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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Körperlichen beruht. Nicht so bei Lorraine, und das war ungewöhnlich. Natürlich spielte auch hier die körperliche Anziehung eine große Rolle, jedoch mehr noch eine unerwartete emotionale Tiefe. Da er auf Grund seines riskanten Lebens Emotionen weitestgehend gemieden hatte, befand er sich plötzlich auf ungewohntem Terrain.
    “Morgen”, grüßte Lorraine, als sie das Frühstück an Deck trug. Es war der zehnte Tag nach der Schießerei. “Wie fühlst du dich?”
    “Besser.” Als Erstes fiel ihm auf, dass sie anders klang als sonst. Er konnte nicht aufhören, sie anzusehen. Das Sonnenlicht rahmte sie und gab ihr etwas Engelhaftes. Er fragte sich ironisch, ob Gott ihm eine Lektion erteilen wollte, indem er ihm Lorraine schickte, damit er sich mit Fantasien darüber quälte, was hätte sein können.
    Das Tablett in Händen, trat sie aus dem Sonnenlicht. Jack verengte leicht die Augen, als er ihr Gesicht sah. Etwas war nicht in Ordnung. Sie verstand es nicht besonders gut, ihre Gefühle zu verbergen. Eine der Eigenschaften, die er so wunderbar an ihr fand.
    “Raine.” Er nannte sie immer so, wenn er eine Reaktion provozieren wollte.
    Sie ignorierte ihn entweder, oder sie hatte ihn nicht gehört. “Ich habe dir Frühstück gebracht.”
    “Was ist los?” Er bevorzugte den direkten Weg.
    Sie runzelte die Stirn, als frage sie sich, wie er erkannt hatte, dass etwas nicht stimmte.
    “Sag’s mir.” Er rückte zur Seite und machte ihr Platz auf dem Liegestuhl.
    Er bemerkte ihr Zögern, ehe sie sich tief seufzend zu ihm setzte. “Erinnerst du dich, dass ich die Kugel zunächst mit einer Pinzette herausholen wollte?”
    Er nickte.
    “Nun, die Pinzette war in meinem Kosmetiktäschchen. Ich hatte es eilig und habe den gesamten Inhalt auf die Matratze gekippt. Ich erinnere mich, dass mir etwas Eigenartiges dabei auffiel. Aber ich hatte damals keine Zeit, mich damit aufzuhalten. Da habe ich einfach alles wieder mit der Hand in die Tasche geschoben.”
    “Etwas Eigenartiges?”
    “Ein goldener Gegenstand. Ich wusste nicht, was es war oder wie es in meine Tasche geraten war, aber zu dem Zeitpunkt erschien es mir unwichtig. Ich stecke dauernd irgendwelche Sachen in die Tasche. Ohrringe beispielsweise. Ich dachte, es wäre vielleicht ein vergessener Ohrring oder eine Anstecknadel. Ich habe nicht weiter darüber nachgedacht.”
    “Und was ist es?”
    Lorraine ergriff seine Hand und drückte sie fest. “Ich kann dir nicht genau sagen, was es ist … aber ich ahne es. Und ich habe einen starken Verdacht, wie es dort hineingelangt ist.”
    “Wie?”
    “Jason Applebee. Ich fürchte, es ist ein weiteres Artefakt. Wieder so ein Sternen-Ding.”
    Es war jetzt über eine Woche her, und niemand hatte etwas von Jack Keller, Lorraine Dancy und der “Scotch on Water” gehört oder gesehen. Jason war das Risiko eingegangen, geschnappt zu werden, um diese Frau zu finden, besser gesagt, ihre Tasche. Er fürchtete, dass sie das Maya-Artefakt in ihrem kleinen Kosmetikbeutel schon entdeckt hatte. Wenn nicht, war es nur eine Frage der Zeit, wann das geschah.
    Wenigstens war er klug genug gewesen, nicht beide Stücke in ihrem Koffer zu verbergen. Das wäre eine Katastrophe geworden. Eine Hälfte des Stern von Yucatán zu verlieren war schlimm genug, beide war undenkbar. Unerträglich. Zu viele Menschen waren bereits gestorben. Die meisten durch seine Hand. Er war immer wieder Risiken eingegangen und wollte seine Pläne jetzt nicht mehr durchkreuzen lassen.
    Seine Neigung zum Töten hatte ihn selbst erstaunt. Er hatte nicht gewusst, dass er es ohne Ekel konnte. Natürlich hätte er es lieber vermieden, aber er hatte auch gelernt, dass es ihm leichtfiel, wenn Mord ein Mittel zum Zweck war. So leicht, wie er es sich in seinen kühnsten Träumen nicht ausgemalt hatte.
    Seit seiner Kindheit hatte ihn Archäologie fasziniert, besonders alles, was die Kultur der Mayas betraf. Er hatte sie ausgiebig, ja besessen studiert. Als Teenager hatte er dann geglaubt – und schließlich gewusst –, dass er die Reinkarnation des Maya-Gottes Kukulcán war, der nur auf die richtige Zeit wartete, um seine wahre Identität preiszugeben. Kukulcán war unter anderem mit einem riesigen Penis gesegnet, hatte jedoch, im Gegensatz zu ihm, ein Zölibatsgelübde abgelegt. He, warum sollte er sich sexuelle Freuden versagen? Ehrlich, er konnte keinerlei Grund sehen, sich zu kasteien. Kukulcan hatte sein Gelübde schließlich auch gebrochen und war, von Schuld

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