Der Stern von Yucatan
Steißlage.” Er bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. Voller Angst vor einer Zukunft ohne sie, fiel er vor dem Altar auf die Knie.
Der Priester begleitete ihn zurück zum Haus. Als Thomas die Haustür öffnete, hörte er als Erstes das Wimmern eines Kindes. Seine Erleichterung war so überwältigend, dass ihm Tränen in die Augen stiegen.
“Azucena”, schluchzte er. “Azucena!” Ohne Rücksicht auf die Anordnungen der Hebamme stürzte er ins Zimmer und sah, wie die ältere Frau das Kind versorgte. Azucena hob den Kopf vom Kissen.
“Wir haben einen dritten Sohn”, flüsterte sie.
Thomas schnappte sich ihre Hand und küsste sie. Pater Garcia kam langsam herein. Als er Mutter und Kind wohlauf sah, bekreuzigte er sich kurz und schaute zum Himmel.
“Mein Geliebter”, flüsterte Azucena so leise, dass Thomas sie kaum verstehen konnte. Sie wischte ihm die Tränen ab und presste seine Hand an ihre Wange.
Thomas blickte über die Schulter zur Hebamme. “Ist sie … wird alles gut mit ihr?”
Die Hebamme nickte. “Sie haben einen hübschen, gesunden Sohn.”
“Danke, Gott”, sagte Thomas und kämpfte gegen seine Rührung an. “Danke.”
8. KAPITEL
J ack warf den Kopf zurück und schüttete sich aus vor Lachen, als Lorraine durchs Wasser schoss, um möglichst schnell das Boot zu erreichen. Seine Belustigung verstärkte sich, als sie ihn, den Kopf voller Shampoo, Schaum im Gesicht, mit Wasser bespritzte.
Allerdings lachte sie zuletzt.
Wütender als eine verärgerte Hornisse, hievte sie sich agil aus dem Wasser an Deck. Ihre feuchte Unterwäsche überließ nur noch wenig der Fantasie. Jacks Belustigung legte sich schlagartig. Die Kehle wurde ihm trocken bei ihrem Anblick. Er war eindeutig zu lange ohne Frau gewesen, wenn Lorraine eine derartige Wirkung auf ihn hatte.
Der Ehering machte sie jedoch tabu. An einer Affäre, wenn auch nur kurz, war er nicht interessiert. Er hatte jahrelang ein recht robustes Liebesleben geführt, jedoch mit einer eisernen Regel: keine verheirateten Frauen. Niemals.
Jack wusste, dass er gut aussah, seit die Mädels auf der High School hinter ihm her waren. Es hatte nie ein Mangel an ungebundenen jungen Frauen geherrscht, und er war nicht daran interessiert, sich unnötige Feinde zu schaffen, beispielsweise Ehemänner. Hinzu kam, dass Lorraine die Tochter eines Freundes war. Eines guten Freundes, der darauf vertraute, dass er sie sicher in die Staaten zurückbrachte.
Ein Blick auf ihre Brüste und die wohlgeformten, im Schein der untergehenden Sonne glitzernden Hüften, und seine eiserne Regel verkümmerte zu einer unverbindlichen Richtlinie. Lorraine war verdammt hübsch. Nicht dass er das nicht schon früher bemerkt hätte. Trotz ihrer Allüren war sie ein Blickfang. Er hatte sich jedoch gezwungen, nicht darauf zu reagieren … bis jetzt. Er hatte überzeugend so getan, als sei sie ihm gleichgültig und die Anziehung, die sie auf ihn ausübte, hinter einem Schwall von Beleidigungen verborgen. Die Fragen nach ihrem Liebesleben waren nur ein kläglicher Versuch gewesen, sich zu erinnern, dass sie tabu war.
Leider hatte sie einen Körper, der in Vegas den Verkehr lahmlegen könnte. Lange schlanke Beine, die in schmalen Fesseln endeten. Das Taillenband ihres blassblauen Bikinislips umschloss schmale Hüften. Der Bauch war glatt und flach. Selbst in einen spitzenbesetzten BH eingeschlossen, wirkten ihre Brüste voll. Schlimmer, oder besser – je nach Standpunkt – ihre Brustspitzen waren hart geworden und schienen direkt auf ihn zu zeigen. Er hatte schon in die Läufe automatischer Waffen geblickt und es als weniger bedrohlich empfunden.
Die Erkenntnis traf ihn hart: Er begehrte sie. Er konnte sie sich mühelos in seinen Armen und in seinem Bett vorstellen. Es war leicht, davon zu fantasieren, wie sie ihn anlächelte, während er sich eilig seiner Kleidung entledigte. Der kalte Schweiß brach ihm aus. Er rieb sich die Augen, um das Bild von Lorraine in seinem Bett zu verscheuchen. Tief durchatmend zwang er sich, an die namenlose Frau in Belize zu denken und an Catherina Efrain, mit der er vor ein oder zwei Jahren eine kurze Affäre gehabt hatte. Er hatte sie in Campeche kennen gelernt, wo sie Urlaub machte, und später erstaunt festgestellt, dass sie für die mexikanische Regierung arbeitete. An Catherina zu denken half, aber nicht genug.
Mit Lorraine auf dem engen Boot gefangen zu sein, machte es nicht leichter. Er musste sich wiederholt zwingen, an das zu denken, was
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