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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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Überraschung er auch. Ihre Blicke begegneten sich, und keiner von beiden sah weg. So war es seit dem Moment, als er das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Stumm drückten sie gegenseitige Wertschätzung und Zuneigung aus. Ungezählte Stunden war sie an seiner Seite geblieben, hatte ihn versorgt, hatte ihm ihren Willen, ihre Kraft und ihr Herz geschenkt. Er brauchte ihren Überlebenswillen nicht, sein eigener war stark genug. Doch ihre Zuneigung nahm er gerne an. Und obwohl sie kein Wort darüber verloren, wussten sie, dass die zärtlichen Gefühle füreinander da waren.
    Jack studierte ihr Gesicht. Dabei war sein Blick so liebevoll, dass es Lorraine durch und durch ging. Sie wollte ihm noch einen Löffel Suppe geben, doch ihre Hand zitterte so sehr, dass sie einen Moment pausieren musste.
    “Wann kann ich richtiges Essen haben?”
    “Bald”, versprach sie. Ohne Antibiotika, um die Infektion zu bekämpfen, brauchte der Heilungsprozess länger. Jack schlief viel, und es frustrierte ihn, dass er kaum länger als eine Stunde wach bleiben konnte, ehe er wieder einschlummerte.
    Während er schlief, wurde ihr die Zeit lang. In den letzten Tagen hatte sie alles Gedruckte an Bord zweimal gelesen. Sie hatte seine Sachen gewaschen und ein paar Hemden und Baumwollshorts für sich herausgelegt. Sie hatte das gesamte Wohnquartier aufgeräumt, geputzt und umorganisiert.
    Aus einigen Dingen, die sie während des Putzens gefunden hatte – kleine Geschenke, Karten, die sie nicht hätte lesen sollen, es aber doch tat –, ging hervor, dass Jack eine Reihe andauernder Beziehungen mit Frauen in der gesamten Karibik unterhielt. Das bestärkte sie nur in ihrer Entscheidung, ihn glauben zu lassen, sie sei verheiratet. Außerdem war es inzwischen nicht mehr einfach, ihm locker zu erzählen, dass sie ledig war. Sie hatte den Irrtum zugelassen, und jetzt war es besser, nicht mehr daran zu rühren.
    Außerdem war da noch Gary. Sie wollte ihn heiraten und liebte ihn wirklich. Es wäre unfair, über eine Liaison mit einem anderen auch nur nachzudenken. Zur Erinnerung daran trug sie die Kette, die sie zur Verlobung geschenkt bekommen hatte, auf dem Hemd. Auf Jacks Hemd.
    Jack hätte es in seinem Bett unter Deck bequemer gehabt, doch er wollte nichts davon wissen. Er zog es vor, an Deck in der Sonne zu liegen und die frische Salzluft zu atmen. Sie machte ihm ein Bett in einem Liegestuhl zurecht, und er verbrachte seine Zeit dort.
    “Du hast vergessen, die “Scotch on Water” vom Dock loszubinden?”, wiederholte er kichernd.
    Lorraine wusste, dass es ein Fehler gewesen war, ihn über ihre Flucht aus Pucuro aufzuklären. Seither zog er sie damit auf. In solchen Momenten zeigte sein Gesicht sogar einen Hauch Farbe. Auf Grund des Blutverlustes war er immer noch leichenblass und sehr schwach. So gesehen sollte sie vielleicht sogar dankbar sein, dass er die Geschichte ihrer Flucht so amüsant fand.
    Er aß die Suppe auf und hatte Mühe, die Augen offen zu halten. “Schlaf, Jack”, drängte sie ihn und wollte sich selbst für die Nacht zurückziehen. Sie schlief unter Deck in seiner Koje.
    “Ich möchte reden”, beharrte er und hielt sie am Handgelenk fest, damit sie nicht wegging.
    “Später”, versprach sie.
    “Bleib noch ein paar Minuten, ja?”
    “Also gut.”
    “Ich schließe nur einen Moment die Augen, dann können wir …”
    Er kam nicht mehr dazu, den Satz zu beenden, denn er schlief schon. Sie hatte keine Ahnung, worüber er reden wollte, und in gewisser Weise war sie dankbar, dass er zu schwach war für ein Gespräch. Sie fürchtete, es könnten Dinge zur Sprache kommen, die besser ungesagt blieben.
    Ihre angebliche Ehe stand wie eine Wand zwischen ihnen. Manchmal wünschte sie zwar, das Missverständnis gleich beim ersten Mal aufgeklärt zu haben. Doch dann dachte sie an Gary, oder es geschah etwas, das sie erinnerte, wie weit ihre und Jacks Welt auseinanderlagen. Und sie wusste, dass es für sie keine gemeinsame Zukunft gab.
    Sie sollte jetzt unter Deck gehen und sich hinlegen. Trotzdem blieb sie an Jacks Seite und betrachtete die Spiegelung des Mondes auf dem Wasser. Vielleicht versuchte sie nur, ihre Gefühle zu relativieren, indem sie sie vernünftig erklärte, aber unter diesen Umständen war es nicht verwunderlich, dass sie sich zu Jack hingezogen fühlte. Er hatte ihr das Leben gerettet und sie ihm seines. Das schuf eine starke Bindung zwischen zwei Menschen.
    In den Tagen seiner Erkrankung hatte sich eine echte

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