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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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ihretwegen eingehandelt hatte.
    Sobald er den Anleger erreichte, verfiel er in einen Trott, wobei der Anleger wieder zu schwanken begann. Jack erreichte die “Scotch on Water”, löste die Leinen und sprang an Bord. Gleich darauf steuerte er das Boot aus dem kleinen Hafen.
    Ein Schwall spanischer Worte hallte zu ihnen herüber, als Carlos mit drei weiteren Männern zum Wasser kam.
    Jack machte sich nicht die Mühe zu übersetzen. Sogar mit ihrem begrenzten Wortschatz begriff Lorraine, worum es ging, und wollte das nicht so gern wiederholen.
    Jack drehte die Maschinen voll auf, und sie stoben so kraftvoll davon, dass kleinere Boote in ihrem Kielwasser gekentert wären.
    Sie waren noch nicht aus der Marina heraus, als Lorraine ein Krachen hörte, als hätte einer der Motoren eine Fehlzündung gehabt. Sie blickte über die Schulter, doch ehe sie begriff, was los war, stieß Jack sie auf Deck und warf sich über sie. Der Schock darüber machte sie für Augenblicke sprachlos.
    “Was ist passiert?”, fragte sie, nachdem sie sich ein wenig erholt hatte.”
    “Das, Euer Hochwohlgeboren, war Ihr guter Freund, der auf uns angelegt hat.”
    “Er hat auf uns geschossen? Mit einem Gewehr?”
    “Das ist für den modernen Durchschnittskriminellen die Waffe der Wahl.” Jack kletterte von ihr und half ihr auf.
    Sobald sie das offene Wasser erreicht hatten, drosselte er die Motoren auf ein mittleres Tempo. Er stand da, die Hände am Steuer, und blickte geradeaus.
    Lorraine sah die Zeit gekommen, sich aus tiefstem Herzen zu entschuldigen. Leider wollte ihre Zunge nicht mitmachen. Es sollte nicht so schwierig sein, aber Jack hatte diesen ärgerlichen, selbstzufriedenen Ausdruck eines Mannes, der weiß, dass er im Recht war und darauf wartete, dass sie es zugab.
    “Sie sind verletzt”, stellte sie stattdessen fest.
    Er presste einen Handrücken auf den Mundwinkel und blickte kurz auf den Schnitt am Oberarm. Er zog die Brauen hoch, als verblüffe es ihn, wie tief der Schnitt war. Vorsichtig betastete er das Gebiet um die Wunde und zuckte zusammen.
    “Lassen Sie mich das versorgen”, erbot sich Lorraine. Sie wollte unter Deck gehen und den Erste-Hilfe-Kasten holen.
    “Lassen Sie das!”, schnauzte Jack sie an.
    “Nein! Die Wunde muss versorgt werden. Ich bin Krankenschwester, ich kann das beurteilen.”
    “Hören Sie, ich will nicht …”
    So verlockend es war, sie hatte keine Lust zu streiten. Ohne auf seine Zustimmung zu warten, ging sie unter Deck und holte den Erste-Hilfe-Kasten.
    Jack blieb am Steuer und ließ widerwillig die Wunde von ihr verarzten. Eigentlich hätte die genäht werden müssen. Glücklicherweise enthielt der Erste-Hilfe-Kasten jedoch eine Reihe von Schmetterlingsklammern, die fast denselben Zweck erfüllten. Abgesehen von einem gelegentlichen Knurren äußerte Jack sich nicht, während sie ihn verband.
    “Was ist mit Ihrem Gesicht?”, fragte sie, als sie mit seinem Arm fertig war.
    “Das ist in Ordnung”, brummte er.
    An seinem Kinn bildete sich ein hässlicher Bluterguss. Lorraine begutachtete ihn und schluckte ihren Stolz. “Es tut mir leid, Jack.”
    Er antwortete nicht gleich, sah sie nur kurz an. “Wie ich sehe, haben Sie Ihre Uhr wieder an.”
    Er wusste es also.
    “Haben Sie das Geld auch zurückgelegt?”, fragte er.
    “Ja.” Sie war nicht stolz auf das, was sie getan hatte. Ihr Gesicht brannte vor Scham.
    “Versuchen Sie so etwas ja nicht wieder. Verstanden?”
    Sie nickte und wusste nicht, ob er sich auf das Verlassen des Bootes oder den Diebstahl des Geldes bezog. Vermutlich auf beides.
    “Ich hoffe, Ihnen ist klar, dass Sie mich allmählich verdammt teuer kommen.”
    “Ich habe das Geld doch zurückgelegt”, rechtfertigte sie sich unwirsch.
    “Ich spreche nicht von dem ausgeliehenen Geld, sondern von den Vorräten. Das passiert jetzt zum zweiten Mal.”
    “Was?” Sie hatte den Kasten Bier auf dem Tisch in der Kombüse gesehen und angenommen, alles andere sei bereits verstaut.
    “Die Vorräte stehen noch auf dem Anleger?”
    Stöhnend schloss sie die Augen und erinnerte sich dunkel, Kisten und Kästen am Boot gestapelt gesehen zu haben. “Sie wollen sagen, das Einzige, was an Bord gekommen ist, ist dieses Bier?”
    Am späten Nachmittag ankerten sie für die Nacht in einer kleinen, geschützten Süßwasserbucht, in die sich der Rio Usumacinta ergoss. Obwohl Jack einigermaßen sicher war, dass Carlos ihnen nicht auf einem Boot gefolgt war, wollte er kein Risiko

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