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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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er sie ausgelacht hatte, biss sie die Zähne zusammen und fuhr sich umso heftiger mit dem Kamm durchs Haar, bis ihr die Tränen kamen. Und gerade, als sie anfing, ihn wenigstens ein bisschen nett zu finden. Hätte er sie nicht vor diesem schrecklichen Mann gerettet, sie hätte nicht gewusst, was sie tun sollte. Er hatte ihr geholfen, obwohl sie sein Geld genommen hatte.
    Aber da er nun mal Jack war, sorgte er auch dafür, dass sie wegen ihrer Tat ein schlechtes Gewissen hatte. Trotzdem war er nicht auf der Sache herumgeritten. Sie wünschte fast, er wäre. Das würde es einfacher für sie machen, ihn zu verabscheuen.
    Immer wenn sie gerade anfing, freundliche Gefühle für ihn zu entwickeln, ärgerte sie sich über sein ekelhaftes Verhalten. Der Mann war ihr ein Rätsel und ihre Reaktion auf ihn ebenso. Sie verabscheute ihn, und trotzdem war sie halb nackt vor ihm her paradiert, damit er auch ja einen guten Blick auf ihren Körper werfen konnte. Ihr wurde heiß und kalt, als ihr dämmerte, was sie getan hatte. Sie hatte ihn provoziert, damit er sie anfasste und küsste. Auf diese Weise mit einem Mann zu flirten, war widerlich und entsprach nicht ihrer Art.
    Wenn sie auch nicht verheiratet war, wie er glaubte, so war sie doch verlobt, und sie schuldete ihrem Verlobten Loyalität. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Vielleicht hatte das alles mit den Ereignissen in der Cantina zu tun. Er hatte sie aus einer Lage befreit, in der es vielleicht um Leben oder Tod gegangen wäre. Sie schauderte, wenn sie nur daran dachte.
    Hätte sie eine Möglichkeit gefunden, es sich hier bequem zu machen, Lorraine wäre unter Deck geblieben. Mehr Zeit in Jacks unmittelbarer Nähe zu verbringen, war ihr zu gefährlich. Sobald sie wieder Mut gesammelt hatte, kehrte sie jedoch an Deck zurück und sah Jack im Schein einer Gaslaterne über Seekarten brüten.
    “Wohin fahren wir als Nächstes?”, fragte sie.
    “Pucuro.”
    Lorraine blickte auf den Tisch und hoffte, auf der Karte den erwähnten Ort zu entdecken.
    “Hier”, sagte er und zeigte mit dem Finger auf den Schriftzug. “Wir brauchen Vorräte, wie Sie wissen.”
    Da er bereits zweimal Vorräte gekauft hatte, ohne sie an Bord bringen zu können, war dies vielleicht nicht der geeignete Augenblick, sich zu beklagen, dass er sie nie in seine Pläne einweihte. Ohne den ziemlich unappetitlichen Rest seiner Fischmahlzeit und den Teller mit Essen, den er ihr aus La Ruta Maya mitgebracht hatte, wären sie inzwischen am Verhungern.
    “Wir starten im ersten Morgengrauen und werden gegen Mittag in Pucuro sein. Wenn wir dort sind, geben Sie mir Ihr Ehrenwort, dass Sie genau tun, was ich Ihnen sage. Ich möchte, dass Sie sich diesmal wirklich nicht blicken lassen.”
    “Schon gut”, erwiderte sie leise.
    “Es ist mir ernst, Lorraine. Ich kann nicht zulassen, dass Sie wieder davonschleichen. Nicht in Pucuro.”
    “Ich habe Ihnen schon mein Wort gegeben. Was wollen Sie sonst noch?”
    “Sie sollen es deutlich sagen.”
    Es klang, als misstraue er ihr, was sie kränkte … andererseits hatte sie ihm Grund dazu gegeben. Langsam und deutlich sagte sie: “Ich verspreche, unter Deck zu bleiben. Ich werde nicht nach oben kommen, bis Sie mir sagen, dass die Luft rein ist.”
    “Pucuro ist nicht wie La Ruta Maya. Ich war schon einmal dort und …” Er ließ den Satz unbeendet.
    “Und?”, drängte sie. Sie wollte wissen, auf was sie sich einließen.
    “Es ist gefährlich dort. Normalerweise wäre Pucuro der letzte Ort, an den ich eine Frau mitnehmen würde. Aber uns bleibt keine Wahl. Wir müssen irgendwo anhalten, und zwar bald.” Er klang nicht sehr erfreut darüber.
    “Wie lange werden Sie brauchen, um alles Notwendige einzukaufen?”, erkundigte sie sich.
    “Das sollte nicht allzu viel Zeit in Anspruch nehmen.” Dann fügte er hinzu. “Haben Sie schon mal eine Waffe abgefeuert?”
    Ihr Atem geriet ins Stocken bei dem Gedanken. “Sie meinen, ein Gewehr oder so? Nein, niemals.”
    Er antwortete mit einem gereizten Seufzer.
    “Kein Grund, sich aufzuregen, ich habe noch nie eine Waffe in der Hand gehabt.”
    “Das hatte ich befürchtet.”
    “Ich habe auch nicht den Wunsch, schießen zu lernen.”
    Jack blickte sie ruhig und ernst an. “Sie werden es lernen müssen.”
    “Das ist ein Witz, oder?”
    “Ich scherze über vieles, aber nicht über Waffen.”
    Er eilte unter Deck und kam Augenblicke später mit einer kleinen Waffe zurück. “Das ist eine 22er Glock Automatik. In

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