Der Stern von Yucatan
er bisher instinktiv befolgt hatte: Sie war tabu.
Blinzelnd und leise vor sich hin schimpfend schob sie sich das shampoobedeckte Haar aus dem Gesicht und sah ihn wütend an. Der Wirkung wurde durch das heftige Blinzeln eines Auges etwas unterminiert. “Es gibt gar keine Piranhas hier, oder?”
Mit ausgestrecktem Arm tastete sie nach einem Handtuch, das sie offenbar mit heraufgebracht hatte, ehe sie ins Wasser gesprungen war.
“Woher wissen Sie das?”, fragte er mit rauer Stimme. Sein Witz war in dem Bemühen, ihre Wirkung auf ihn zu verbergen, untergegangen.
“Oooh!”, stöhnte sie und stolperte blindlings herum.
Er hatte keine Ahnung, was das sollte. Es kostete ihn einige Selbstbeherrschung, sie nicht mit offenem Mund anzustarren, wie sie da halb nackt vor ihm her paradierte. Endlich merkte er, dass sie einen Eimer suchte. Sobald sie ihn fand, beugte sie sich damit über die hintere Reling und bot ihm wieder einen Anblick ihres Hinterteils, der sein Blut in Wallung brachte.
Jack schloss die Augen, während sie den Eimer ins Wasser tauchte, und öffnete sie erst wieder, als sie sich das Wasser über den Kopf goss. Schaum überspülte ihren wunderbaren Körper.
“Ich hoffe, Sie sind glücklich!”, schimpfte sie, langte nach dem Handtuch und vergrub ihr Gesicht darin.
“Überglücklich.”
Wütend fuhr sie herum und stieß sich durch die heftige Bewegung einen Zeh an. Schmerzgeplagt ergriff sie den Fuß und hopste auf einem Bein, dass ihre Brüste wippten. “Verdammt, verdammt, verdammt!”, schimpfte sie.
“Verdammt?” Jack mochte seinen Ohren kaum trauen.
“Darf ich nicht verdammt sagen?” Sie sah ihn so böse an, als hätte er ihr absichtlich etwas auf den Fuß fallen lassen.
“Doch, schon. Aber Sie haben sich den Zeh verrenkt, richtig?”
Sie nickte und biss sich auf die Unterlippe. Gegen den Bootsaufbau gelehnt, untersuchte sie ihren Zeh auf Schaden.
“Und dann schaffen Sie nur ein Verdammt?”
Sie sah ihn nur fragend an.
“Das ist Ihr kräftigster Fluch?”
Sie antwortete mit einem vernichtenden Blick.
“Süße, dann muss ich Ihnen ein paar Lektionen erteilen.”
“Von Ihnen brauche ich keine Lektionen”, entgegnete sie ungnädig.
“Verdammt?” Er wusste selbst nicht, warum er das so witzig fand. Vielleicht brauchte er nur etwas, um sich von diesem unglaublich sinnlichen Körper abzulenken. Sie sah ihn verärgert an, und je länger sie das tat, desto belustigter wurde er.
Sein Gelächter begann mit einem leisen, sarkastischen Kichern.
Lorraine verengte empört die Augen. “Sie sind unglaublich rüde, wissen Sie das?”
Er lachte stärker. “Verdammt?”
“Sie sind richtig unmöglich.” Sie schlang sich das Handtuch um die Hüften und ging weg.
“Keine Sorge, ich bin ein guter Lehrer”, rief er ihr nach. “Wir beginnen ganz einfach mit den grundlegenden Schimpfworten und arbeiten uns dann hoch zu den komplizierteren Sätzen. Bis Sie wieder in den Staaten sind, werden Sie Ausdrücke auf Lager haben, die jeden alten Seemann erröten lassen.”
“Ich hoffe, Sie genießen es, mich zu verspotten.”
“Mehr, als Sie sich vorstellen können.” Sein Gesicht wurde ernster, und er schmunzelte nur noch. Ihm war klar, dass seine Reaktion vollkommen unangemessen gewesen war, jedoch hatte er nur die Wahl gehabt zu lachen oder sie zu küssen … und das konnte er nicht riskieren.
Lorraine blieb kurz stehen und sah ihn über die Schulter an. Traurig den Kopf schüttelnd, verschwand sie unter Deck.
Jack hörte sie unten hantieren. In dem Bewusstsein, sich gerade noch mal gerettet zu haben, setzte er sich in den Liegestuhl und beglückwünschte sich zu seiner Selbstbeherrschung.
Lorraine verstand Jack Keller nicht. Und eigentlich wollte sie das auch gar nicht. In ihren Augen war er ein Neandertaler. Sie wartete, bis ihre Unterwäsche fast trocken war, und zog ihren Leinenanzug wieder an. Dann fuhr sie sich mit einem Kamm durchs Haar und jammerte, da die Haare total verfilzt waren. Der Mann war unmöglich, einfach unmöglich. Er hatte ihr bewusst Angst gemacht mit seiner Bemerkung über Piranhas, und sie Idiotin hatte ihm auch noch geglaubt.
Sie zu ängstigen genügte ihm offenbar nicht, es machte ihm auch noch Spaß, sie zu verspotten. Ihr Unterricht im Fluchen geben zu wollen, also wirklich! Ihre Mutter hatte immer gesagt, Fluchen sei ein Zeichen mangelnder Ausdrucksfähigkeit, sie selbst hielt es eher für einen Ausdruck von schlechtem Stil.
Als sie daran dachte, wie
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