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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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freundliches, fröhliches Lachen.
    Ohne Lorraine war er tatsächlich einsam. Er vermisste sie, bezweifelte jedoch irgendwie, dass sie ihn genauso heftig vermisste. Eine Stunde in Marjories Gesellschaft – auch wenn er dabei dasselbe Computerprogramm ein halbes Dutzend Mal erklären musste – war zumindest eine Abwechslung.
    Carlos wollte sie töten. Lorraine wusste das, sobald er sie entdeckte. Panikartig sah sie sich nach Hilfe um in der Hoffnung, jemand würde ihre Notlage bemerken und einschreiten oder zumindest die Polizei verständigen. Aber weit und breit war niemand in Sicht. Selbst wenn Leute in der Nähe gewesen wären, bezweifelte sie, dass sie sich eingemischt hätten.
    Carlos kam langsam auf sie zu, als genieße er die Vorfreude. Für jeden Schritt, den er machte, wich sie einen zurück, bis sie mit dem Rücken gegen die Aufbauten stieß. Sein Atem verursachte ihr Übelkeit, doch sie zeigte weder Entsetzen, noch zuckte sie zusammen.
    “Was haben Sie hier zu suchen?”, fragte sie gespielt mutig.
    “Ich bin hier, um dir eine Lektion zu erteilen.” Sein Lächeln schwand. Mit beiden Händen riss er ihr die Bluse auf, dass die Knöpfe wegflogen.
    Lorraine japste über diese unerwartete Attacke. Sie versuchte, ihm ein Knie in den Unterleib zu rammen, verfehlte jedoch ihr Ziel. Das Knie war nicht ihre einzige Waffe. Sie zog ihm die langen Nägel durchs Gesicht und hinterließ blutige Striemen.
    Carlos schlug sie so heftig mit dem Handrücken, dass ihr die Lippe aufsprang. Ihr Mund füllte sich mit Blut, und sie bespuckte ihren Angreifer. Er konnte sie vielleicht vergewaltigen und töten, aber sie würde es ihm nicht leicht machen.
    Sie hörte ein Rufen vom Steg und erkannte Jack.
Jack!
Dem Himmel sei Dank. Es war ihr zunächst nicht klar geworden, aber wenn Carlos sie aufstöbern konnte, musste er Jack entweder getötet oder schwer verletzt haben.
    Als auch Carlos Jacks Stimme erkannte, blickte er über die Schulter und fluchte laut. Er griff nach der Waffe, die hinten in seinem Hosengürtel steckte, und hätte geschossen, wenn Lorraine sich nicht blitzschnell mit ihrem ganzen Gewicht seitlich gegen ihn geworfen hätte.
    Die Waffe ging los, fiel Carlos jedoch aus der Hand und landete auf dem Deck. Die Kugel flog ins Leere. Jack sprang an Bord und brachte die “Scotch on Water” heftig zum Schwanken. Ohne Zögern gingen die beiden Männer aufeinander los wie Raubtiere, die um eine frisch geschlagene Beute kämpften. Lorraine fiel fast über die Vorratskisten in dem Bemühen, aus dem Weg zu bleiben. Arme und Beine flogen nur so, und sie wurde fast getroffen. Sie bewegte sich im Kreis um die Männer und hoffte, Jack helfen zu können.
    Da sie keine andere Möglichkeit sah, sprang sie Carlos auf den Rücken und schlang ihm in dem amateurhaften Versuch, ihn zu würgen, die Arme fest um den Hals. Mühelos schüttelte er sie ab. Als sie aufschlug, stieß sie sich seitlich den Kopf und sah für einen Moment nur Sterne.
    Verblüfft setzte sie sich auf, wartete, bis ihr Blick wieder klar wurde und rappelte sich hoch. Da sie nicht untätig daneben stehen wollte, griff sie nach dem Wassereimer. Wenn sie ihn Carlos über den Schädel ziehen konnte, oder besser noch über den Kopf stülpte, könnte sie vielleicht tatsächlich helfen. Leider hielt er keine Sekunde still, und es endete damit, dass sie ihm, den Eimer in der Hand, über das Deck folgte und auf den richtigen Augenblick wartete.
    Jack erwies sich als ebenbürtiger Gegner, doch Carlos war vierzig, fünfzig Pfund schwerer als er. Auch er schien ein Experte im Kampf Mann gegen Mann zu sein.
    “Die Waffe!”, rief Jack ihr zu. “Hol die Waffe!”
    Natürlich. Das war sinnvoll und ihm eine wesentlich größere Hilfe, als wenn sie mit einem gelben Plastikeimer hinter Carlos herrannte. Ihr Adrenalinspiegel war hoch, als sie nach unten lief, um die 22er Glock zu holen, die er ihr gegeben hatte.
    Als sie unter Deck verschwand, hörte sie Jack fluchen. Eilig holte sie die Waffe aus dem Versteck und prüfte, dass sie geladen war. Sie löste die Sicherung, wobei ihre Hände so heftig zitterten, dass sie es kaum schaffte, und lief wieder nach oben.
    Erst als sie den Schuss hörte, dämmerte ihr, dass Jack nicht die Waffe unter Deck gemeint hatte, sondern die, die sie Carlos aus der Hand geschlagen hatte. Die, die soeben abgefeuert wurde.
    Das Geräusch war wie eine Explosion, die ihr noch lange in den Ohren hallte. Sie betete inständig, dass es Carlos sei, der

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