Der Stern von Yucatan
Catherina zu Jack und zurück zu Dr. Molino. Wieder nickte der ältere Gentleman nur lächelnd.
“Es besteht kein Grund, an diesem Punkt unnötige Risiken einzugehen”, sagte Jack ihr.
“Für die Dauer Ihres Aufenthaltes in meinem Land werden Sie beschützt”, versprach Catherina.
“Gut”, stimmte Jack zu.
Catherina seufzte und beugte sich leicht vor. “Nun etwas Unangenehmes. Ich fürchte, die Nachricht von der Entdeckung der zweiten Hälfte des Sterns ist zu den Zeitungen durchgesickert. Gedruckt wurde noch nichts, aber …”
Jack fluchte leise und fügte lauter hinzu: “Verdammt, wie konnte das geschehen?”
“Solche Nachrichten sind für die Menschen meines Landes von großem Interesse. Ich entschuldige mich. Aber ich fürchte, es ist jetzt nicht mehr möglich, die Geschichte länger als vierundzwanzig Stunden zurückzuhalten.”
“Wir sind auf der sicheren Seite”, sagte Lorraine. “Je eher es veröffentlicht wird, desto besser.” Jason würde sich nicht mehr die Mühe machen, sie zu verfolgen, sobald das Artefakt wieder in Händen der Behörden war. Falls er das noch nicht wusste, würde er es aus der Zeitung erfahren.
Jack fing ihren Blick auf, und sie lächelten sich an.
Catherina blickte betont auf Lorraines Ehering und dann in ihre Gesichter. Sie schien die Situation richtig einschätzen zu wollen. “Sie beide hatten also ein richtiges Abenteuer.”
Kein Kommentar.
“Lorraines Name wird in den Nachrichten nicht erwähnt?”, fragte Jack.
“Nein”, versprach Catherina.
“Gut.” Jack entspannte sich.
“Das Hotel wird auch nichts verlauten lassen”, sagte Catherina, stand auf und gab Lorraine die Hand. “Mein Land und meine Regierung danken Ihnen noch einmal für Ihre Hilfe. Wir bedauern das vorherige Missverständnis und hoffen, dass Sie unsere Entschuldigung annehmen.”
Dr. Molino erhob sich ebenfalls, und sie gaben sich die Hände.
Lorraine war überwältigt von der Großzügigkeit der mexikanischen Regierung. Das Erste-Klasse-Ticket war natürlich wunderbar, aber noch mehr würde sie die Hotelsuite genießen. Als Erstes würde sie eine lange heiße Dusche nehmen. Dann würde sie sich vom Zimmerservice ein großes Steak, ein Glas Wein und den größten Nachtisch auf der Speisekarte bringen lassen.
“Ich melde mich”, versprach Catherina, und Lorraine war nicht sicher, ob sie mit ihr oder mit Jack sprach. Vermutlich mit Jack.
Die drei verließen das Verwaltungsgebäude zusammen. “Ich bin froh, dass es vorüber ist.” Lorraine seufzte erleichtert. Die ganze Nacht hatte sie von möglichen Katastrophen geträumt. So viel war schon passiert, dass sie davon ausging, es würde noch mehr schiefgehen.
Jack sagte nichts.
Catherina winkte das Taxi heran, das sie vor dem Gebäude erwartete.
Lorraine stieg hinten ein und winkte Catherina zum Abschied. “Wohin jetzt?”, fragte sie geradezu übermütig.
Doch ihre Stimmung sank, sobald sie Jacks verändertes Verhalten bemerkte. Er saß so weit von ihr entfernt wie nur möglich. “Ich begleite dich zum Hotel.” Sein Tonfall verriet, das Ende war gekommen. Sie hatte es gewusst, und ihr war auch klar, wie es jetzt weitergehen würde. Jack würde sie zu ihrem Zimmer bringen, sich vergewissern, dass die Wache aufgestellt war, sich kurz verabschieden und gehen.
Auf der Fahrt sprach keiner ein Wort.
Jack wartete, während sie am Empfang des Luxushotels die notwendigen Formalitäten erledigte.
“Ich hoffe, Sie genießen Ihren Aufenthalt bei uns, Miss Dancy. Ach, und da ist noch eine Nachricht für Sie.” Der Mann am Empfang gab ihr einen Zettel. Sie sah flüchtig darauf und las den Namen ihres Vaters, ehe sie den Zettel in der Tasche verschwinden ließ. Damit würde sie sich später befassen.
“Danke”, sagte sie, doch es klang platt und leblos. Plötzlich war sie entsetzlich müde. Sie nahm ihren Zimmerschlüssel und ging zu Jack.
“Ich begleite dich noch hinauf, um zu sehen, ob die Wache an ihrem Platz ist”, erklärte er steif.
Im Fahrstuhl waren sie allein. Die Stimmung war so gedrückt, dass Lorraine fürchtete, nicht mehr richtig atmen zu können. Nach einigen Minuten hätte sie schreien mögen vor Kummer, weil der Abschied so kurz bevorstand.
Plötzlich wusste sie, dass sie das nicht zulassen konnte. Jack durfte nicht einfach aus ihrem Leben verschwinden. Nicht, ehe sie ihm gesagt hatte, wie sehr sie ihn liebte.
“Wohin wirst du gehen?”, fragte sie.
“Ich habe ein
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