. Nach dem bisschen, das wir aus seinem Gebrabbel schließen konnten, wurde er von Thotas und anderen Zauberern gefoltert.«
    Bo-ugans stahlblaue Augen verrieten nur einen Hauch des Zorns, der in ihm tobte. »Wird er überleben?«
    »Nein.«
    Bo-ugan trat zu dem Mann und blieb kurz stehen, als eine Frau dem anderen Reiter einen Weinbeutel reichte. Der Verwundete hustete und spuckte, als ihm der Wein in die Kehle sickerte, aber er belebte ihn zumindest kurz. Mühsam versuchte er sich aufzusetzen, aber es gelang ihm nicht. Die Wunden auf seinem Gesicht und dem Körper, soviel unter der in Fetzen hängenden Kleidung zu sehen war, öffneten sich bei dieser Anstrengung und begannen wieder zu bluten. Er fiel schwer auf die Seite, aus dem Gleichgewicht gebracht, da ihm ein Arm fehlte, und der Reiter stützte ihn.
    Daran stand unter der Menge und schaute zu. Sonja kam herbei und stellte sich neben ihn.
    Bo-ugan beugte sich über den Verwundeten und fragte sanft: »Hat Thotas dir das angetan, Junge?«
    »Ja, Befehlshaber. Sie – sie folterten mich. Aber ich sagte ihnen nichts.«
    »Ruh dich aus, wir bringen dich in ein Haus, und die Frauen werden dich pflegen.«
    »Mein Befehlshaber, ich sagte ihnen nichts. Aber der Stern – er nährt sich von Schmerzen und Furcht … Der Stern gehört Thotas, aber Thotas gehört auch dem Stern. Thotas ist wahnsinnig. Er ist …«
    »Ruh dich aus! Die Frauen kümmern sich um dich …«
    Der Beklagenswerte fiel erschöpft auf den Rücken. Bo-ugan stand auf. Er befahl den Soldaten, eine Bahre anzufertigen und den Mann in sein eigenes Haus zu tragen. Doch noch während die Männer sich daranmachten, Schilde mit Lederriemen zur Bahre zusammenzubinden, erschauderte der Verwundete heftig, öffnete Augen und Mund weit, wie vor Grauen vor etwas, das nur er allein zu sehen vermochte, dann sackte er schlaff zusammen.
    Die Frauen in der Menge fingen zu weinen an und zogen ihre Kinder nach Hause.
    Eine lange Weile starrte Bo-ugan auf die Leiche. Dann drehte er sich zu Agthor um. Keiner sagte etwas, doch beider Augen funkelten. Dann wandten sie sich von dem Gesicht ab, das das Böse zerstört hatte, und gingen zu Bo-ugans Haus.
    »So etwas haben die Zauberer seit langem nicht mehr getan«, sagte einer der beiden Reiter furchterfüllt und deutete auf ein Strahlenzeichen, das dem Toten in die Stirn gebrannt war.
    Sonja drehte sich um, weil sie jemanden dicht hinter sich spürte. Es war Iatos.
    »Es stimmt«, bestätigte er. »Eine Zeitlang, aber das ist schon eine Weile her, war es eine Angewohnheit der Zauberer, uns verstümmelte Leichen, mit dem Zeichen der Roten Sonne versehen, als Warnung zu schicken. Manchmal warfen sie sie einfach über die Mauer. Einmal schickten sie einen ganzen Haufen fliegend durch die Luft und ließen ihn mitten auf die Steppe fallen. Es war grauenvoll!«
    Sonja schluckte.
    »Nun fangen sie offenbar wieder damit an«, fuhr Iatos leise fort. »Im Kampf zu fallen, ist eins, selbst für eine Wahnsinnssache. Aber diese sinnlose Folterung …«
    Soldaten scharten sich um die Leiche des Einarmigen, entsetzt und wütend über die Verstümmelung. Nach der abgelehnten Hilfe der Söldner am Vormittag wurde dieser Beweis der Unmenschlichkeit ihrer Feinde zum Funken eines gefährlichen Feuers für die Hitzköpfigen unter ihnen. Einer hob die Arme und forderte die Menge auf, ihm zuzuhören. Und immer weitere Soldaten sammelten sich um ihn.
    »Wie lange sollen

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