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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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getroffen worden war. Nicht Jack, bitte nicht Jack!
    Doch Gott hatte ihr Flehen offenbar überhört. Als sie wieder an Deck kam, lag Jack in einer Blutlache reglos da, den starren Blick zum Himmel gewandt.
    Jack, der sein Leben riskiert hatte, sie zu schützen.
    “Nein!”, schrie sie auf. Ohne zu zögern, richtete sie ihre Waffe auf Carlos. “Du dreckiger Scheißkerl!”, schluchzte sie und dachte flüchtig, wie stolz Jack auf sie sein würde, weil sie über verdammt hinausgekommen war.
    Ohne zu zielen, feuerte sie einmal, zweimal und dann immer wieder. Die erste Kugel schlug ihm die Waffe aus der Hand. Er brüllte auf vor Wut und sprang zurück. Der zweite Schuss streifte seine Schulter. Der Nächste ging ins Leere.
    Lorraine machte eine Pause und zielte genauer. Wenn sie ihn einmal getroffen hatte, schaffte sie es auch ein zweites Mal.
    Ihre ruhige Entschlossenheit machte ihm offenbar Angst. Mit einem wütenden Aufschrei sprang Carlos über Bord. Lorraine hätte ihn im Wasser erschossen, wenn nicht einige bewaffnete Männer schreiend zum Steg gelaufen wären. Als zwei von denen vom Ufer aus auf sie schossen, bohrte sich eine Kugel in das Holz neben ihrem Kopf.
    Instinktiv drehte sie die Drosselklappen der Motoren auf und gab Gas. Die kraftvollen Motoren brüllten auf, das Boot hob sich vorne, blieb jedoch auf der Stelle. Aufstöhnend vor Frustration und Angst schob sie den Hebel auf volle Kraft, wie sie es bei Jack gesehen hatte. Wieder geschah nichts. Dann plötzlich machte das Boot einen Satz nach vorn, dass sie fast über Bord gegangen wäre. Nur ihr fester Griff ums Steuerrad rettete sie.
    Etwas schien nicht in Ordnung zu sein, aber sie hatte nicht die Zeit, festzustellen, was, bis sie auf hoher See waren. Da endlich blickte sie zurück und erkannte das Übel.
    Sie hatte die “Scotch on Water” nicht losgebunden. Somit schleppte sie den gesamten morschen Anlegesteg und alle daran befestigten Boote des Ortes hinter sich her.

10. KAPITEL
    O hne sich sofort mit dem Problem ihrer Schlepplast zu befassen, stellte sie den Kurs der “Scotch on Water” auf die offene See ein und eilte zu Jack. Sein Blut machte das Deck glitschig. Sie fiel neben ihm auf die Knie und suchte fieberhaft nach seinem Puls. Erleichtert und dankbar spürte sie den kräftigen Schlag unter ihren Fingerspitzen. Jack lebte.
    “Danke, Gott!”, flüsterte sie unter Tränen. “Danke.”
    Ihre medizinische Ausbildung war umfangreich, doch mit Schusswunden hatte sie nie etwas zu tun gehabt. Zitternd versuchte sie sich die nötigen Notfallmaßnahmen ins Gedächtnis zu rufen.
    Die Kugel war in seine Schulter eingedrungen, und als sie Jacks Hemd zur Seite zog, sah sie, dass die Wunde noch heftig blutete. Außerdem erkannte sie, dass Jack kurz davor war, in einen Schockzustand zu verfallen. Sie sprang auf, rannte nach unten und holte Kissen, Decken und saubere Handtücher.
    Sie schob ihm das Kissen unter die Schulter und wickelte ihn von der Taille bis zu den Füßen fest in die Decke ein. Dann presste sie das Handtuch auf die Blutung. Sobald die etwas nachließ, konnte sie die Wunde genauer untersuchen. Glücklicherweise war die Kugel nicht in die Brust eingedrungen, so dass sie sich keine Sorgen um seine Lungen machen musste. Eine Arterie war ebenfalls nicht zerrissen.
    Immer eines nach dem anderen, beruhigte sie sich selbst. Schritt für Schritt vorgehen. Du schaffst das, du schaffst das! Sie wiederholte die Worte wie ein Mantra, um sich ausreichend Selbstvertrauen einzureden. Das Letzte, was Jack jetzt gebrauchen konnte, war, dass sie in Panik geriet.
    “Oh Jack”, schluchzte sie und schob ihm das widerspenstige Haar aus der Stirn. Sie fühlte sich verantwortlich für seine Verletzung. Hätte sie die richtige Waffe geholt, wäre das alles nicht passiert. Sie hätte Jack retten können. Stattdessen starb er jetzt vielleicht, und das war allein ihre Schuld.
    Angst und Selbstvorwürfe brachten sie jedoch nicht weiter. Sie musste sich darauf konzentrieren, Jack zu helfen und richtig vorzugehen. Diesmal durfte sie ihn nicht im Stich lassen.
    Seine Bewusstlosigkeit erwies sich momentan als Segen, so konnte sie die notwendigen Untersuchungen vornehmen, ohne ihm Schmerzen zuzufügen. Auf ihren Hacken sitzend, streichelte sie ihm das Gesicht und überlegte ihre nächsten Schritte. Zuerst musste sie in der Wunde nachsehen, wo die Kugel steckte, und feststellen, wie tief sie eingedrungen war. Sie würde das Filetiermesser dazu benutzen, wenn auch

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